Entscheidung am Salt Lake. Alfred Bekker
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Alfred Bekker
Entscheidung am Salt Lake
Neal Chadwick Western Edition
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Entscheidung am Salt Lake
von Alfred Bekker
© 1990 by Alfred Bekker
© der Digitalausgabe 2013 AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich, West.
Alle Rechte vorbehalten
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Ich war auf dem Weg nach Süden. Dieses Jahr war ich dafür etwas spät dran, aber irgendetwas kommt immer dazwischen. Den Sommer hatte ich in Montana verbracht und auf einigen Ranches gearbeitet.
Im Sommer läßt es sich dort oben wunderbar leben, aber wer dort den Winter verbringt, ist ein Dummkopf - oder hat keine andere Wahl.
Aber ich hatte eine andere Wahl und so hatte ich mich auf den Weg gemacht, ohne genau zu wissen, wohin eigentlich. Nur die Richtung, die stand fest.
Ein Tag ging wie der andere dahin und das Wetter wurde täglich schlechter.
Ich weiß nicht genau, wie lange ich brauchte, um den Nordwesten von Utah zu erreichen. Jedenfalls war es kein Pappenstiel - und ich bin allerhand gewöhnt.
Schließlich verdiene ich mein Geld damit, im Sattel zu sitzen.
Der Winter hatte in diesem Jahr früh eingesetzt. Die erste dünne Schneedecke hatte sich über die Hügel gelegt und es war lausig kalt.
Es war später Nachmittag, als ich den Mann am Lagerfeuer sah, das er im Schutz einer Gruppe blattloser und verkrüppelter Bäume entzündet hatte.
Es war sicher mühevoll gewesen, in diesem feuchten Wind ein Feuer zu entfachen.
Im ersten Moment stutzte ich.
Ich sah einen Mann, aber fünf Pferde.
Die Gegend war weithin zu übersehen und so erschien es mir ausgeschlossen, daß noch weitere Männer sich irgendwo in der Nähe verborgen halten konnten.
Ich kam heran und grüßte ihn freundlich.
Wenn man hier draußen in der Wildnis nach Tagen oder gar Wochen wieder auf einen Menschen trifft, dann reitet man nicht einfach weiter, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Aber im selben Moment, als ich mit zwei Fingern der Rechten zur Hutkrempe ging und ihm zunickte, da griff mein Gegenüber nach dem Winchestergewehr, daß er in Reichweite an seinen Sattel gelehnt hatte.
Nun schaute ich direkt in eine Gewehrmündung, aber das konnte mich nicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht hätte ich an seiner Stelle ebenso gehandelt. Hier draußen muß man auf der Hut sein.
Leider sieht man es einem Menschen nicht an der Nasenspitze an, ob er ein Schurke oder ein anständiger Kerl ist. Ich winkte ab, dabei bewegte sich meine Rechte allerdings unmerklich in die Nähe meiner Hüfte, dort wo der Griff meines Revolvers unter dem Jackensaum hervorschaute.
"Bleiben Sie ganz ruhig, Mister, ich will Ihnen nichts tun!" hörte ich mich selbst sagen.
Ich studierte die Züge meines Gegenübers, dessen Gesicht durch einen schwarzen Bart und aufmerksame, intelligente Augen gekennzeichnet war, die einen gehetzten Eindruck machten.
Dieser Mann hatte Angst, soviel war für mich klar. Er musterte mich einige Augenblicke lang aufmerksam und schien unschlüssig zu sein. Dann entspannte er sich ein wenig.
"Was wollen Sie von mir?"
"Sie sind der erste Mensch, den ich seit zwei Wochen sehe." Ich zuckte wie beiläufig mit den Schultern. "Da dachte ich mir, ich sag' mal guten Tag. Da ich das nun getan habe, werde ich jetzt wohl besser weiterreiten!" Ich zog meinen Gaul am Zügel herum und schickte mich an, ihn davontraben zu lassen.
"Augenblick, Mister!"
Der Mann war bereits in meinen Rücken. Ich drehte mich zu ihm um, wobei ich ich mir der Tatsache bewußt blieb, daß er die ganze Zeit über den Lauf seiner Winchester nicht einen Millimeter gesenkt hatte.
"Was ist noch? ich denke zwischen uns ist alles geklärt. Also leben Sie wohl, Sir!"
"Gehören Sie zur Mannschaft der McCrane-Ranch?"
"Nein."
"Sie arbeiten nicht für Noah McCrane?" Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Ich kenne keinen Mann, der so heißt."
"Das glaube ich nicht!"
"Sie können mir glauben oder nicht. Das ist mir ziemlich gleichgültig!"
"Hm..."
Er wirkte jetzt nachdenklicher als zuvor und tatsächlich senkte sich der Lauf seiner Winchester nun.
Dann murmelte er: "Wollen Sie einen Kaffee, Mister..."
"Carey. Joe Carey ist mein Name", stellte ich mich vor.
"Und Ihre Einladung nehme ich gerne an." Ich ließ mein Pferd ein paar Schritt herankommen und stieg dann aus dem Sattel.
Dann standen wir uns Auge in Auge gegenüber, während die Schneeflocken auf uns herabrieselten.
Ich reichte ihm die Hand.
"Mit wem habe ich die Ehre?"
"Mit Chip Barrows", kam es zurück.
Wäre ich in diesem Moment zurück zu meinem Gaul gegangen, um dann im schnellen Galopp ein paar Meilen zwischen mich und diesen Mann zu legen - ich hätte mir eine Menge Ärger ersparen können.
Aber in diesem Augenblick hatte ich noch keine Ahnung von dem, was noch geschehen würde. Der Geruch des warmen Kaffees lockte mich, der über dem Feuer hing und die Aussicht, mich mit jemandem unterhalten zu können.
Und so blieb ich.
"Haben Sie eine Tasse?" fragte er.
"Ja."
"Das ist gut, wir hätten uns sonst meine teilen müssen." Ich machte meinen Gaul bei den anderen fest, nahm ihm den Sattel vom Rücken und holte den Blechnapf aus dem Sattelpack. Kurze Zeit später kauerte ich mich ans Lagerfeuer und ließ
mir von Chip Barrows heißen Kaffee