DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH. Hedwig v. Knorre

DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH - Hedwig v. Knorre


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aber auch große, unüberschaubare Systeme sein wie global agierende Wirtschaftsunternehmen, Kirchen und Sekten, Staaten, Staatsverbände.

      Solche geschlossenen destruktiven Systeme fordern mannigfaltige Opfer. Für alle ins System Involvierten ist es sozusagen Pflicht, eine „Zerrbrille“ zu tragen und jedes Gewaltgeschehen unrealistisch wahrzunehmen, zu leugnen, zu verschweigen, für gut zu erklären. Unsere Wahrnehmung wird tatsächlich intensiv mit geprägt durch unsere Umgebung. In einem verlogenen Gewaltsystem gestaltet sich die Aufgabe der Wahrheitsfindung, die Suche nach Realitätsnähe und das Ent-zerren der Zerrbilder schwierig bis fast unmöglich.

      Auch die Stasi-geprägte DDR ein ein solches System. Hier waren die BürgerInnen gezwungen, nicht wahrzunehmen, was eigentlich ein großer Skandal ist: wenn Nachbarin oder Nachbar „weg waren“. Wer es doch wahrnahm, stand in Gefahr, selbst „weg zu sein“ - und wer will das schon? ÜBER leben geht vor!

      Ähnlich ist es im kleinen kriegstraumatisierten Familiensystem mit seiner tabuisierten Gewalt.Wächst ein wahrheitsliebendes Kind nach, das die Gewalt thematisiert, wird es schnell zum Mobbingopfer, „Unterstes in der Hackordnung“. Der Rest „hackt“ mit, verbal und physisch, zum Selbstschutz, um nicht selber in die Opferposition des Systems zu geraten. Die Psychiatrien und Gräber suizidaler Menschen sind voller Opfer solchen Familienmobbings. Wobei es die Familienmitglieder oftmals nicht einmal schlecht MEINTEN. Aber dazu später mehr.

      In solch kranken, gewalt- und lügenbasierten Systemen ist Wahrheit bzw. Realitätsnähe logischerweise nicht beliebt und nicht erwünscht, im Gegenteil. Schlimmstenfalls wird der Widerstand des verlogenen Systems so stark, dass es das Leben der wahrheitsliebenden Person kostet. Aber auch schon geringere Formen des Widerstands verlogener Systeme gegen individuelle Wahrheitsliebe sind schmerzlich und verstörend.

      Wahrheit ist gesund, Wahrheit ist heilsam

      Prinzipiell ist Wahrheit also gesund, sogar heilsam und darum wichtig und gut. Das Problem ist nicht die Wahrheit, sondern die Lüge. Lüge und Wahrheit vertragen sich nicht, ähnlich wie sich in einem Garten oder Park die Kulturpflanzen nicht mit dem Unkraut vertragen. Die Natur bietet einen guten Vergleich mit den zwischenmenschlichen Themen Lüge – Wahrheit.

      Ich habe schon mehrfach unkrautüberwucherte Gärten urbar gemacht. Das ist richtig viel Arbeit über lange Zeit. Die Kulturpflanzen sind verkümmert oder verschwunden. Sie müssen gehegt oder nach gepflanzt werden. Es reicht nicht aus, das Unkraut einfach abzureißen, es hat starke Wurzeln! Die muss ich ausgraben, wenn möglich, oder regelmäßig das Grün ab-hacken, das sie hartnäckig immer wieder austreiben und sie mit Energie versorgt. Ist der Garten gut angelegt, braucht er nicht absolut unkrautfrei zu sein; ein wenig Gras und Giersch oder Brennessel in den Ecken verträgt er durchaus – in Maßen, nicht in Massen!

      Auf ähnliche Weise müsste in extrem verlogene Systeme viel Arbeit investiert werden, bis Menschen wieder gut darin leben können – eine echte Herausforderung.

       Im Gemüsegarten ziehe ich Möhren, Bohnen, Kartoffeln und Zucchini. Im Blumengarten ziehe ich Tulpen, Dahlien, Astern und Rosen. Im Obstgarten ziehe ich Erdbeeren, Himbeeren, Stachel- und Johannisbeeren. Im Kräutergarten ziehe ich Schnittlauch, Petersilie, Dill und Pfefferminz. Im Möhrenbeet ist eine Kartoffel Unkraut, die kann ich da nicht gebrauchen. In der Brennesselecke ist eine Brennessel Kulturpflanze; in begrenztem Umfang kann ich sie gebrauchen. Überwuchert aber die Brennessel den ganzen Kräuter-, Obst-, Blumen und Gemüsegarten zusammen mit Giersch, Löwenzahn und stachligen fruchtlosen Brombeerranken, muss ich was gegen das Unkraut tun. Sonst habe ich bald weder Gemüse Kräuter noch Blumen noch Obst, logisch.

