My demonic Stepbrother. Melody Adams

My demonic Stepbrother - Melody Adams


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      „Als wenn du jemals den Platz meiner Mutter einnehmen könntest!“, spie ich hasserfüllt. „Ich werde jedenfalls nicht mit auf diesen dämlichen Bootsausflug kommen. Ich mag keine Macht darüber haben, diese Hochzeit zu verhindern, doch ich kann deutlich machen, dass ich dagegen bin und nicht gedenke, diesen Mist in irgendeiner Weise zu unterstützen.“

      „Ich schließe mich Mina an“, knurrte Jason und stürmte aus dem Raum.

      „Viel Spaß bei eurer Bootstour!“, rief ich ätzend, und rannte ebenfalls aus der Küche.

      Im Flur hörte ich wie Jason im ersten Stock seine Zimmertür zu schlug. Ich stürmte die Treppen hinauf zu meinem eigenen Zimmer und schlug meine Tür ebenfalls hinter mir zu. Dann tat ich etwas, was ich nie zuvor getan hatte: ich drehte den Schlüssel im Schlüsselloch herum und verschloss die Tür.

      Mit einem frustrierten Schluchzen warf ich mich auf das Bett und starrte an die Decke. Ich hörte Geräusche auf dem Balkon, dann ein Brüllen, das wie das eines wilden Tieres klang und doch irgendwie wie nichts, was ich je zuvor gehört hatte. Mit klopfendem Herzen hörte ich auf zu schluchzen und lauschte. Nichts war mehr zu hören. Was konnte das nur gewesen sein? Es war weder ein Hund noch eine Katze gewesen. Doch es gab keine wilden Tiere in der Umgebung.

      Wieder kamen mir die verrückten Gedanken in den Kopf, Jason könnte ein Vampir oder Werwolf sein. Doch Vampire machten keine solchen Geräusche. Außerdem mochten sie kein Sonnenlicht. – Oder? Und ein Werwolf ...? Waren Werwölfe nicht an den Vollmond gebunden? Sicher konnten sie sich nicht mitten am Tag verwandeln.

       Jason ist ein Mensch! Er ist ein Mensch. Ein Mensch. Ein Mensch. Es gibt keine Vampire oder Werwölfe! Er ist ein Mensch. Mensch. Mensch.

      ***

      Die Fahrt nach Black Falls schien sich ewig hinzuziehen und doch viel zu schnell zu vergehen. Ich konnte es nicht glauben, dass dies wirklich geschah. Dad war wieder verheiratet und ich würde mit Chantal und ihrem Sohn leben müssen, ob es mir passte oder nicht. Noch dazu musste ich alle meine Freunde zurück lassen und in Black Falls ganz neu anfangen. Ich hasste es, die Neue zu sein. Kids konnten so grausam sein und neue Schüler waren stets ein beliebtes Opfer für Mobbing. Zum Glück würde Jason nicht zur High School gehen. Er studierte an der Uni in Stanton und würde nur zum Wochenende nach Black Falls kommen. Wenigstens hieß das, dass ich ihn nicht jeden Tag sehen musste. Vielleicht würde er auch seine Wochenenden lieber in Stanton verbringen. Doch da blieb immer noch Chantal. So lieb und freundlich sie sich auch zeigte, ich traute ihr nicht über den Weg. Ich konnte nicht einmal genau benennen, was mich so argwöhnisch machte, doch ich konnte das Gefühl einfach nicht abschütteln, dass meine Stiefmutter ein düsteres Geheimnis hatte. Ebenso wie ihr Sohn.

      Wir passierten ein Schild mit der Aufschrift: ‚Willkommen in Black Falls. Einwohner: 1236’

      „Gott! Was für ein Kaff“ brummte ich.

      „Du wirst sehen, Black Falls ist eine nette kleine Stadt“, warf mein Vater ein. „Jeder kennt hier jeden und es gibt einen sehr guten Zusammenhalt in der Gemeinde.“

      Ich schnaubte.

      „Stadt“, murmelte ich. „Kuhdorf trifft es eher.“

      „Schau! Sie haben sogar ein Kino hier!“, rief Chantal aus. „Ist das nicht toll, Kids?“

      Jason und ich schnaubten. Ich schaute nicht aus dem Fenster. Ich wollte das Elend gar nicht sehen. Alles war noch viel schlimmer als ich mir vorgestellt hatte. In einem Kaff wo – wie Dad gesagt hatte, jeder jeden kannte – war es für eine Neue wie mich noch viel schwieriger. Ich würde wahrscheinlich nie Freundschaften hier schließen. Dörfler waren meist cliquenhaft. Sie würden niemanden akzeptieren, der von außerhalb kam.

