Die Weltgesundheitsformel 2. David Ekwe Ebobisse
wesentlich günstiger und besser zu verarbeiten als alle anderen Verpackungsmaterialien. Vorteile, die die Industrie dazu gebracht haben, Plastik als ultimatives Verpackungsmittel zu nutzten und die dem Kunden durch Phrasen wie »Dann sind die Wasserflaschen nicht so schwer, dein Essen bleibt länger frisch und es wird hygienischer transportiert« schmackhaft gemacht wurden.
Wieso Corpus Christ die Luft ausgeht
Neben der extrem gesundheitsgefährdenden Wirkung, die Plastik auf Mensch, Umwelt und Natur hat, ist seine Herstellung eine der größten Belastungen.
Wieso? Wie wird Plastik denn hergestellt?
So, dass dabei fast alle Menschen, die in der Umgehung leben oder an der Herstellung direkt oder indirekt beteiligt sind, erkranken oder sogar sterben.
Was? Davon wusste ich gar nichts?
Ich auch nicht. Bis ich meine Recherche auf den aufschlussreichen Dokumentarfilm »Abgefüllt — das Geschäft mit dem Wasser« (3Sat) ausgedehnt habe. Hier wird gezeigt, welche Probleme mit dem Gebrauch von Plastik verbunden sind.
Na, dann erzähl mal.
In der US-amerikanischen Kleinstadt Corpus Christ steht eine von vielen petrochemischen Anlagen, die zur Herstellung von Plastik gebaut wurden. Ständig verpesten giftige Dämpfe und Gase die Luft, das Wasser und die Lungen der dort lebenden Menschen. Die Anlage gefährdet aber nicht nur die Menschen in der unmittelbaren Umgebung und verunreinigt die Luft, wodurch saurer Regen entsteht, sondern gibt ihre Giftstoffe auch an die Konsumenten von den Plastikflaschen ab, die dort hergestellt werden.
Die PET-Flaschen stellen, laut aktuellen Studien und Berichten von Toxikologen, sogar eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert dar. Die Experten verweisen nicht nur auf die stetig steigende Zahl an Giftstoffen, wie Arsen, Phthalate oder Bisphenol A, die besonders in weichem Plastik enthalten sind und in großer Zahl von den flüssigen Inhalten ausgewaschen sowie aus der Wand von Verpackungen gelöst werden, sie warnen auch vor der Vielzahl an Bakterien und Krankheitserregern, die PET-Flaschen enthalten. Diese Vielzahl an Gefahren machten Plastikflaschen sogar zu einem der größten Gesundheitsrisiken für jede moderne Industriegesellschaft, so der Epidemiologie Dr. Michael Sommer und der Toxikologe Dr. King. Die beiden haben es sich zur Aufgabe gemacht herausfinden, welche Gefahren im Plastik wirklich lauern, und riefen eine breit gefächerte Studie ins Leben, in der erforscht wurde, wie viele der giften Bestandteile im menschlichen Körper zu finden sind. Ihre erschreckenden Forschungsergebnisse wurden von zwei namhaften Forschungsinstituten verifiziert: Sowohl »Test Amerika« als auch »Toxikologie Inc.« bestätigen die Vorwürfe der Forscher. Vorwürfe, die Dr. King wie folgt zusammenfasst: "Wenn man sich alle Daten anschaut ist man entsetzt. Wir fanden Vinylchlorid, Utadie, Styrol und Benzol. Es ist erschreckend!" Auch Toluol, ein Bestandteil von Benzin, der zum Verdünnen von Farben gebraucht wird, ist im Plastik enthalten und fügt sich nahtlos in die Palette hochgradig krebserregender Stoffe ein, die wir in uns aufnehmen, wenn wir aus PET-Flaschen trinken oder Lebensmittel essen, die in Plastikverpackungen verkauft wurden.
Ich wusste gar nicht, dass Plastikflaschen so ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko darstellen.
Wenn es nach der Industrie geht, soll das auch so bleiben. Dabei wirken sich fast alle dieser Substanzen negativ auf die Fruchtbarkeit aus, sind krebserregend und attackieren das Immunsystem dermaßen, dass man froh sein kann, wenn man noch kein Symptom hat, das hier seine Ursache findet, so Dr. King.
Neben dem hochgradig krebserregenden Bestandteil Vinylchlorid ist besonders eines der giftigen Elemente des schädlichen Plastiks ins Visier der Ermittler geraten: Bisphenol A. "Es ist in einer beängstigend hohen Dosis im menschlichen Körper zu finden", so der Toxikologe beunruhigt.
Was ist dieses Bisphenol A?
