Im Zentrum der Wut. Irene Dorfner

Im Zentrum der Wut - Irene Dorfner


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Reaktion war nicht normal. Diesmal gab er Sparks einen heftigen Schubs, wodurch dieser hart auf den Boden fiel. Noch bevor Sparks realisieren konnte, was gerade passierte, gab es einen Schuss, gefolgt von einem zweiten.

      Die beiden Männer sahen sich erschrocken an. Sie saßen in der Falle.

      4.

      Hans Hiebler reagierte sofort, als er kapierte, was ihm Christine Künstle gerade berichtete. Als sie ihn nicht erreichte, war sie zu ihm gefahren und hatte ihn quasi überfallen. Er nahm seinen Geldbeutel und den Autoschlüssel.

      „Krohmer weiß Bescheid?“

      „Nein, wie denn? Auch er hat sein Handy ausgeschaltet….“

      „Gut.“ Hans wählte die Nummer seines Chefs Rudolf Krohmer, erreichte ihn aber nicht. Dann wählte er die Nummer von Krohmers Frau. „Es ist dringend, Luise, ich brauche den Chef.“ Krohmer hörte gespannt zu, auch der reagierte erschrocken. Warum hatte er gerade heute entgegen seiner Gewohnheit die Nachrichten nicht verfolgt? Sofort schaltete er den Fernseher ein. Die Bilder schockierten ihn.

      „Ich fliege nach London und versuche dort, ihm zu helfen“, sagte Hans fest entschlossen.

      „Was wollen Sie dort ausrichtigen? Überstürzen Sie nichts, Hiebler. Sie werden keinen Flug bekommen, die Flughäfen sind sicher alle dicht.“

      „Machen Sie sich darüber keine Sorgen, ich werde einen Flug bekommen. Versuchen Sie, sich ein Bild über die Lage in Heathrow zu verschaffen und informieren Sie Leo.“ Er gab Krohmer die Nummer des Engländers. „Leos Handy ist zu jeder vollen und die von Sparks zu jeder halben Stunde eingeschaltet. Drücken Sie uns die Daumen!“

      „Mach ich! Melden Sie sich bei mir, sobald Sie einen Flug haben, verstanden?“

      „Alles klar, Chef.“

      Krohmer schaltete den Fernseher ein und notierte alle wichtigen Punkte. Er verstand den Kollegen Hiebler, er an seiner Stelle hätte auch so gehandelt.

      Hans lief zum Wagen, während er versuchte, einen Flug nach London zu bekommen. Christine ignorierte er einfach. Die war stinksauer und konnte nur seinem Wagen hinterhersehen. Sie stieg in ihren und fuhr davon. Für sie war klar, was sie jetzt tun musste. Sie rief Tante Gerda an, die neben dem Telefon wartete.

      „Dein unverschämter Neffe hat mich einfach stehen lassen. Kannst du mir einen Gefallen tun, Gerda? Kannst du versuchen, einen Flug nach London für mich zu buchen? Die Fluggesellschaft und der Preis sind völlig egal. Buche einfach den nächstbesten Flug nach London.“

      „Ich werde es versuchen“, sagte Tante Gerda.

      „Prima. Ich fahre direkt zum Flughafen, ich habe alles bei mir, was ich brauche. Bitte ruf mich an, wenn du einen Flug für mich buchen konntest.“

      Tante Gerda war verzweifelt. Sie nahm ihren Laptop und rief die entsprechenden Seiten auf.

      Hans ging es ähnlich wie seiner Tante, wobei seine Suche während der Fahrt sehr viel komplizierter war. Er musste die entsprechenden Nummern der Airlines, die ihm einfielen, mithilfe seines Handys herausfinden und gleichzeitig auf den Verkehr achten. Er rief eine Fluggesellschaft nach der anderen an, aber niemand konnte oder wollte ihm helfen. Es war nicht mehr weit bis zum Flughafen, die Zeit drängte. Obwohl es Sonntagabend war, rief er auch alle Reisebüros an, die er fand. Was sollte er sonst tun?

