DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH. Hedwig v. Knorre
Betrugsopfer aufrecht zu erhalten
Sie schützen sie die Betrüger, die wahren Täter
Fazit
Die Mythen sitzen in sämtlichen Köpfen fest. “Die Öffentlichkeit” glaubt sie ebenso wie “die Justiz”. Auch „die Medien“, “die Nachbarschaft” und “der Freundeskreis” ist davon überzeugt. Und last-not-least glaubt es das Opfer des Betrügers irgendwann selbst: “mit mir hat schon immer was nicht gestimmt”.
Was nicht stimmt!
Jedenfalls nicht in Bezug auf den Betrug:
Da hat mit dem Betrüger was nicht gestimmt...
Das Betrugsgeschehen muss dringend entmystifiziert werden. Es ist höchste Zeit, diese Mythen zu verdrängen, die sich als Blockaden für die Zukunftsgestaltung erweisen. Statt dessen muss sich die Realität, die Wahrheit als Erklärungsmuster etablieren!
4 Vertrauen • Misstrauen • Kontrolle
Nun kommen wir zu einem sehr wichtigen Kapitel, dem Vertrauen. Vertrauen ist der Gegensatz zum Misstrauen, aus dem Kontrolle erwächst. Vertrauen ist wichtig in unserer sehr komplexe Gesellschaft, denn wir können unmöglich alles alleine machen. Wir Menschen brauchen einander. Unser Leben ist in kleinere Spezialeinheiten zersplittert als je zuvor in der Geschichte. Arbeitsteilung ist nötig, Kontrolle an Schnittstellen aufwändig und oft unmöglich zu leisten. Vertrauen bleibt notwendig, nicht nur im privaten Bereich.
Vertrauen
Der Begriff „Vertrauen“ ist in aller Munde. Politiker fürchten vor den Wahlen den „Vertrauensverlust“ der Bevölkerung. Den können sich Parteien vor der Wahl nicht erlauben! Dann werden sie nicht mehr gewählt und sind weg aus der politischen Landschaft... verschwinden aus dem Machtgefüge der Politik.
„Vertrauensbildende und vertrauenserhaltende Maßnahmen“ werden in sozialen Berufen gelehrt, gelernt und praktiziert. Hier gehören sie zum wichtigsten Basiswissen bzw. praktischen Handwerkszeug.
Die Justiz dagegen wertet Vertrauen als Verbrechen, wo sie mit Opfern von Betrügern zu tun hat. Betrugsopfer müssen sich von Angehörigen der Justiz, in der Folge auch von Medien und Öffentlichkeit die Schuld zuweisen lassen: „du hast vertraut? Das war dein Fehler!“ Staatsanwälte, Richter und Polizisten vermitteln übereinstimmend: „Sie haben vertraut?! Das tut man nicht! Sie hätten kontrollieren müssen!“
Wie ist das mit dem Vertrauen?
Was ist das überhaupt?
Und wie funktioniert das?
Menschen sind soziale Wesen; ein enger, vertrauter Umgang mit anderen Menschen liegt in unserer Natur.
Es ist eine wichtige Fähigkeit, sich auf andere Menschen einlassen zu können, neue geschäftliche, freundschaftliche und intime Beziehungen eingehen und aufrecht erhalten zu können. Menschen, die diese Fähigkeit aufgrund negativer Erlebnisse nur in geringem Maße entwickelt haben, sind so oft nicht mehr lebensfähig und besuchen Selbsthilfegruppen, Therapeuten und psychosomatische Kliniken, um diese Fähigkeit wieder zu erlernen.
Vertrauen als Basis
Vertrauen ist die Basis aller sozialen Beziehungen. Vertrauen vermittelt uns die innere Sicherheit, die wir benötigen, um aktiv sein zu können: Arbeit im Beruf, Arbeit zu Hause, Schule, Ausbildung und Studium, Steuererklärung, Auto zulassen usw... In jedem Alter, jedem Lebensbezug müssen wir aktiv sein. Das können wir nur, wenn wir uns sicher fühlen. Wir fühlen uns sicher, wenn wir vertrauen können. Das ist so selbstverständlich, dass niemand darüber nachdenkt. Darum ist es ja die Basis unseres Lebens.
