Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende. Markus Orians
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Markus Orians
Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende
Alternativen zu unserem jetzigen Gesellschaftssystem
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Inhaltsverzeichnis
1Entwicklung unseres Bewusstseins
2Philosophie in Indien und China
4Die Philosophie des christlichen Mittelalters
5Neuzeit: Wiedergeburt der Antike im Humanismus
6Die Philosophie der neuen, der bürgerlichen Zeit
7Die Philosophie des 20. Jahrhundert
8Philosophie im 21. Jahrhundert
Kapitel 1
Einleitung:
Für Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770- 1831) begann die „wahre“ Philosophie erst im antiken Griechenland, also vor etwa 2500 Jahren. Für den zeitgenössischen Philosophen Andre´Comte- Sponville heißt Philosophie „denken“. Denken, Nachdenken über die Welt und das gesamte Sein. Die Philosophin Annegret Stopczyk hat in ihrem Buch „Nein danke, ich denke selber“ philosophieren ganzheitlich und umfassender beschrieben. Philosophieren entspricht bei ihr der Fähigkeit „eines eigenständigen Denkens, Fühlens, Erlebens und Han-delns.“ Philosophieren ist bei ihr nichts Abstraktes, sondern sehr konkret mit dem Erleben in dieser Welt verbunden. Niemand soll sich von anderen vorschreiben lassen, „ was und wie man denken soll.“ Man sollte sich auch nicht durch die großen Denker der Menschheit, die scheinbar schon alles perfekt durchdacht haben, entmutigen lassen. Sie glaubt auch, dass es gerade die großen Vorbilder sind, die unser eigenes Denkvermögen eher blockieren. Das Gefühl bekommt bei ihr auch deshalb einen besonderen Stellenwert, weil sie Denken vom Gefühl nicht trennt. In dieser Auseinandersetzung geht es um den alten Erkenntnisstreit zwischen Ratio und Gefühl. Worauf sollen ethische Handlungen gründen? Was ist bei un-seren Handlungen ausschlaggebender? Das Vernünftige oder das Emotionale? Dank neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die ich vor allem im Schlusskapitel eingehen werde, sind meines Erachtens bei unseren Entscheidungen unsere Emotionen bedeutungs-voller als unser rationales Denken.
In unserer Kultur lernen wir nicht ausreichend auf unsere Gefühle zu achten und sie ernst zu nehmen. Als Kind wird uns immer wieder im Konflikt mit Erwachsenen unterstellt, dass unsere Gefühle „falsch“ sind, dass wir anders fühlen sollen. Daher werden unsere Empfin-dungen und Gefühle kaum gemerkt und oft verdrängt. Auch deshalb fällt es uns des öfteren schwer unsere Gefühle klar zu benennen. Häufig müssen wir lange um die richtigen Worte ringen und haben doch genauso häufig das Empfinden, dass wir nicht die Begriffe gefunden haben, die unserem jetzigen Gefühl wirklich entsprechen. Eine Empfindung des Körpers sagt uns nach C. G. Jung, dass da etwas ist, das Denken sagt uns, was es ist und die Gefühle bewerten das Empfundene in: das gefällt oder das gefällt nicht. Gefühle begleiten jedes Denken und Handeln und sind für unser Verhalten vor allem in Krisensituationen viel bedeutsamer und entscheidender, als wir dies in der Regel wahrhaben wollen. Immer wie-der versuche ich daher diese Behauptung zu begründen.
Philos heißt im Griechischen Freund- oder Freundschaft und Sophia bedeutet Weisheit. Ein Philosoph ist demnach ein „Freund“ der Weisheit. Die Weisheit ist nicht nur im Deutschen sondern auch im Russischen und Hebräischem weiblich. Dem Männlichen wird der Verstand und der Geist zugeordnet, dem Weiblichen der Leib und die Gefühle. Die Überbetonung des Verstandes, der Ratio hat uns nicht nur in die Krisen zu Beginn des 21. Jahrhunderts geführt. Die Gefühle und das weibliche Empfindungsbewusstsein können uns vielleicht aus diesem Schlamassel wieder herausführen.
