Entscheidung am Salt Lake. Alfred Bekker

Entscheidung am Salt Lake - Alfred Bekker


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den Kopf hob und den Hut etwas aus dem Gesicht schob, dann war unsere Flucht bereits zu Ende, noch bevor sie so richtig begonnen hatte.

      Aber er tat es nicht.

      Stattdessen drehte er sich etwas zur Seite und schnaufte. Er schien tatsächlich ein wenig eingenickt zu sein. Ich löste die restlichen Fesseln von Chip Barrows und dann erhoben wir uns vorsichtig.

      Ich tauschte mit dem Pferdieb einen kurzen Blick und deutete dann hinüber zu den Pferden. Dort befanden sich auch unser Sattelzeug und unsere Waffen.

      Wir schlichen über die schlafenden Cowboys der McCrane-Mannschaft. Ein falscher Schritt, eine zu hektische Bewegung, ein gefrorenes Aststück unter dem Stiefel, das im falschen Moment knackte und alles war verloren. Zunächst hatte ich Sorgen gehabt, was meinen

      unfreiwilligen Gefährten anging. Aber die stellten sich rasch als unbegründet heraus.

      Chip Barrows verstand sich vortrefflich darauf, auf leisen Sohlen in einem feindlichen Lager umherzuschleichen. Für einen Pferdedieb war diese Fähigkeit auch sicherlich recht nützlich.

      Mit vorsichtigen Bewegungen nahm ich meinen Revolver an mich und steckte ihn in das leere Holster an meiner Seite. Ich reichte Chip seine Waffen und nahm dann meine Winchester und meinen Sattel.

      Eines der Pferde wieherte.

      Mochte der Teufel wissen aus welchem Grund, jedenfalls wieherte es und schnaubte dann ziemlich lautstark. Wir erstarrten beide mitten in der Bewegung und ließen den Blick über die schlafende McCrane-Mannschaft gleiten. Einer der Kerle drehtze sich im Schlaf herum, aber es schien keiner der Männer geweckt worden zu sein.

      Glück gehabt.

      Mehr kann man dazu nicht sagen. Aber nach dem haarsträubenden Pech, daß ich in diese unselige Sache verwickelt hatte, war es vielleicht auch nicht mehr, als eine Art ausgleichende Gerechtigkeit.

      Während ich mein Pferd suchte und schließlich auch fand und dem Tier dann den Sattel auf den Rücken legte, sah ich fasziniert zu, wie Chip Barrows dasselbe mit seinem Gaul machte.

      Der Kerl war ziemlich geübt in diesen Dingen. Selten zuvor habe ich einen Mann mit derartiger Geschwindigkeit ein Pferd satteln sehen!

      So war es dann auch kein Wunder, daß Chip viel früher fertig war, als ich.

      "Wollen Sie hier Wurzeln schlagen, Joe?" feixte er.

      "Maulhalten!" zischte ich ärgerlich. Ich hatte keinen Sinn für seine Art von Humor. Nicht in dieser Lage.

      Schließlich war auch ich soweit. Ich schob meine Winchester in den Sattelschuh und dann schwangen wir uns annähernd gleichzeitig in den Sattel. Chip hatte damit gewartet, bis auch ich soweit war. Und das hatte seinen guten Grund, einen Grund, den er als Pferdedieb natürlich kannte.

      In dem Moment, in dem wir uns auf die Pferderücken hievten, kam Unruhe unter den anderen Gäulen auf.

      Und das blieb diesmal nicht ohne Folgen. Unter den Schlafenden regte sich etwas.

      Als Erster war der Posten auf den Beinen, der eigentlich hatte Wachehalten sollen. Er schnellte hoch, blinzelte kurz verschlafen in die Nacht hinein und legte dann sein Gewehr an.

      Er kam allerdings nicht mehr dazu, einen Schuß aus seiner Winchester abzufeuern.

      Ich bin bin ein ganz passabler Revolverschütze. Blitzschnell hatte ich das Eisen aus dem Holster gerissen und ihm eine Kugel in die Brust gejagt.

      Er taumelte zurück gegen den knorrigen Baumstamm, an dem er zuvor gelehnt hatte und rutschte an diesem hinunter in den Schnee.

      Er hatte gerade noch genug Zeit für einen kurzen, etwas unterdrückten Todesschrei, der zusammen mit dem Schuß sicher den letzten Schläfer im Lager geweckt hatte.

      "Los, Vorwärts!" rief Chip und trieb seinem Reittier die Sporen brutal in die Weichen.

      Ich folgte ihm so schnell ich konnte und wir preschten in die Nacht hinein.

      Ein paar Kugeln wurden uns hinterdrein geschickt, aber in der Dunkelheit konnten die Kerle kaum gezielte Schüsse abgegen.

      *

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