Die verbannte Braut. Cathy McAllister

Die verbannte Braut - Cathy McAllister


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verlangt.“

      Das gefährliche Glitzern in seinen Augen verursachte ein Prickeln in ihrem Schoß. Sie errötete.

      „Vielen Dank für das liebenswerte Angebot, aber ich habe kein … ähem … Interesse!“, sagte sie hochmütig und wandte sich schnell ab.

      Sie hörte in leise lachen und Zorn kochte in ihr hoch.

       Dieser Bastard!

      Als Nächstes hörte sie, wie ein weiteres Kleidungsstück zu Boden fiel und ihr wurde unerträglich heiß. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie er ohne Hose aussah. Schlimm genug, dass seine muskulöse Brust und der flache Bauch ihr noch immer so deutlich vor Augen standen. Wie es sich wohl anfühlen mochte, mit den Händen darüber zu gleiten? Seine Muskeln unter ihren Händen zu spüren, seine Hitze …

       Verdammt! Reiß dich zusammen!

      Mit einem leisen Seufzer ging sie zu dem Sessel und setzte sich hinein. Sie versuchte, eine halbwegs bequeme Position zu finden, in der sie schlafen konnte. Das erschien ein hoffnungsloses Unterfangen.

      „Hier ist es bequemer, Liebes“, sagte Ronan lachend. „Möchtest du nicht vielleicht doch …?“

      „Nein, danke!“, schnappte sie.

      „Nun, dann wünsche ich eine angenehme Nachtruhe. Ach ja, ehe ich es vergesse zu erwähnen. Du brauchst dir über Flucht keine Gedanken zu machen. Einer meiner Männer schläft vor der Tür. Und jetzt schlaf gut, Liebes.“

      Eve schwieg verbissen. Es war wirklich zu ärgerlich, dass dieser Kerl so vorsichtig war. Sie hatte sich schon Hoffnungen gemacht, sich davonzuschleichen, wenn ihr Entführer schlief.

      Obwohl Eve todmüde war, dauerte es eine kleine Ewigkeit, ehe sie in ihrer unbequemen Position endlich einschlief. Ehe sie einschlief, hatte sie ihren Entführer in Gedanken mit allen Schimpfwörtern bedacht, die ihr einfielen.

      Als Eve erwachte, fehlte ihr zunächst jegliche Orientierung, wo sie sich befand. Es war noch recht dunkel und so konnte sie in der Morgendämmerung nicht viel ausmachen. Alle Glieder schmerzten sie, was nicht verwunderlich war, da sie offensichtlich die Nacht in einem Sessel verbracht hatte. Dann kam die Erinnerung schlagartig zurück, was passiert war und wo sie sich befand. Alarmiert setzte sie sich in dem Sessel auf.

      Ihr Blick glitt zu dem Bett hinüber, wo ihr Entführer schlief. Die Decke war im Schlaf beiseite gerutscht und gab seine gesamte rechte Körperhälfte preis. Eve konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Ihr Blick fiel auf das dunkle Haar zwischen seinen Beinen und dem sanft im Haarnest schlummernden Geschlecht. Ihr Herz klopfte aufgeregt. Sie hatte noch nie einen Mann nackt gesehen. Sie fühlte Scham in sich aufsteigen, obwohl niemand wusste, wie sie ihn gemustert hatte. Hastig ließ sie den Blick weiter hinab gleiten über seinen muskulösen Oberschenkel bis zu der wohlgeformten Wade und zu dem großen Fuß, dann wieder hinauf bis zu seinem Gesicht. Sie musste sich eingestehen, dass, trotz allem was dieser Ronan verkörperte, sein Leib eine wahre Augenweide war. Sie könnte ihn ewig so ansehen. Der Wunsch, ihre Hände über seine gebräunte Haut gleiten zu lassen, war so stark, dass sie sich in die Lehnen ihres Sessels krallen musste, um dem Drang nicht nachzugeben.

      Sie war sicher, dass er ihr nicht übel nehmen würde, sollte sie ihrem Begehren nachgeben. Er würde ihr geben, wonach es sie verlangte, so wie er gestern sagte. Was für ein törichter, verruchter Gedanke! Und so – aufregend!

      Als er anfing, sich zu regen, stellte sie sich schlafend. Ihr Puls raste vor Aufregung, als sie hörte, wie er aus dem Bett aufstand. Sie hörte seine Schritte, wusste, dass er jetzt vor ihrem Sessel stand und sie vermutlich aus seinen braunen Augen musterte. Sie fühlte Hitze in ihre Wangen steigen und wagte nicht, zu atmen.