Toxikologen warnen: »Es gibt kein Gesundheitsrisiko, das nicht mit Bisphenol A in Zusammenhang steht!« Bisphenol A ist eine Chemikalie, deren Wirkung auf den menschlichen Organismus weitestgehend unterschätz wurde, bis man herausfand, wie gefährlich sie wirklich ist: "Bisphenol A ist vielleicht eine der giftigsten Chemikalien, die der Mensch kennt", kommentieren die Wissenschaftler ihre Ergebnisse und fügen hinzu: "Praktisch kein großes Gesundheitsrisiko hat in den letzten Jahren zugenommen, das nicht in Zusammenhang mit dieser schlimmen Chemikalie steht." Sätze wie diese sollten eigentlich jeden, der es gewohnt ist aus Plastikflaschen zu trinken, erschüttern, werden aber weder in den Massenmedien breit getreten noch von der Industrie als Gefahr erwähnt und haben daher bisher noch zu keiner Revolution in der Verpackungsindustrie geführt. Immer noch werden in Europa jährlich 60 Millionen Tonnen Plastik produziert. Das alleine sind 25 Prozent der weltweiten Produktion. Was die meisten dabei vergessen ist, dass Plastik nicht einfach verwittert und sich in Luft auflöst. Plastikflaschen leben ganze 450 Jahre lang, bis sie vollständig zerfallen. Bis dahin zerbröseln sie in immer kleinere Teilchen, die zu winzigen Partikel werden, die über Abwässer, illegale Müllentsorger oder Flussläufe früher oder später in den ökologischen Kreislauf gelangen.
Aber ich dachte die Plastikverpackungen werden größtenteils recycelt oder zumindest verbrannt?
Das mag hierzulande manchmal noch der Fall sein, doch in den vielen ärmeren Ländern der Welt, die sich keine teuren Verbrennungs- oder Recycling-Systeme leisten können, landet der Plastikmüll meistens auf der Straße, in einem Flussbett oder direkt im Meer.
Problematische Entsorgung
Nur ein Bruchteil des Plastiks weltweit wird wiederverwendet. Die überwiegende Mehrheit landet in den Weltmeeren oder auf den wachsenden Mülldeponien, die nachhaltig die Böden zerstören, die Umwelt gefährden und das ökologische Gleichgewicht ins Wanken bringen. Obwohl die Industrie all das Zeug, das sie in viel zu große Plastikverpackungen einpackt, eigentlich auch in viel kleinere, umweltschonendere Materialien einwickeln könnte, wird eine Gefährdung der Umwelt aus Profitgier bewusst in Kauf genommen. »Dem Kunden soll ein schön aufgemachtes Produkt in einer vielversprechenden Verpackung serviert werden«, ist das Argument der Kapitalisten. »Ein Blickfang soll es sein. Es soll imposant wirken, sodass es jeden Kunden unbewussten anzieht und ihn dazu anregt zu konsumieren.«
Ein psychologischer Manipulationstrick der Industrie, den wir bereits kennen, besteht darin, die teuersten Produkte in den Supermarktregalen auf Augenhöhe zu platzieren und die Billigware unten, sodass der Käufer sich bücken muss. Unterbewusst werden ihm gleichzeitig massenweise Werbebotschaften suggeriert, die auf den viel zu großen Plastikverpackungen seriös und glaubwürdig wirken. Aber nachdem der Kunde das Produkt erst einmal ausgepackt hat, ist die Verpackung schnell Geschichte und wird von einem der korrupten Müllentsorger abgeholt oder von der hoffnungslos verarmten Dritte-Welt-Bevölkerung, die weder Müllabfuhr noch Verbrennungsanlagen hat, einfach ins nächste Wasser geworfen.
Plastikmüllteppiche überziehen die Ozeane
In den Weltmeeren angelangt, bilden die kleinen Plastikpartikel, die nach der Zerreibung und Zerkleinerung durch Abrieb und Erosion zu winzigen Partikeln geworden sind, riesige Plastikmüllteppiche, die die gesamte Tier- und Pflanzenwelt der Ozeane existenziell gefährden. 1 Unsere Weltmeere sind mittlerweile zur größten illegalen Müllhalde der Welt geworden. Allein im Pazifik hat die Industrie bereits für einen kilometergroßen Müllwirbel mit 315 Milliarden Pfund Plastik gesorgt, der jede Sekunde an Größe und Dynamik zunimmt.
Was? So viel?
Ja. Tatsächlich bedroht der Plastikmüll das gesamte ökologische Gleichgewicht unserer Ozeane und somit auch des Planeten. Von der Strömung erfasst, zieht es die kleinen Plastikteilchen weit aufs Meer hinaus, wo sie sich in Plastikinseln formieren, die mittlerweile schon als neue Inseln bezeichnet werden und von immenser Größe sind. Solche Plastikstrudel, die durch Meeresströmungen und Winde zustanden kommen, existieren mittlerweile in allen Ozeanen. Meeresforscher fanden erst kürzlich heraus, dass jener im Nordpazifik bereits die doppelte Größe von Texas