Beispiel zum Vergleich
Eine befreundete Familie wohnt in dem Haus, das ihr Großvater hat bauen lassen. Das Haus stand schon 80 Jahre, da wurde an der Ecke in der Küche ein Riss sichtbar, außen wie innen. Sie verspachtelten den Riss und strichen drüber. Das war im Laufe einiger Jahre mehrfach nötig, weil der Riss immer wieder kam. Schließlich wurde der Riss so breit, dass ein Fachmann zu Rate gezogen werden musste. Der definierte einen Schaden im Fundament. Aufwändig musste es freigelegt werden; alle halfen beim Graben. Der Fachmann entnahm eine Probe: an dieser Ecke war zu viel Sand in der Baustoffmischung. Darum hatte diese Ecke mit den Jahren dem Gewicht des Hauses nicht stand gehalten. Noch aufwändiger als das Aufgraben war nun, diese Ecke des Fundaments neu zu betonieren. Zuerst wurden Teile heraus geschlagen, um Stützen zu errichten, dann wurden die übrigen schlechten Elemente entfernt, verschalt und neu betoniert. Als zum Schluss die Erde in Gemeinschaftsarbeit wieder ran geschippt war, sah man nichts von der vielen Arbeit. Das Haus stand wie immer.
Das Haus sozialer Beziehungen
Hier zum Verdeutlichen der Zusammenhänge das „Haus sozialer Beziehungen“ als Zeichnung. Stellen Sie sich ein Haus vor, dessen Fundament Sie sehen können. Gewöhnlich ist ein Fundament nicht sichtbar, sondern mit Erde angeschüttet und bepflanzt, oder es ist ein befestigter Parkplatz angelegt.
nr 2 Grafik Haus sozialer Beziehungen
Das Fundament besteht aus zwei Teilen. Links ist der Teil „Vertrauenswürdigkeit“, rechts ist der Teil „Vertrauensfähigkeit“. Diese beiden Teile sind an der Verbindungsstelle in der Mitte eng in einander verzahnt. So ergeben sie eine stabile Unterlage für die darüber liegende Schicht, die „Vertrauensbeziehung“. Darauf liegt der Untergrund „Wohlfühlen in Gegenwart anderer Menschen“. Das ist sozusagen der Fußboden des Erdgeschosses. Regeln und Aufgabenverteilung sind die Wände mit ihren Fenster und Türen. Die erste Etage, die von weitem zu sehen ist, besteht aus Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit, die Kreativität und Produktivität hervor bringen. Erdgeschoss und erste Etage stellen unser normales, sichtbares soziales Leben dar. Darüber ist natürlich das Dach: Kontrolle mit ihren Konsequenzen („Strafen“) schützen das Leben vor schädlichen Einflüssen von außen.
Fundament Vertrauen • die Mischung macht's
Das unsichtbare Fundament jeder sozialen Beziehung ist das Vertrauen. Trägt es nicht, funktioniert das soziale Leben nicht. In unserem Beispiel war zu viel Sand in der Baustoffmischung des Wohnhausfundaments. Aus welchen „Stoffen“ besteht nun ein Vertrauens-Fundament? Wie muss die „Mischung“ geartet sein? Und wo ist die Kontrolle angesiedelt?
Beispiele hinken, so auch das mit dem Fundament. Die Schwachstelle dieses Beispiels ist die Starre des Wohnhaus-fundaments im Vergleich zur Lebendigkeit der Vertrauens-beziehung. Es ist dennoch ein sehr verständlicher Vergleich, darum bleibe ich dabei.
Das gesamte sichtbare soziale Leben ist in der Grafik im Erdgeschoss, der ersten Etage und dem Dach dargestellt. Das Erdgeschoss besteht aus geregelten Aufgabenverteilungen. Ob Familie, Beruf oder Verein, Ämterwesen und Urlaubsreise – überall geht es darum: „wer macht was?“ Ist das geregelt, muss sich jedeR auf die andere Person verlassen können. Sonst funktioniert's nicht. Und je besser man „miteinander kann“, desto besser läuft's: wir müssen uns wohl fühlen in der Gegen-wart anderer Menschen! Diese Fähigkeit ist sozusagen die „Zwischendecke“ zwischen dem Fundament der Vertrauensbeziehung und dem Erdgeschoss der geregelten Aufgabenverteilung.
Damit die Aufgabenverteilung funktioniert, müssen alle Menschen an ihrem jeweiligen Platz fähig sein zu Konzentration, Leistung, Kreativität und Produktivität. Das ist es, was wir an unseren Mitmenschen erleben wollen. Alle sollen ihren Teil tun!