Blut und Scherben. Ole R. Börgdahl

Blut und Scherben - Ole R. Börgdahl


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nicht, aber wir haben ja Namen und Adresse des Toten. Was haben Sie noch?«

      »Der Tote trug eine Armbanduhr am linken Handgelenk. Einfaches Lederarmband, Marke der Uhr ist noch unbekannt.«

      »Keine Rolex?«, fragte Werner Tremmel und lachte. »Würde ja zur Menge der Kohle passen.«

      »Soweit ich es beurteilen kann, handelt es sich nicht um eine Rolex«, bestätigte Marek. »Wir haben bis jetzt überhaupt keinen Markennamen auf dem Uhrenkörper gefunden. Außerdem ist die Uhr stark verschmutzt. Wir werden sie im Labor noch einmal untersuchen.«

      »Wie steht es mit der Kleidung?« Werner Tremmel warf erneut einen Blick auf die Leiche.

      »Blaue Jeans, schwarze Lederjacke der Marke Kendo, dunkelblaues Baumwollhemd kariert der Marke McEarl, ehemals weiße Turnschuhe von Puma, schwarze Sportsocken ebenfalls von Puma. Unterhemd weiß und Unterhose schwarz beide von Canda.«

      »Canda?«, fragte Werner Tremmel.

      »Das ist eine Eigenmarke des Bekleidungsunternehmens C&A Mode GmbH & Co. KG«, meldete sich Patrick Arnold.

      »Ach, Brenninkmeijer«, stellte Werner Tremmel fest.

      Marek ging nicht darauf ein. Er fuhr fort. »Die Kleidung, die Brieftasche, das Geld, der Ausweis, der Führerschein und die Uhr gehen zur Kriminaltechnik. Für die DNA-Analyse bekommt Dr. Pohlmann die Sachen dann aber später noch einmal zurück.«

      »Was ist mit einer Kreditkarte, mit Bankkarten, Rabattkarten, war außer dem Bargeld noch etwas anderes in der Brieftasche des Toten?«

      »Nein, nichts von dem, was sie aufgezählt haben«, erklärte Marek.

      »Dann bedanke ich mich recht herzlich«, sagte Werner Tremmel, aber es klang nicht so, als wenn er es auch so meinte.

      Marek nickte.

      Dann hatte Werner Tremmel aber doch noch eine Frage. »Was ist mit dem Suchtrupp? Haben die schon etwas gefunden, vielleicht die fehlenden Finger?«

      »Die Leute sind auch eben erst eingetroffen«, antwortete Marek. »Das Gebiet ist groß und die Bereitschaftspolizei konnte mir heute Abend nur zwanzig Mann zur Verfügung stellen. Außerdem wird es gleich dunkel, so dass wir die Suche morgen weiterführen müssen. Wir werden auch die Suhle und die Grube, in der die Leiche lag, noch einmal durchsieben. Sie werden natürlich über alles informiert, was wir noch finden.«

      »Ich erwarte nichts anderes.« Werner Tremmel lächelte.

      Dann erschienen die Sargträger am Rande der Lichtung. Marek sah Werner Tremmel an, der die Erlaubnis geben musste, die Leiche abzutransportieren. Werner Tremmel nickte schließlich und gab den Männern Zeichen. Torsten Regener und Hans Schauer packten ihre Ausrüstungen zusammen, machten den Sargträgern Platz. Werner Tremmel war Dr. Pohlmann zurück auf den Feldweg gefolgt. Patrick Arnold blieb noch auf der Lichtung, bis die Leiche eingesargt war. Marek nutzte die Gelegenheit.

      »Und, hat Thomas heute dienstfrei, oder warum seid ihr nur zu zweit hier aufgekreuzt?«

      Patrick zuckte mit den Schultern. »Einer muss ja die Stellung halten. Thomas macht Innendienst, könnte man so sagen.«

      »Wollte der Alte ihn nicht mitnehmen?«, fragte Marek ganz direkt.

      Patrick zuckte erneut mit den Schultern. »Kannst ihn ja mal fragen.«

      Donnerstag - 30. Juli 2015

      »Die findest du nicht im PlayStore«, erklärte Patrick Arnold kopfschüttelnd. »Und auch sonst nirgends im Netz.«

      »Darknet?«, fragte Thomas überrascht.

      »So ähnlich. Ich habe sie von einem Kollegen aus dem Betrugsdezernat. Gib mir mal dein Handy.«

      Thomas reichte es ihm und Patrick stöpselte das Smartphone an seinen Rechner und wartete, bis das Telefon erkannt wurde.

