Auszahlung. M. TroJan

Auszahlung - M. TroJan


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nur fragen kann: „Was zum Teufel hat mich da nur geritten?“

      Wir Spieler legen uns gerne selbst Ketten an, wir verschließen uns wortwörtlich und leben dadurch am Existenzminimum – nicht nur aus finanzieller Sicht betrachtet.

      Eine Sucht nimmt Ihnen nicht „nur“ Ihren materiellen Besitz, sondern auch Ihre Freiheit. Diese wird im Grunde ab Tag-Eins aufs Spiel gesetzt, riskiert und letzten Endes verspielt. Wenn Sie den Fragebogen durcharbeiten, sich damit intensiv befassen und ehrlich beantworten, dann werden Sie spüren, wie Ihr Selbstbewusstsein zurückfindet. Selbstbewusstsein wird Ihnen eine Art von Freiheit näherbringen, um die Geschehnisse auch kritisch hinterfragen zu wollen. Nicht alles, was uns täglich als Wahrheit oder Gerechtigkeit präsentiert wird, entspricht auch tatsächlich der Realität. Wahrheit ist immer nur von einem gewissen Standpunkt aus, als Wahrheit zu betrachten.

      Glücksspiel präsentiert sich als etwas Spannendes, als witzige Nebenbeschäftigung, die schon fast selbstverständlich einen netten Nebenverdienst ermöglicht. Die Glücksspielindustrie möchte das Gefühl von „Freiheit“ präsentieren, doch zeitgleich erschaffen sie deutliche Grenzen und während dessen schröpfen sie jeden Spieler, der spielt. Das Wort „Gewinn“ wird von Spielern immer mit Glücksspiel in Verbindung gebracht, doch als Spieler gewinnt man rein gar nichts, denn für jeden angeblichen „Gewinn“ bezahlen wir Spieler durchgehend Unmengen von Geld. Durch das bloße Wissen endet es leider nicht, denn ähnlich wie die Spielautomaten, entwickelt sich die Szene rasant weiter. Plötzlich gibt es Spieler, die mit Überzeugung behaupten, sie würden jedem Menschen offenbaren können, wie man mit Glücksspiel bzw. explizit mit Spielautomaten „reich“ wird. Und man glaubt es kaum, es werden tatsächlich Seminare (in Deutschland) angeboten (!)

      Eine Menge von Glücksspiel-Befürworter bewegen sich am äußeren Rande der Legalität, denn die Glücksspiel-verharmlosung oder das gezielte Anwerben von Spielern, ist in vereinzelten Ländern – wie zum Beispiel in Deutschland – eine Straftat. Darum wird es natürlich beschönigt, im Grunde ist es ein „Katz-und-Maus-Spiel“; Glücksspielbefürworter behaupten etwas, Glücksspielgegner widerlegen es, Glücksspielgegner behaupten etwas und Glücksspielbefürworter möchten es widerlegen. Es ist nicht einfach, das Ausmaß einer Sucht deutlich zu offenbaren, solange auch verwirrte Spieler das Gegenteil behaupten wollen. Feststeht, dass das Spielen am Automaten definitiv keinen Reichtum erbringen wird und jeder Spieler, der derzeit das Gegenteil behauptet, belügt und betrügt sich selbst und andere zugleich.

      Das wohl beste Argument der Glücksspielbefürworter liegt darin, dass man die Gegebenheiten direkt verdreht, man entschärft die Wahrheit. Ein einfaches Beispiel; „Wenn das so wäre, dass das Spielen negativ sei, warum würde ich weiterhin freiwillig spielen?“ Diese Gegenfrage wird auch von aktiven Spielern verwendet, die das Spielen gezielt verharmlosen möchten. Oder der direkte Angriff, der Kritiker gezielt Mundtot machen soll und auch oftmals den gewünschten Effekt erzielt; „Wenn das Glücksspiel solch einen Schaden anrichten würde, dann hätte ich längst aufgehört“. Bei dieser Aussage lenken selbst zynische Denker ein, weil sie glauben, der Glücksspielbefürworter bzw. Spieler wäre vernünftig. Das ist ein Irrglaube. Wer Glücksspiel verharmlost bzw. befürwortet, ist entweder Spieler und möchte durch fehlgeleitete Argumente seine Krankheit gezielt verleugnen, oder, und das betrifft den Großteil aller Befürworter; sie profitieren an der Sucht des einzelnen Spielers. Ich habe dieses Phänomen auf den Namen „R-Type“ (Reply-Type) getauft, im Grunde genommen ist es ein erlerntes Lügen oder auch eine verblendete Erwiderung auf kritische Fragen. Würde man einen Menschen beispielsweise aufgrund seiner feindseligen rassistischen Haltung oder aufgrund einer fragwürdigen Glaubensrichtung belehren wollen, würde die besagte Person fragwürdige Argumente hervorbringen, damit sich seine falsche Haltung als Richtig oder womöglich sogar Wichtig argumentieren und darstellen lässt. Eine einfache Antwort ergibt sich oftmals nur in der Feststellung, dass es „alle so machen“. Es gibt nichts Einfacheres, als sich das Denken zu ersparen und immer nur das zu sagen, was andere beispielsweise in Bücher geschrieben-oder gelesen haben. Allerdings gibt es auch nichts Gefährlicheres.

      Sie müssen bzw. dürfen sich das Denken nicht ersparen, denn nur Ihr Verstand kann die Ketten der Unterwerfung sprengen. Machen wir uns nichts vor, Menschen werden still, wenn sie sich überflüssig fühlen und aktive oder Ex-Spieler landen am Automaten, sobald sie die Stille nicht mehr ertragen. Ich konnte vieles nicht mehr ertragen, es kam mir allerdings nie wie eine Art von „Stille“ vor. Für mich wirkte alles überflüssig und diese Tatsache, stimmte mich sehr traurig. Mich interessierte am Ende meiner Spielkarriere weder mein eigenes Leben noch das der Anderen. Letzten Endes hatte ich es wirklich vermasselt, ich hatte so viele Ziele, doch am Ende geriet einfach alles aus den Fugen – ganz besonders ich selbst. Doch sobald man seinen Untergang schweigend über sich ergehen lässt – akzeptiert und befürwortet man ihn. Wie viel Leid wollen Sie noch über sich ergehen lassen, bis Sie sich endlich aus den Fängen der Sucht befreien?

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