Die Hexe von White Oaks. Patrick Ginkel-Weigel
Kapitel 3 – Ein grausamer Fund
Es ist der erste Samstag in diesem November. Ein grauer, aber milder Abend im Herbst. Noch genau eine Woche bis zur diesjährigen Punishment-Party in der White-Oak-High.
Der Schuldirektor Casper Lind hat Eltern, Schüler, Lehrer und weitere freiwillige Helfer eingeladen den Event zu organisieren, mitzugestalten und zu koordinieren. Mr. Hart und die Schüler Laura, Naomi, Troy und Michael stellen ihre Ideen vor. Sie verteilen Aufgaben und versuchen die anfallenden Arbeiten zu delegieren. Hausmeister Chester Bold schenkt fleißig Getränke aus während die Meute lautstark diskutiert.
Mr. Hart: “Das Rahmenprogramm deckt sich im Großen und Ganzen mit dem der anderen Jahre. Das heißt es wird Getränke-Bars geben, ein Barbecue…”
Zwischenruf: “Mit freundlicher Unterstützung von Smokey-Jim…”
Mr. Hart: “Richtig. Vielen Dank an dieser Stelle an Smoeky-Jim. Darüber hinaus wird es Spiele für die Kids zwischen 6-10 Jahren geben”.
Michael: “Für die Jugendlichen und Erwachsenen haben wir ein Laienspiel geplant. Wir stellen den ersten Hexenprozess von 1764 bis ins kleinste Detail nach. Dieser Aufgabe widmet sich die Schauspielgruppe um Mr. Weasly. Zu späterer Stunde haben wir eine Band aus Beaver Grove angeheuert”.
Unter den Helfern in der Schule- die angeregt über die Organisation und das Rahmenprogramm sprechen, ist auch der Bauunternehmer John Phillips. John ist 40 Jahre alt und alleinerziehender Vater, er hat einen Sohn, Ryan. Seine Frau starb bei der Geburt des Jungen. John hat für heute extra eine Babysitterin engagiert. Debbie Haywood, die 16-jährige Tochter des Apothekers Francis Haywood. Sie passte schon oft auf den kleinen Ryan auf.
Ihre Mutter Martha ruft sie dabei stets an. Auch an diesem Abend meldet sie sich wie immer bei ihrer Tochter. Es ist kurz vor 20:00 Uhr. Die laue Novembernacht hat das Sonnenlicht bereits verschlungen.
Mrs. Haywood: “Hallo Schatz, alles klar bei dir? Wie läuft es heute mit Ryan”?
Debbie: “Hallo Mom. Alles in Ordnung. Ryan schläft schon. Das Füttern ging ganz gut. Aber aufs Zähneputzen stand er heute nicht so….”.
Mrs. Haywood: “Was machst du gerade, hast du schon etwas gegessen”?
Debbie: “Ich habe mir gerade ein Sandwich gemacht. Verrate es nicht Mr. Phillips, ich glaub ich hab die Toilette verstopft”.
Währenddessen liegt der kleine 3 jährige Ryan friedlich in seinem Bettchen. Er sieht so glücklich aus in seinem blauen Schlafanzug. Ein sanfter Windzug lässt das Mobile über seinem Bettchen tanzen und entlockt ihm leise, sanfte Töne. Ryan lacht und grinst über beide Ohren.
Die Klänge des Windspiels gehen in einen ruhigen, melancholischen Gesang über…..
“....es sitzt ein blonder Knabe fest, drunt im grünen Tal,
er ist allein und er hat Angst, leidet Höllenqual,
der Knabe tanzt im Feuer stumm, drunt im grünen Tal, möcht nochmal seine Mutter sehn ein aller letztes Mal,
der Teufel riss der Mutter einst das Herz aus ihrer Brust, 12 Silberlinge war es wert verdorben voller Lust,
der Knabe möcht die Schuld begleichen und erträgt den Schmerz, 12 Silberlinge holt er sich für seiner Mutter Herz,
willst du ein treuer Freund ihm sein, drunt im grünen Tal, dann sei so still wie es einst der Teufel ihm befahl,
einsam in der Dunkelheit, drunt im grünen Tal, der Knabe wird sich wieder holen, was man ihm einst stahl……”
Während Ryan den lockenden Gesang hört klettert er aus seinem Bettchen und folgt ihm. Er kann nicht anders. Er ist wie hypnotisiert. Kichernd und grinsend nähert er sich Ryan dem Fenster. Der kleine Junge schafft es über seinen Spielzeugberg auf den kleinen Beistelltisch vor dem Fenster zu krabbeln.