      „Da wären wir!“, verkündete Dad gut gelaunt.

      Es machte mich noch wütender, dass Dad und Chantal so verdammt fröhlich und aufgeregt über diesen Umzug waren.

      „Kommt! Alles aussteigen“, sagte Dad und schnallte sich ab.

      Ohne Begeisterung stiegen Jason und ich aus dem Wagen. Wir schauten beide grimmig vor uns hin.

      „Hmm, der Möbelwagen ist noch nicht da“, sagte Chantal. „Sollten sie nicht vor uns ankommen? Wir haben sie unterwegs nirgendwo überholt. Vielleicht haben sie sich verfahren?“

      „Ach was!“, wiegelte Dad ab. „Du haben sicher auf irgendeiner Raststation Pause gemacht und werden jeden Moment eintrudeln.“

      „Du hast recht. Gehen wir erst mal rein, dann können die Kids sich ihre Zimmer aussuchen“, erwiderte Chantal.

      „Ist mir egal, welches Zimmer ich hab“, brummte ich. „Ich hasse es hier sowieso.“

      „MINA! Wann hörst du endlich auf, dich wie ein bockiges Kleinkind zu benehmen?“

      Ich erwiderte nichts, sondern zuckte nur mürrisch mit den Schultern.

      Dad schloss die Haustür auf und öffnete sie, ehe er sich zu Chantal umdrehte und sie schwungvoll auf seine Arme nahm.

      „Eddie!“, kreischte Chantal lachend. „Was machst du ...?“

      „Ich muss doch meine Braut über die Schwelle tragen“, erwiderte Dad lachend und trug Chantal ins Haus.

      Jason und ich wechselten einen angewiderten Blick. Jason zuckte mit den Schultern, dann machte er eine einladende Handgeste um mir zu deuten, zuerst einzutreten. Ich bezweifelte, dass die Geste von Galanterie her rührte. Wahrscheinlich wollte er nur hinauszögern, das verhasste neue Zuhause zu betreten.

      Der Möbelwagen kam eine Stunde nach uns an. Ich war froh, dass ich mich nun mit Kisten schleppen und einrichten beschäftigen konnte. Alles war besser als die eine Stunde voller peinlicher Anspannung, als wir in dem leeren Haus auf das Umzugsunternehmen gewartet hatten.

      „Uff“, stöhnte ich, als ich nach der Kiste mit meinen Büchern griff. „Ich hätte das verdammte Ding nicht so voll machen sollen.“

      „Gib her!“, erklang die mürrische Stimme von Jason hinter mir.

      „Danke, aber ich brauche deine Hilfe nicht!“, schnappte ich und hob die Kiste hoch.

      Schon nach wenigen Schritten war klar, dass ich mich übernommen hatte. Mein Kreuz schmerzte und meine Arme zitterten. Ich schwankte auf der Treppe, die zur Veranda hinauf führte.

      „Dummes kleines Mädchen“, schimpfte Jason neben mir und nahm mir die Kiste aus den Händen. „Nur weil ich dich nicht leiden kann heißt nicht, dass ich zusehe, wie du dich verletzt. Also hör auf so verdammt stur zu sein, Mina!“

      Mit offenem Mund starrte ich meinem Stiefbruder hinterher, als er die schwere Kiste ins Haus trug als handle es sich lediglich um einen Karton mit Federn. Wieso war mir nie aufgefallen, wie breit seine Schultern waren und wie die dunklen Jeans seinen knackigen Hintern betonten?

       Oh mein Gott, Mina! Hör auf damit! Du kannst diesen finsteren Typen nicht wirklich attraktiv finden!

      Doch so sehr ich mir einzureden versuchte, dass ich Jason auf keinen Fall attraktiv fand, klopfte mein Herz wie wild in meiner Brust und diesmal war es nicht vor Angst.

      „Mina! Steh hier nicht faul in der Gegend rum!“, erklang die Stimme meines Vaters neben mir. „Es ist mir egal, ob du wegen diesem Umzug wütend bist, doch das gibt dir nicht das Recht, uns alles allein machen zu lassen. Also pack an und schaff dein Zeug nach oben!“

      Mir lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch dann besann ich mich und ging zurück zum Umzugswagen.

      Sechs Stunden später war alles im Haus und an seinem Platz. Jason hatte mir geholfen, mein Bett und die Schränke zusammen zu bauen. Jetzt musste ich nur noch die Kartons auspacken, doch das konnte bis morgen warten. Ich hatte einen kleinen Karton gepackt, indem ich alles verstaut hatte, was ich für den ersten Tag brauchte. Waschzeug, Pyjama, Wechselklamotten für morgen früh und der Roman, den ich gerade las.


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