Homo sapiens movere ~ geschehen. R. R. Alval
korrigierte ich mich, als er seine riesigen Hände auf meine Schultern legte. „Gute Trefferquote.“ Ich nickte langsam. Unsicher, ob ich sprechen sollte. „Für einen Menschen, der nicht zum Militär gehört.“ Ah, daher wehte der Wind. Hielt er mich für einen Verräter? „Ich bin auf verschiedenen Stützpunkten aufgewachsen. Mein Vater war Soldat.“ Er drückte meine Schultern. Kurz. Fest. „Verstehe. Haben Sie Angst vor mir?“ Hatte ich. Würde ich niemals zugeben. „Nein.“ Er lachte leise. „Lügnerin.“ Ich runzelte die Stirn. Er stellte mir die nächste Frage. „Vertrauen Sie mir?“ So sehr mich seine Nähe auch ängstigste, fühlte ich mich bei ihm doch sicher. Aber das konnte ich ihm unmöglich sagen. „Nein.“
„Sie lügen schon wieder. Das werden wir ändern müssen. Später.“ Er nahm die Hände von meinen Schultern, drehte sich um, gab ein Handzeichen und wurde zum Wolf.
Zu einem gigantischen Wolf! Ob man auf dem Reiten kann? Also… äh… wie auf einem Pferd?
Ohne sich umzudrehen trabte er los. An den anderen vorbei. Nahm Geschwindigkeit auf und verschwand. Die restlichen Wölfe – nun wieder in Tiergestalt – folgten ihm. Er war in seiner menschlichen Erscheinung bekleidet gewesen. Im Gegensatz zu Audrey, die vorhin nackt in der Küche gestanden hatte. Lag das am Alter? Konnten sie entscheiden? Oder lag es daran, dass er ein Alpha war?
Zitternd blieb ich, wo ich war.
Mit den Augen suchte ich jedoch den Wald ab. Ich sah Thea. Mit ihrem Mann, ihren Söhnen und ihren Töchtern. Und endlich auch Roy. Offenbar waren alle unverletzt. Bis auf ein paar kleine Kratzer.
Nun… was die Verletzungen betraf, irrte ich mich.
Im Haus erkannte ich die wahren Ausmaße der Auseinandersetzungen. Rhett – mein jüngerer Cousin – hatte einen gebrochenen Arm. John – der ältere – eine ziemlich tiefe Fleischwunde auf dem Rücken. Audreys Oberschenkel war ebenfalls von einer tiefen Fleischwunde entstellt. Roy jedoch hatte es am schlimmsten erwischt. Vorhin hatte ich lediglich geglaubt, er wäre ausgelaugt und würde sich deshalb auf Eric stützen. Dem war nicht so. Inzwischen war er sogar bewusstlos. Eine Kugel hatte seine Schulter durchschlagen. Mindestens eine weitere war in den Bauch eingedrungen. Er blutete heftig, obwohl ein Großteil der Blutungen bereits gestillt war. Bauchwunden waren die schlimmsten. Besonders ohne angemessene, medizinische Versorgung. Zudem zog sich eine lange, blutige Furche über sein Gesicht. Ein Unfall – wie ich erfuhr. Einer der Wölfe war über ihn gesprungen. Sein Hinterlauf hatte Roy im Fallen erwischt. „Mach dir keine Sorgen, Süße. Er wird wieder. Derek hat euch beide als zugehörig erklärt.“
Zugehörig?
In meinem Kopf ratterte es. Wir gehörten jetzt zum Rudel? Meinte Thea das? Sie bestätigte es. Doch wie sollte das Roy helfen gesund zu werden? Weit und breit sah ich keinen Arzt. Von einer nicht vorhandenen sterilen Umgebung einmal abgesehen, auch keinen OP. „Magie. Spürst du sie?“ Ich runzelte die Stirn. Schloss die Augen. Tatsächlich. Kribbelnd und leise summend, zupfte etwas an mir. Hände. Finger vielleicht. Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich sogar eine leise, irritierend schöne Melodie vernehmen. Und Worte, die keinen Sinn ergaben. Eine Sprache, die ich nicht verstand. Dabei sprach ich viele Sprachen. Doch die war mir fremd. „Er wird wieder, Chantalle. Die Magie des Rudels ist stark.“ Ich verstand es nicht. Doch ich wollte daran glauben. Glauben, dass es möglich war. Glauben, dass es Magie gab. Glauben, dass diese Magie Roy heilte. Glauben, dass es keines blutigen Rituals bedurfte, um zu einem Rudel zu gehören.
„Komm. Die Magie kann einen anfangs etwas schwächen. Wir setzen uns besser.“ Eine gute Idee. Ich fühlte mich tatsächlich etwas wackelig auf den Beinen. „Geht vorüber. Je älter man ist oder je länger man dazugehört, umso einfacher ist es. Du und Roy, ihr gehört jetzt dazu. Als Teil meiner Familie. Ohne Dereks Einverständnis wäre das nicht möglich.“ Ich nickte, obwohl ich eigentlich gar nichts verstand. Andererseits war das im Moment auch unnötig. Solange es nur funktionierte. Thea bereitete das Abendbrot. Ich schaffte es eine Scheibe Brot zu verzehren. Doch zusehends wurde ich müder. Ihr Vorschlag mich hinzulegen, kam wie gerufen. Eine blendende Idee! Ich folgte ihr in eins der oberen Zimmer, zog mich bis auf die Unterwäsche aus und fiel ins Bett. Ich schlief sofort ein.
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