Durch die Scheibe sieht er eine schemenhafte Gestalt in der Baumkrone sitzen. Er lacht und klatscht. Funkelnd grüne Augen lachen Ryan an. Er folgt dem lockenden Klang der hellen Stimme. Die Fensterschlösser öffnen sich wie von wie von selbst. Das Fenster öffnet sich von alleine. Ryan krabbelt weiter auf den Fenstersims und stürzt mit einem lauten Schrei in die Tiefe. Die funkelnden Augen der schemenhaften Gestalt verschwinden daraufhin langsam zurück im Schatten des Baumes.
Debbie hört den Schrei von Ryan und schreckt auf. Sie hat das Telefon noch in der Hand, ihre Mutter ist noch dran.
Mrs. Haywood: “Debbie was war das? Ist bei euch alles in Ordnung Schatz”?
Debbie: “Ich weiß nicht Mom. Ryan hat geschrien und es gab einen lauten Schlag. Ich sehe nach ihm. Bleib bitte dran Mom”.
Mrs. Haywood: “Natürlich mein Kind, sei vorsichtig, soll ich nicht lieber die Polizei rufen Schatz”?
Als Debbie sich langsam in die Diele geschlichen hat, sieht sie im dunklen Esszimmer zwei stechend grüne Augen die sie ansehen. Und ein zärtlicher Gesang ertönt….
“....ich bin ein blonder Jüngling, versteck mich hier vor dir, du bist so schön- ich wag es nicht, komm doch her zu mir,
ich bin der Prinz der Einsamkeit, leid drunt im grünen Tal, vergessen in der Dunkelheit- weil er es einst befahl,
wirst du die holde Maid wohl sein, die Eine die mich liebt, willst du das Eis zerbrechen, das mein Herz umgibt,
lass uns zusammen leben, drunt im grünen Tal, wir teilen uns das Glück auf, den Schmerz und all die Qual….”
Debbies Mutter ist immer noch am Telefon. Sie hört alles mit und versucht auf Debbie einzuwirken. Doch ihre Tochter nimmt sie gar nicht mehr wahr. Sie kann sich nicht bewegen, sie kann sich nicht wehren. Sie kann sich dem Willen des blonden Jüngling nicht entziehen.
Mrs. Haywood: “Debbie, Schatz, was ist da los? Debbie wer ist das? Ich ruf die Polizei an”!
Während der geheimnisvolle Fremde Debbie mit seinem Gesang umgarnt kommt er ihr immer näher. Als der letzte Ton aus seinem Mund erklingt legt er seine Hände auf Debbies Wangen und gibt ihr einen zärtlichen Kuss. Das junge Mädchen kann dem Charme des Jünglings nicht widerstehen. Sie schließt ihre Augen und gibt sich dem Moment hin.
Sie scheint seinen Kuss wohlwollend zu erwidern. Sie hat die Augen geschlossen und genießt die Zweisamkeit, das Gefühl von Wärme. Plötzlich merkt Debbie wie aus dem Gefühl von Wärme ein Tropfen wird der ihr über die Lippen läuft.
Als sie ihre Augen öffnet kann sie nun die wahre Gestalt des Jünglings sehen. Und sie versucht zu schreien als sie feststellt dass die Kreatur die sie gerade noch geküsst hat, ihr die Zunge abgebissen hat. Er hat ihre Zunge noch im Mund und scheint sie dabei anzulächeln.
Das Blut tropft unwillkürlich auf den Boden und bildet eine Lache. Debbie bricht zusammen und lässt ihr Handy fallen. Sie versucht zur Tür zu kriechen.
Ihre Mutter hört am Handy das verzweifelte, verstümmelte Stöhnen und Wimmern ihrer hilflosen Tochter. Und sie hört erneut die fremde Stimme….
“Tick, tack, deine Zeit läuft ab,
tick, tack, das Genick macht knack…”
Mrs. Haywood: “Ohhh, Gott! Ohhh, Gott! Debbie halt durch mein Kind”!
Mit einem schlichten, erbarmungslosen Tritt bricht die Kreatur Debbie das Genick. Ihre Mutter alarmiert sofort John Phillips und Sheriff Durban, sie ruft beide mit Ihrem Handy an.
Mrs. Haywood: “John, John, ohhh John…. Debbie. Du musst sofort nach Hause! Ein Einbrecher ist bei ihr.
John Phillips: “Was? Ich fahre so schnell ich kann. Ruf sofort Durban an”!
Mrs. Haywood: “Sheriff, hier ist Martha Haywood. Sie müssen sofort zu John Phillips fahren! Ein Einbrecher