DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH. Hedwig v. Knorre

DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH - Hedwig v. Knorre


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sind keine “besonders Spezies Mensch”. Nein, es sind die Betrüger, die eine besondere “Spezies Mensch” ist! Richten wir den Blick weg vom Opfer, hin zum Täter.

      Frage: Sind Betrugsopfer eine bestimmte Spezies Mensch?

      Antwort: Nein – dafür aber Betrüger!

      „Defizite“ des Opfers? Nein: Bedarf!

      Die übliche Suche nach den „Defiziten des Opfers“ als Ursachen für ein Betrugsgeschehen geht also komplett in die falsche Richtung. An Stelle des Ausdrucks „Defizit“ gehört der Begriff „Bedarf“. Das Opfer hat, bevor es zum Opfer wird, einen Bedarf: einen ganz normalen Bedarf.

      Was ist ein Bedarf?

       Du gehst einkaufen.

       Du willst etwas zu essen.

       Du willst eine Wohnung mieten.

       Du willst eine Wohnung vermieten.

       Du willst eine Immobilie kaufen.

       Du willst eine Immobilie verkaufen.

       Du bist krank und willst vom Arzt Linderung und Heilung.

       Du bist jung und willst dich verlieben.

       Du bist einsam und willst eine/n PartnerIn.

       Du hast etwas Geld gespart und willst es sinnvoll anlegen.

       Du hast etwas geerbt und willst etwas Sinnvolles mit dem Erbe machen.

       Du hat nicht viel Geld und willst einen Gebrauchtwagen kaufen.

       Usw...

      Wo auch immer Menschen einen Bedarf haben, kommen ihnen andere Menschen entgegen mit dem Anspruch, „ich erfülle deinen Bedarf“. Meistens klappt das. Menschen verlieben sich, heiraten. Menschen kaufen und verkaufen Lebensmittel und Immobilien, mieten und vermieten Wohnungen. Wo beide Seiten ehrlich sind und ihren Teil tun, funktioniert es. Wo eine Seite unehrlich ist und ihren Teil nicht tut, funktioniert es nicht. So einfach ist es mit dem Betrug.

      Ein Betrüger kann uns also überall da begegnen kann, wo wir irgend einen Bedarf haben: wir wollen ein Auto kaufen – oder verkaufen; wir wollen eine Wohnung, ein Haus mieten – oder vermieten; wir wollen gespartes Geld anlegen oder sinnvoll ausgeben; wir wollen Urlaub machen oder führen ein Hotel... siehe oben: überall, wo wir einen normalen Bedarf haben und ein Gegenüber brauchen, das diesem Bedarf entgegenkommt, kann uns auf der anderen Seite ein Betrüger gegenüber stehen.

      Die Gefahr, dass uns ein Betrüger gegenüber steht, ist natürlich umso geringer, je länger wir das Gegenüber kennen. Sollen wir also zur Sicherheit nur noch mit Menschen zu tun haben, die wir schon lange kennen?

      Gegenfrage: ist das möglich? Denn erstens kommen wir immer wieder in Situationen, in denen wir das Gegenüber nicht schon lange kennen können – Beispiele: Krankheit – Arzt oder Umzug – neue Nachbarn. Und zweitens – wie lange müssen wir das Gegenüber kennen, um sicher zu sein? Zwei oder drei Jahre reichen nicht aus, auch nicht unbedingt fünf oder sieben. Das sind Zeiträume, in denen Betrüger betrügen.

      Und eine Frau wurde von einem Heiratsschwindler betrogen, der mit ihr in der gleichen Schulkasse gewesen war, dessen Mutter sie kannte. Auf der anderen Seite kenne ich glückliche, jahrelang liierte Paare, teils verheiratet, die am Abend des Kennenlernens miteinander im Bett waren, also „viel zu schnell!“... wo kein Betrug im Spiel ist.

      Der besondere Bedarf

      Was ist ein besonderer Bedarf? Das ist der Bedarf, der über das normal funktionierende Leben hinaus geht: zum Beispiel eine Krankheit, die den Arzt braucht; eine zerstörte Lebenssituation, die Therapie oder psychosoziale Betreuung braucht.

      Manchmal ist der besondere Bedarf sogar ein überlebens-wichtiger Bedarf.

      Der überlebenswichtige Bedarf

       Der selbstständige Handwerker, der zur Zeit wirtschaftlicher Veränderungen oder in einer Krise pleite geht.Er sucht einen Berater auf. Das kann ein Betrüger sein.