      »Jetzt muss man nur noch den Schutz umgehen und die App direkt auf die Speicherkarte laden.« Patrick verschob mit einigen Klicks eine Programmdatei auf Thomas’ Handy. »Das Gute ist nun, dass die App auf dem Gegenstück nicht installiert sein muss.«

      »Auf dem Gegenstück?«, fragte Thomas.

      »Ja, zum Beispiel auf meinem Telefon. Ich habe die App natürlich wieder deinstalliert.«

      »Natürlich«, sagt Thomas betont.

      Patrick nickte grinsend, verließ den Raum, ging in das Nebenbüro, in dem gerade niemand saß, drehte dort das Radio auf und legte sein eigenes Smartphone daneben. Dann kehrte er in ihr gemeinsames Büro zurück.

      »So, erst einmal habe ich mein Telefon ausgeschaltet, das kann die App nämlich auch, also Kontakt zu einem stummen Handy aufnehmen.«

      Patrick nahm Thomas’ Smartphone, öffnete die App und zeigte ihm das Display. »Hier die Nummer eintippen und auf OPERATE drücken.«

      Die App brauchte ein paar Sekunden, dann blinkte Patricks Handynummer im Display auf.

      »Und jetzt hier nur noch das Lautsprechersymbol drücken.«

      Patrick tat es und im selben Moment waren die 16:00 Uhr Nachrichten des rbb zu hören.

      »Das Beste ist aber, dass man auf meinem Handy im Nebenraum jetzt gar nichts sehen kann.«

      Patrick und Thomas verließen das Büro und gingen in den Nebenraum. Thomas nahm Patricks Telefon vom Tisch und konnte tatsächlich nicht erkennen, ob es aus- oder doch eingeschaltet war. Patrick schaltete die App auf Thomas’ Handy aus, da bereits eine Rückkopplung der noch laufenden Radiosendung nachhalte.

      »Und was jetzt passiert, ist auch nicht schlecht«, erklärte Patrick weiter. »Mit Beenden der App wird auch mein Handy ausgeschaltet, wenn die App es vorher einschalten musste. Und während des Abhörens nimmt die App bei Bedarf natürlich alles auf.«

      »Darknet sagtest du.« Thomas nickte anerkennend.

      »So etwas Ähnliches wie Darknet. Die App ist jedenfalls illegal, aber das hindert ja niemanden daran, sie sich zu installieren.«

      »Und was kann man dagegen tun?«, fragte Thomas.

      »Es gibt ein Gegengift.«

      Sie gingen zurück in ihr Büro. Patrick stöpselte diesmal sein Smartphone an den Rechner an und installierte ein Programm. Dann schaltete Thomas auf seinem Handy die Abhör-App erneut ein. Sie sahen gebannt auf Patricks Telefon, das ausgeschaltet vor ihnen lag.

      »Jetzt müsste sich mein Handy ja eigentlich einschalten«, kommentierte Patrick.

      »Sehen kann man jedenfalls nichts«, stellte Thomas fest.

      Es dauerte ein paar Sekunden. Plötzlich erhellte sich das Display und ein Warnton schrillte durch den Raum.

      »Volle Lautstärke«, sagte Thomas.

      »Das hat die Gegen-App eingestellt. Du weißt jetzt, dass sich jemand aufschalten wollte, Betonung liegt auf wollte. Die Gegen-App kann aber noch mehr.« Patrick deutete auf das Display, auf dem Thomas’ Handynummer erschien. »Sie zeigt auch den vermeintlichen Feind gleich mit an.«

      Thomas nickte. »Erst haben alle die Abhör-App, dann verbreitet sich die Gegen-App und der Vorteil ist dahin.«

      »Aber dann gibt es irgendwann eine verbesserte Abhör-App«, skizzierte Patrick, »die natürlich eine verbesserte Gegen-App nach sich zieht, und so geht das immer weiter.«

      »Muss ich die Abhör-App jetzt löschen?«, fragte Thomas.

      »Selbstverständlich«, antwortete Patrick grinsend und stöpselte Thomas’ Handy erneut an den Computer an. »Jetzt gibt es aber erst einmal die Gegen-App, die ist höchst legal. Was du dann mit der Abhör-App machst, ist wahrscheinlich nicht legal, mir aber völlig egal, so lange du die Klappe hältst.«

      »Das kann ich am besten.«

      In


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