      Mit Unkraut vergleichbar ist die Lüge, der Realitätsnähe vergleichbar sind die Kulturpflanzen. Lügensysteme zu beseitigen und statt dessen wahrhaftige Systeme zu installieren, das benötigt aufrichtige Menschen, die daran arbeiten; das braucht Kompetenz, Zeit und Liebe zum Leben.

      3 Mythen • Realität

      Betrugsopfer brauchen Unterstützung. Ganz dringend! Statt dessen begegnet ihnen Ratlosigkeit, Ignoranz und Ablehnung. Freunde wenden sich ab, Familien zerbrechen. Einsam stehen sie mit den Mythen im Raum. „Selbst schuld!“ ist der gemeinsame Nenner und die Summe dieser Mythen.

      „Selbst schuld“? Nein!

      Das stimmt natürlich nicht. Schuld ist der Betrüger.

       Die meisten Menschen sind ehrlich

       Nur wenige Menschen betrügen

       Betrüger sind schuld am Betrug

      Doch woher kommen diese Mythen? Warum sitzen sie so fest in allen Köpfen? Angehörige, Freunde und Nachbarn, alle kennen sie. In den Köpfen der Polizisten, Staatsanwälte, Richter finden wir sie ebenso wie in den Köpfen von Psychiatern und Psychotherapeuten... und nicht zuletzt in unseren eigenen Köpfen, den Köpfen der Opfer selbst...

       2003 wurde ich zum Opfer eines Betrügers. „Wie DUMM war ich...“, dachte ich über mich selbst. Warum dachte, besser, fühlte ich so über mich selbst? Es stimmte doch gar nicht: ich war intelligent...

      Es waren die Mythen. Woher hatte ich sie? Keine Ahnung... sie steckten einfach in mir drin, als ob ein Mensch, der in Deutsch-land aufwächst, sie aufnimmt wie Tischmanieren und Zähne-putzen vor dem Schlafengehen.

      Kennen Sie diese Mythen, dieses Denken? Haben Sie auch schon so über Betrugsopfer gedacht? Oder haben Sie als Betrugsopfer erlebt, dass andere so über Sie denken?

      Was ist dran an diesen Mythen? Ist überhaupt etwas dran? Was ist WIRKLICH geschehen? Warum ist IN WARHHEIT plötzlich so viel verloren? Woher kommt das Desaster WIRKLICH ?

      Vorab so viel: das Betrugsopfer war nicht „dumm“ und nicht „selbst schuld“. Das Opfer hat ganz normal gelebt. Das Opfer hat sich verhalten wie immer. So, wie es ein Leben lang funktioniert hat. So, wie es am besten auch weiter leben sollte, damit das Leben wieder funktioniert - wenn es das noch kann.

      Denn leider ist oft die tragischste Folge eines Betrugs, dass das Opfer es hinterher nicht mehr kann: normal leben.

      Die Betrugsopfermythen entsprechen nicht der Wahrheit, im Gegenteil.

      Entmystifizierung des Betrugsgeschehens

      Darum ist mein Anliegen in diesem Kapitel die Entmystifizierung des Betrugsgeschehens.

      Über ihre Mythen thematisiert jede Kultur manche Werte und drängt andere damit in den Hintergrund des öffentlichem und individuellen Bewusstseins. Mythen vereinfachen die Komplexität des Systems und liefern die Legitimation für solche Vereinfachungen. Sie machen Lebensvorgänge plausibel, indem sie erzählen, was in den zirkulären kulturellen Prozessen als Anfang und was als Ende zu gelten hat.

      Doch die scheinbar plausiblen Erklärungen, die Betrugsopfer-mythen liefern, entbehren jeglicher realen Grundlage. Im Großen und Ganzen bestehen sie aus Vorwürfen gegen die Betrugsopfer. Sie dienen zu nichts Gutem, sondern sie vernebeln den Blick für die sowieso schon chaotische Lebens-realität. Einen klaren Blick zu entwickeln, das ist in dieser Lage mehr als Gold wert! Darum hier eine Sammlung der häufigsten Mythen, mit Gegenüberstellung entsprechender Realität.

      Mythos versus Realität

      Für alle Betrugsopfermythen gilt gleichermaßen

       sie sind nicht wahr, ihr Realitätsgehalt liegt bei Null

       sie sind ignorant, überheblich und weltfremd

       sie wirken auf die Opfer zusätzlich verstörend

       sie werden verbreitet und geglaubt von Menschen, die keine Ahnung haben


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