      „Ich weiß, dass du wach bist“, sagte Ronan. „Steh auf, wir brechen gleich auf. Ich begleite dich vorher noch auf den Abort und Essen kannst du während der Fahrt. Also los!“

      Eve war sich nicht sicher, ob sie erleichtert darüber sein sollte, dass Ronan es vorzog, nicht mit ihr in der Kutsche zu reisen, und statt dessen auf seinem Hengst vorweg zu reiten, oder ob sie sich nach seiner Gesellschaft sehnte. Er machte sie nervös, brachte sie dazu, Dinge zu empfinden, die sich nicht geziemten. Schlimmer noch, brachte er sie doch dazu, ihren niederen Gelüsten auch noch nachzugeben. Sie konnte ihm beinahe dankbar sein, dass er ihre Schwäche nicht noch mehr ausgenutzt hatte. Sie war sich nicht so sicher, ob sie ihm nicht auch gestattet hätte, noch einen Schritt weiter zu gehen, und ihr ihre Unschuld zu rauben. Tatsächlich war es nur seiner Zurückhaltung zu verdanken, dass sie noch immer Jungfrau war. Sie wusste dies sehr wohl und dieses Wissen verschaffte ihr tiefe Schuldgefühle und Scham.

      Noch immer kannte sie den Grund für ihre Entführung nicht. Wenn er sie einfach nur schänden wollte, hätte er es längst getan. Sie hatte es ihm ja nun wahrlich nicht schwer gemacht. Nein! Es musste etwas anderes sein, was er im Schilde führte. Aber warum? Sie kannte ihn nicht. Hatte ihn auf dieser Soirée das erste Mal gesehen. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, ob er nicht vielleicht Henrietta gewollt hatte. Immerhin glaubte er anscheinend immer noch, sie wäre ihre Cousine. Natürlich! Warum war sie nicht gleich darauf gekommen. War Henrietta eine Geliebte von ihm? Nein! Unmöglich, dass er dann immer noch nicht gemerkt hätte, dass er die Falsche entführt hatte. Sie konnte mit ihrer Maskerade vielleicht ihre halb blinde Tante und Leute, die sie nicht kannten, hinters Licht führen, aber sicher keinen Mann wie Ronan. Es musste etwas anderes sein, was er mit ihr vorhatte.

      Als sie am Abend an einem heruntergekommenen Gasthaus anhielten, brachte einer von Ronans Männern sie zu einer kleinen Kammer unter dem Dach des Hauses.

      „Wo ist …?“

      „Ihr schlaft hier“, unterbrach sie der Mann. „Ich wache vor Eurer Tür. Versucht keine Dummheiten!“

      Verwirrt stand Eve in der Mitte der kleinen Kammer und starrte auf die verschlossene Tür, durch die Ronans Mann soeben verschwunden war. Was war das nun schon wieder? Sollte das bedeuten, dass sie hier in dieser Kammer allein schlafen würde? Entgegen aller Vernunft gefiel ihr der Gedanke überhaupt nicht. Sie hatte Ronan schon seit dem Morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Warum nur mied er sie plötzlich? Langsam wurde die ganze Sache immer merkwürdiger. Dabei hatte sie sich erhofft, mit ihm darüber reden zu können, dass er sie offensichtlich verwechselt hatte. Sie war sich sicher, dass er sie freilassen würde, wenn er erst merkte, dass er die Falsche entführt hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie von irgendeinem Wert für ihn sein könnte. Ihre Eltern waren zwar gut situiert, doch bei weitem nicht so reich und angesehen, wie Henriettas Eltern. Immerhin war ihr Vater der Baron von Levisther.

      Doch nun sah es so aus, dass sie vor dem Morgen nicht dazu kommen würde, mit ihrem Entführer zu reden. Wenn überhaupt.

      Frustriert blickte sie aus dem Fenster auf die Straße hinab. Es war nur eine kleine Ortschaft und zu dieser Stunde waren nur noch wenige Leute unterwegs. Plötzlich hörte sie eine Frauenstimme und ein männliches Lachen, welches ihr verdammt bekannt vorkam. Dann sah sie Ronan um die Ecke schlendern, eine Blondine im Arm. Das Gewerbe der Dame war offensichtlich. Nicht nur wegen ihrer auffälligen Kleidung und dem dicken Make-up, dass sie trug, sondern auch an der unziemlichen Art, wie sie sich an Ronan schmiegte. Ein Stachel der Eifersucht bohrte sich tief in Eves Herz und sie schnappte empört nach Luft. Deswegen hatte er kein Interesse, mit ihr in einem Raum zu schlafen. Er wollte sich lieber mit einer Hure vergnügen. Dieser Bastard!

      ***

      Ronan hatte sich nach seiner schönen Gefangenen verzehrt, seit er sie von der Soirée entführt hatte. Seine Lenden hatten ihm den ganzen Tag keine Ruhe gegeben. Auch jetzt, wo er schweißgebadet in dem schmalen Bett lag und an die Decke starrte, fühlte er sich nicht erleichtert. Die Hure war vor einigen Minuten aus seinem Zimmer verschwunden, zufrieden mit ihrer Bezahlung. Ronan hatte zwei Mal mit ihr geschlafen, doch es hatte sich irgendwie falsch angefühlt. Er war körperlich ausgelaugt und der schmerzliche Druck in seinen Lenden war fort, doch trotzdem wanderten seine Gedanken immer wieder zu seiner Gefangenen. Er konnte sich nicht erklären, warum er so auf sie reagierte. Er verachtete sie und doch konnte


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