Der direkte Weg zu Gott. Helmut Atzler
finden sich häufig Abbildungen von Jesus, daneben Buddha-Figuren, teilweise lebensgroße goldene Statuen, „heilige Symbole“ aus verschiedenen Götterkulten und auf einem weiteren Altar stehen Räucherstäbchen vor einem Gott des Hinduismus usw.
Damit dieses harmonische und liebevolle Bild der „geistigen Welt“ ja nicht getrübt wird, greift man jedoch nur auf die Inhalte der verschiedenen Religionen zurück, welche in das eigene Konzept passen, dienlich und genehm sind. Aber was ist mit all den anderen elementaren Inhalten derselben Quellen, welche gegen die Praktiken und Theorien der Heilerschulen und Energiearbeiter sprechen?
Diese, für die „geistige Welt“ störenden und unangenehmen Inhalte, werden aus Unwissenheit oder mit Absicht verschwiegen und unter den Teppich gekehrt. Doch in der realen Welt bekämpfen und töten sich die Menschen gerade wegen ihrer unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und Religionen – leider.
Während meiner Zeit als Geistheiler war ich Mitglied in der katholischen Kirche. Ernsthafte Gedanken darüber, ob und wie sich ein christlicher Glaube mit den von mir damals praktizierten Geistheilermethoden vereinbaren ließ, hatte ich mir erst gemacht, nachdem ich mich von der Geistheilung getrennt hatte.
Ich habe erkannt, dass sich sehr viele Methoden, Techniken, Rituale, Regeln und Ansichten der Heilerszene mit einem christlichen Glauben nicht vereinbaren lassen!
Die Weitergabe von uraltem geheimen Wissen
Viele Heilmethoden, Symbole und Praktiken aus der Heilerszene und der „geistigen Welt“ sollen auf uraltem und geheimem Wissen beruhen. Dieses Wissen muss so alt, geheim und wertvoll sein, dass es nur ganz „besonderen, auserwählten Menschen“ wieder zugänglich gemacht wird. Bemerkenswert finde ich dabei, wenn dieses uralte und geheime Wissen dann mit einem Copyright versehen wird und anschließend in Kursen und Seminaren gegen viel Geld verraten wird. Und damit die Einnahmen auch in Zukunft gesichert bleiben (weil geheim ist es ja dann nicht mehr), wird den Käufern – also den Kursteilnehmern – nicht selten das Folgende gleich mit mitgegeben:
„Wenn Du Deine Dienstleistungen mit dem geheimen Wissen kostenlos anbietest, dann funktioniert es bei Dir nicht mehr und Du verlierst Deine Fähigkeiten. Gleiches passiert, wenn Du das Wissen ohne Erlaubnis weitergibst oder verrätst. Diese Erlaubnis kannst Du aber selbstverständlich in einem weiteren Kurs gegen Geld erwerben und lizenzieren lassen.“
Das ist ein durchaus interessantes Geschäftsmodell, welches mit den Produkten der Heilerszene und „geistigen Welt“ sogar funktionieren mag. Sobald aber in diesem Zusammenhang mit „göttlichen Energien“ oder „Gott“ geworben wird, sollte man sehr skeptisch werden und sich einfach Mal die folgenden Fragen stellen:
„Lässt sich Gott wirklich für derartige Produkte und Geschäftsmodelle einspannen?“
„Welche Art von Energien müssen in diesen uralten und geheimen Methoden und Wissen enthalten sein, dass sie sich patentieren und gegen Geld verraten und verkaufen lassen?“
„Die geistigen Gesetze“ in der Heilerszene
Als Energiearbeiter kommt man so gut wie nicht um die „geistigen Gesetze“ herum. Auf den ersten Blick ist nichts Schlechtes daran zu erkennen. Eines der Gesetze hat es aber irgendwie in sich. Es beschreibt ...
„Das Prinzip der Harmonie oder des Ausgleichs“
An vielen Heilerschulen wird gelehrt, dass man seine Dienstleistungen unbedingt in Rechnung stellen muss, um den Empfänger aus seiner Schuld zu entlassen. Schließlich darf der ja nicht unglücklich gemacht werden, weil das wiederum zum eigenen energetischen Nachteil sein könnte. Außerdem müsse auch ein Energiearbeiter von irgendetwas seinen Lebensunterhalt bestreiten können.