       Die alleinerziehende Mutter, die schwer erkrankt, ins Krankenhaus müsste und niemanden hat, der ihre Kinder versorgt. Sie hat keine Wahl: sie vertraut ihr Kind und ihren Wohnungsschlüssel hilfsbereiten Nachbarn an. Die können Betrüger sein.

       Da ist das Leben in Kriegsgegenden, wo ein Fluchthelfer benötigt wird. In Kriegen werden Menschen vermisst. Manche überbringen Nachrichten an Angehörige. Sie können echt sein – oder Betrüger.

       Manche Menschen haben psychischer Schäden durch traumatische Erlebnisse in der Vorgeschichte und suchen einen Psychotherapeuten auf. Traumatisierte sind leicht manipulierbar. Sogar Psychologen und Therapeuten können Betrüger sein.

      Beschäftige ich mich mit besonderem Bedarf, bin ich bestürzt über die Not der Menschen, die diesen Bedarf haben. Ich habe den Impuls, zu helfen, zu unterstützen, etwas zum Besseren zu lenken. Ganz besonders intensiv ist dieser Impuls, wenn es um den überlebenswichtigen Bedarf geht.

      Doch es gibt auch Betrüger an diesen Stellen. Da sitzen Verwalter in Ämtern, in denen es um Erbschaften geht oder darum, Erbe von Behinderten zu verwalten: hier betrügen sie die Menschen mit besonderem Bedarf, so dass sie zu Sozialfällen werden. Ist das nicht grauenhaft? Ich habe mehrere Geschichten dieser Art „aus erster Hand“ gehört, aktuell oder aus der Vergangenheit. Es stimmt!

      Gibt es keine Defizite?

      Selbstverständlich gibt es auch Menschen mit Defiziten. Querschnittgelähmte, die im Rollstuhl sitzen, können nicht alleine aufs Klo und abends nicht alleine ins Bett. Eine alleinerziehende Mutter muss arbeiten gehen, ist anschließend zu müde, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern und bekommt für diese Mehrfachbelastung Druck von allen Seiten. Ein Alkoholiker, der mit 40 trocken wurde, hat seine Familie und sein Haus verloren und muss nochmal ganz von vorne anfangen. Und so weiter.

      Menschen mit Defiziten begegnen mir im Alltag, seit ich ein kleines Kind bin. Es gab sie schon im Kindergarten und in der Grundschule; heute erlebe ich sie im Beruf, in der Nachbar-schaft, auf der Straße, in den Medien. Es tut mir weh, mitzuer-leben, wie schwer ihr Leben ist. Ich wünsche ihnen, dass sich in ihrem Leben etwas zum Besseren wendet. Wo das geschieht, freue ich mich! Und wo ich jemandem weiter helfen kann, tue ich es gerne.

      Betrüger empfinden anders

       Betrüger nutzen den normalen Bedarf der Menschen aus und fügen ihnen Schaden zu, machen sie zu Opfern.

       Betrüger nutzen auch die Defizite ihrer Mitmenschen aus und fügen diesen vorgeschädigten Menschen zusätzlichen Schaden zu.

       Betrüger nutzen sogar überlebenswichtigen Bedarf aus und richten Menschen, die dringend echte Hilfe benötigten, komplett zugrunde!

      Ist das nicht das umso verwerflicher?

      In solch einem Fall von „Naivität des Opfers“ oder gar einer „Selbstzerstörungstendenz“ zu sprechen, ist blanker Hohn – ist Solidarität mit dem Betrüger – ist Wasser auf die Mühlen des betrügerischen mainstreams dieser Gesellschaft. Wer es nicht besser wusste, lernt am besten schnell dazu, um sich nicht weiter mit schuldig zu machen.

      Also weg vom Focus auf das Opfer unter der Prämisse „was hat das Opfer falsch gemacht“ und „wo sind die Defizite des Opfers“! Richten wir den Focus auf den Täter: was hat er falsch gemacht? Da werden wir fündig: der Täter hat gelogen, vorenthalten, Unrecht getan.

      Frage: Wie kann ein Mensch vermeiden, zum Betrugsopfer zu werden?

      Antwort: Je geringer der Bedarf eines Menschen, desto geringer die Gefahr.

      ...aber was ist das Verbrechen:


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