Eine philosophische Idee, oder ein philosophisches Konzept sollte demnach ein Gedan-kengebäude sein, in dem die Weisheit zu Hause ist. Es bleibt aber ein Konzept und ist nicht die „absolute“ Wahrheit, wie dies immer wieder im Gegensatz zu religiösen Schriften, z. B. Beim Koran oder der christlichen Offenbarung der Fall ist.
Aber was soll ich tun? Dies ist eine der grundlegenden Fragen in der Philosophie. Sie ist eine moralische- und eine politische Frage und steht bei mir im Mittelpunkt dieses Buches.
Das selbstständige, unabhängige, undogmatische Denken, zu dem die Philosophie auffor-dert, ist eine Fähigkeit, ein Potential, das fast alle Menschen mitbringen, aber viele in sich noch schlummern lassen. Wenn sie oder er diese Kräfte nicht erwecken, verschleudern sie eine grundsätzliche menschliche Fähigkeit. Eine Fähigkeit, die das Leben zumindest inte-ressanter aber auch bewusster gestalten lässt. Man wird selbstbewusster, und kann selbst-bestimmter sein Leben in eine größere Fülle führen.
Menschen, die das Nachdenken anderen oder Ideologien überlassen, machen sich leichter abhängig von den Wenigen, die immer mehr durch dieses System zumindest materiell pro-fitieren und die ihre Interessen mit Hilfe der vierten Macht der Medien, vor allem der Boulevardpresse, so darstellen können, als wären dies auch die Interessen der Mehrheit des Volkes. Wenn Politiker erzählen, dass unser Wohlstand von einem ständigen Wachstum abhängig ist und deshalb jeder unentwegt konsumieren muss, auch wenn man gar kein Bedürfnis hat, dann wird man gefordert darüber nachzudenken, was das für ein System ist, indem ich ein guter Bürger bin, wenn ich mir Güter anschaffe, um der Güter und des Profits einiger weniger Willen. Was ist das für ein System, eine Ideologie, eine Philosophie, die mich auffordert Energien zu verschleudern, Rohstoffe auszubeuten und die Klimaerwärmung zu unterstützen? Wohin führt uns eine gesellschaftliche Ideologie, in der nicht ernsthaft über die Zukunft der kommenden Generationen nachgedacht wird? Wohin führt mich eine Ökonomie, in der es immer seltener um eine Bedarfsdeckung, als vielmehr um eine künst-liche Bedarfsweckung geht?
Wenn ich wissen will, was ich tun soll, wenn ich wählen will, muss ich Konzepte und Philosophien in ihren Grundaussagen kennen. Jedes philosophische Gedankengebäude hat einen eigenen Horizont. Da der Horizont immer auch eine Grenze darstellt, heißt dies, dass jede Philosophie auch eine geistige Grenze hat. Daher scheint es mir notwendig, in knapper Form, das Wissen und die Weisheiten, die geistigen Horizonte, die die Menschen im Laufe der Jahrtausende entwickelt haben, aufzuzeigen und zusammenzufassen. Beginnend, ganz von vorn im archaischen Zeitalter weil uns das Denken, diese Ideen, die Rituale immer noch mitprägen. Bevor wir zur Philosophie in Indien und China vor mehr als 3000 Jahren kommen, gehe ich auch noch auf das magische Zeitalter ein. Dem folgend die mythische Zeit in Griechenland, über die antike Zeit, das Mittelalter, die Renaissance, bis in die heutige Zeit. Zeigen wie die Philosophien nach der „Wahrheit“ suchen und doch alle in einem Denk- oder Erfahrungsrahmen begrenzt sind und die vermeintlich neu gedachten und entwickelten Ge-dankengebäude, auf die davor entstandenen aufbauen. Auch zeigen, wie Ideen abhängig von Kultur, Kunst, Politik und dem Zeitgeist sind. Darstellen, was für Menschen das sind, die diese Denkgebäude entworfen haben. Aufzeigen worauf letztendlich unsere Religionen un-ser Denken, unser Wissen, unsere Verhaltensweisen unsere