Den letzten Satz kann ich durchaus nachvollziehen. Ich finde es völlig legitim, wenn jemand für seinen Zeitaufwand und seine Dienstleistungen bezahlt wird. Dagegen ist nicht das Geringste einzuwenden. Fragwürdig wird es jedoch, wenn diese Dienstleistungen aus Handlungen oder Produkten bestehen, in denen angeblich göttliche Energien weitergegeben werden. Im Prinzip wird dabei Gott verkauft. Das scheint vielen Energiearbeitern durchaus bewusst und vielleicht sogar etwas unangenehm zu sein, denn sie vermeiden Worte wie Preis, Preisliste oder Geld. Stattdessen greifen Sie lieber auf Begriffe wie „energetischer Ausgleich“ oder „energetische Wertschätzung“ zurück.
Nachdem bekannt wurde, dass ich für bestimmte Dienstleistungen kein Geld mehr verlangte, bekam ich von einigen Ex-Kollegen unter anderem die folgenden Aussagen zu hören:
„Kostenlos? Das geht ja gar nicht.“
„Ich solle an die geistigen Gesetze denken.“
„Ich solle achtsam sein, dass ich mir bloß kein Karma aufbaue.“
„Ich wüsste doch, dass ich meine Talente verliere, wenn ich meine Dienste kostenlos anbiete.“
Wenn das irgendjemand gesagt hätte, wäre mir das irgendwie egal gewesen, aber diese Aussagen stammten von Menschen, deren Meinungen ich einst sehr schätzte und die sich bei ihrer Arbeit auf Jesus beriefen und auch gerne aus der Bibel zitierten.
Man könnte den Unsinn solcher Aussagen ganz schnell mit mehreren Bibelzitaten oder dem Verhalten Jesu selbst widerlegen. Aber allein der logische Menschenverstand sollte dafür schon ausreichen.
Man denke einfach nur an die vielen Menschen, die ehrenamtlich tätig sind. Beispielsweise Ärzte, die in Krisengebieten oder in der dritten Welt kostenlos ihre Hilfe anbieten.
Verlieren die etwa auch Ihre Talente? Ich denke nicht.
Der angebliche Verlust von Talenten ist wohl etwas, was ausschließlich in der „geistigen Welt“ existiert.
Was müssen das nur für seltsame Energien und Wesen in der „geistigen Welt“ sein, die den Menschen einreden, dass unentgeltliche Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe in irgendeiner Weise schädlich sein könnten. Daraus spricht doch eher die Furcht, dass die eigenen finanziellen Einnahmequellen in Frage gestellt werden könnten.
Ein Gott, zu dem jeder Mensch unentgeltlichen Zugang hat – zu ihm, seiner Liebe, Glück und Heilung – scheint in der Heilerszene und in der „geistigen Welt“ nicht willkommen zu sein. Solch ein Gott passt da einfach nicht in das finanzielle Konzept.
Gott als Konsumartikel
Bei vielen Heilmethoden lernen die Energiearbeiter, wie sie allerlei „göttliche Energien“ beherrschen, kanalisieren und sich gefügig machen können. In Kursen und durch Einweihungen kann man beispielsweise auch Fähigkeiten erwerben, mit denen man selbst Heilhilfsmittel herstellen kann. Dabei würden Energien von Erzengeln, Christus-Energie usw. in Folien eingeschweißt, in Steine gebannt oder in Fläschchen abgefüllt.
Wem das jedoch zu aufwendig ist, der greift einfach auf die fertigen Produkte zurück, in denen Gott bereits enthalten sein soll. Man muss sich nur entscheiden, ob man die „Ware Gott“ vor Ort in bar bezahlen oder doch lieber über den Versandhandel per Nachnahme oder Vorauskasse inklusive Rückgaberecht bestellen möchte. Das Rückgaberecht ist sehr praktisch, falls der in dem Artikel enthaltene „Gott“ nicht wirken oder defekt sein sollte.
All diese Produkte sind auch sehr einfach in der Anwendung. Kaufen, nutzen und wenn sie nicht mehr gefallen, doch nicht das Richtige sind oder ausgedient haben, kann man sie entsorgen oder zur Seite legen.
Man kann jede Heilmethode und jedes Hilfsmittel genau dann anwenden, wenn man es braucht. Geht es einem schlecht, malt man sich schnell ein paar Symbole in die Aura. Fühlt man sich schlapp, sprüht man sich etwas Christus-Energie ins Gesicht oder wie ein Duftspray einfach in den Raum. Man kann sich auch auf eine Heilfolie setzen, in welche „Engelsenergien“ eingeschweißt sind.
Geht es einem wieder gut, können sämtliche Utensilien bis zum nächsten Gebrauch einfach in einer Schublade verstaut