      Hans war am Flughafen angekommen und stellte seinen Wagen ab. Rückblickend war er sehr froh darüber, dass die Fahrt reibungslos verlaufen war und nichts passiert war, auch wenn es ihm nicht gelang, einen Platz in einer Maschine nach London zu buchen. Sofort ging er von einem Schalter zum nächsten und hatte bei einer Airline endlich Glück. Es gab tatsächlich einen Platz in einer Maschine nach London-Stansted, die um einundzwanzig Uhr dreißig startete. Stansted war zwar von Heathrow weit entfernt, aber die Strecke konnte er mit einem Mietwagen bewältigen. Der Ticketpreis war horrend, um nicht zu sagen, völlig unverschämt. Da er kein Gepäck bei sich hatte, konnte er sich zumindest die völlig überhöhten Kosten dafür sparen. Dass es keine freie Bordverpflegung gab, interessierte ihn hingegen herzlich wenig. Die lustlose Dame am Schalter wurde auch nicht freundlicher, als er noch einen Mietwagen dazu buchte. Sie gab ihm wortlos die Kreditkarte zurück und sah ihn dabei noch nicht einmal an. Normalerweise würde sich Hans darüber ärgern, aber momentan war er nur froh, einen Flug bekommen zu haben. Nachdem er seinen Chef Krohmer informiert hatte, ging er durch die Sicherheitsschleuse, holte sich einen Kaffee und konnte durchatmen. Alles war geregelt. Es war jetzt gleich neunzehn Uhr. Was würde ihn in London erwarten?

      Krohmer wartete und rief dann Leos Nummer an. Der hatte vor einer Minute sein Handy eingeschaltet und war erleichtert, Krohmers Stimme zu hören. Er kauerte mit Sparks in der sicheren Ecke, während auf die Tür geschossen wurde.

      Krohmer gab einen groben Bericht darüber ab, was er aus den Nachrichten erfahren hatte. Und das war leider nicht viel.

      „Der Reporter sagte, dass von außen keine Schäden am Gebäude festzustellen sind. Über Tote und Verletzte gibt es noch keine zuverlässigen Aussagen.“

      „Danke, Chef.“

      „Geht es Ihnen gut?“

      „Momentan nicht. Auf unsere Tür wird geschossen. Ich schalte das Handy aus. Vielleicht hören wir uns später noch.“ Dann wurde die Verbindung unterbrochen.

      Krohmer war geschockt über das, was er eben gehört hatte. Es wurde geschossen! Seine Frau hatte das Gespräch mit angehört.

      „Mach dir keine Sorgen, mein Lieber. Leo kommt wieder wohlbehalten zurück, ganz sicher.“ Luise Krohmer machte sich zwar ebenfalls große Sorgen, trotzdem versuchte sie, immer alles positiv zu sehen.

      „Wollen wir es hoffen.“ Krohmer setzte sich wieder vor den Fernseher, er musste für den nächsten Anruf unbedingt auf dem Laufenden bleiben.

      Tante Gerda gab ihr Bestes. Sie rief geduldig eine Airline nach der anderen an und war so charmant wie möglich. Endlich hatte sie Glück. Sie konnte ein Ticket buchen und bezahlte per Sofortüberweisung. Nur zehn Minuten später bekam sie die Zahlungsbestätigung. Dann rief sie Christine an.

      „Das Ticket ist für dich hinterlegt, es ist bereits bezahlt.“

      „Ich habe zwar keine Ahnung, wie du das geschafft hast, aber ich bin mächtig stolz auf dich! Vielen Dank, meine Liebe. Du bekommst das Geld selbstverständlich zurück.“

      „Willst du mich beleidigen? Geld spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle! Das ist mein bescheidener Anteil in der Sache, mehr kann ich leider nicht tun. Pass auf dich und meinen Hans auf. Ihr beide bringt mir Leo gesund zurück, hörst du?“

      „Wir tun unser Bestes. Ich melde mich wieder. Drück die Daumen, Gerda!“

      Christine trat das Gaspedal durch, auf Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote konnte sie keine Rücksicht nehmen. Ob Leo noch am Leben war? Sie stellte sich die schlimmsten Szenarien vor, bis sie sich dazu zwang, positiv zu denken. Leo war nicht tot und auch nicht in Lebensgefahr! Das durfte einfach nicht sein!

      5.

      „Läuft alles nach Plan?“, wollte John wissen. Er sah auf die Uhr, die zweite Phase hätte vor zwanzig Minuten beginnen müssen und wäre in Kürze beendet.

      „Selbstverständlich. Peter und ich haben wie vereinbart einzelne Schüsse abgegeben, nachdem die Bomben hochgegangen sind. Hier herrscht eine Panik, die dir gefallen würde.“

      „Hoffentlich habt ihr nicht übertrieben“, sagte John, der seinen Bruder sehr gut kannte. Carter übertrieb gerne und handelte auf eigene Faust, was er ihm diesmal strikt verboten hatte. Eigentlich wollte er seinen Bruder nicht dabei haben und wählte lieber einen zuverlässigen Mann, dieser aber wurde vorgestern leider verhaftet. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als auf seinen Bruder zurückzugreifen. „Habt ihr an die Masken gedacht?“

      „Klar.


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