Istanbul für Fortgeschrittene. Kalika Häring
ty-line/>
Istanbul für Fortgeschrittene – eine Stadt in drei Tagen
Wolfenbüttel, im September 2013
© auf Text und Umschlagbild:
Kalika Häring, 2013
ISBN 978-3-8442-7544-5
veröffentlicht bei: epubli.de
Istanbul – schon wieder?
„Istanbul?
Schon wieder Istanbul? Warst du nicht schon ein paar Mal dort?
Was willst du denn da andauernd? Ist es nicht gerade ziemlich unruhig dort?
Und überhaupt: Wie kann man bloß immer wieder in so eine große Stadt fahren? Das ist doch fürchterlich. Allein der Autoverkehr. Und dann die vielen Türken. Und diese ewige Anbaggerei. Und alles nur Touristennepp. Also, ich verstehe dich nicht....“
Das waren die Bemerkungen meiner Kollegin, als ich meine Urlaubskarte abgeben wollte.
„Entspannen möchte ich! Drei Tage entspannen in Istanbul.“
Sie lächelt ein wenig schräg und ich bemerke, dass das Wort „entspannen“ offensichtlich nicht so richtig mit dieser Riesenstadt in Einklang gebracht werden kann.
Ich kann das verstehen, denn auf den ersten Blick ist Istanbul keine Stadt für einen Entspannungsurlaub.
Istanbul ist groß und es ist laut. Es ist vielleicht zur Zeit, im Sommer 2013, auch etwas unruhig dort. Und mehrfach dort gewesen bin ich auch schon.
Warum also wieder einmal Istanbul? Was soll ich darauf antworten?
Vielleicht dies:
Istanbul ist für mich zunächst einmal blau. Blau ist der Himmel und blau ist das Wasser. Und davon gibt es in der großen Stadt reichlich.
Wo man auch ist, von irgendeinem Punkt aus kann man immer auf das Wasser sehen, das blau in der Sonne blitzt.
Das ist der nächste Punkt: Die Sonne.
Fährt man zur rechten Zeit in diese Stadt, scheint die Sonne von einem blauen Himmel, und obwohl es warm ist, schwitzt man nicht so leicht wie in anderen südlich gelegenen Städten. Durch die Nähe zum Meer weht ein ständiger leichter Wind, der die Wärme erträglich macht.
Und dann ist Istanbul bunt.
Buntes Treiben erlebt man in der Altstadt, dem Ursprung der Stadt. In den Außenbezirken ist das Treiben weniger laut, eher betriebsam, aber immer noch bunt.
Die Märkte sind voller Farben. Die Händler auf den vielen Märkten haben eine ausgesprochene Freude daran, ihre Waren zu dekorieren. Die Pfirsiche sind prall und riesengroß, die Tomaten sind tiefrot, die Gewürze bewegen sich von gelb über grün zu orange und rot.
Die Fische sind blau und haben rote Kiemen. Das Gemüse ist gelb-grün gestreift oder rot oder lila. Immer ist es etwas größer, als wir das in Deutschland gewöhnt sind.
Die Radieschen sehen aus wie Rüben, die Pfirsiche muss man in zwei Hände nehmen, die Rauke (hier eher als Ruccola bekannt) wächst über sich selbst hinaus, die Paprika sind so lang wie ein Damenschuh, die Tomaten nehmen es mit den Pfirsichen auf und dazwischen sind immer wieder Früchte, die man hier noch nie gesehen hat.
Istanbul ist geschäftig.
Geschäftig, aber dennoch entspannt. Istanbul ist eine Stadt, die das Auge erfreut und die Nase ebenso. Auch wenn es Gegenden gibt, wo die Nase beleidigt wird durch die Gerüche von Gülle und Abortgerüchen. Auch das gehört zu Istanbul. Modern auf der einen Seite, rückständig an anderen Stellen.
Aber eines ist diese Stadt immer: Liebenswert!
Die Menschen sind geschäftig, aber nicht gestresst. Sie sind stets freundlich und hilfsbereit. Keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme wird verweigert.
Sobald man bereit ist, ein Lächeln zu schenken, bekommt man ein viel breiteres Lächeln zurück, das gerne noch begleitet wird durch irgendein kleines Geschenk. Sei es ein Schoko-Riegel oder ein Tempo-Taschentuch, das von einer völlig fremden Frau in der öffentlichen Toilette aus der Handtasche gekramt wird, damit man sich die Hände trocknen kann.
Ich mag diese Mischung aus geschäftstüchtigen, lieben, freundlichen Menschen, ich mag die orientalischen Gerüche, ich mag das gemüselastige Essen und ich mag das Blau.
Ich möchte noch ein Mal nach Istanbul reisen, und sei es auch nur für wenige Tage.
Istanbul ist teuer.
Es gibt keine Billigreisen nach dorthin. Keine zwei Wochen für 400 Euro all inclusive. Man kann schon froh sein, wenn Istanbul überhaupt von irgendeinem Reiseveranstalter zu einer vernünftigen Jahreszeit angeboten wird.
Die meisten Angebote, die günstig erscheinen, liegen im Winter, und da kann man diese Stadt getrost vergessen. Dann ist es dort so kalt wie hier, keine warmen Plätze, keine Cafe's zum Ausruhen, keine Restaurants, dafür Regen und Schnee und kalte Füße. Istanbul im Winter kann ich niemals empfehlen! Es ist einfach nur gruselig!
Wie erfreut war ich daher, als ich das Angebot der Firma Berge-und-Meer gefunden habe. Vier Tage Istanbul für 460 Euro Anfang September! Das ist beste Reisezeit!
Und vier Tage sind für fortgeschrittene Istanbul-Reisende eine ausreichende Zeit, um herumzukommen und alles zu sehen, was sie sehen möchten.
Was beinhaltet nun dieses Paket des Reiseveranstalters, der seine Reisen über die Firma ALDI vertreibt?
Zug zum Flug
Flug
Hotel mit Frühstück in „guter Lage“ (wo ist die Lage gut?)
Transfer vom Flughafen zum Hotel
Reiseleitung vor Ort
Rücktransfer zum Flughafen
Rückflug
Rückfahrt nach Hause
Wer schon einmal auf eigene Faust nach Istanbul gereist ist, der weiß diese Angebote zu schätzen.
Der Zug zum Flug ist eine schöne Geschichte, wenn die Bahn mitspielt. Das tut sie in unserem Fall.
Von Wolfenbüttel aus gelangt man recht bequem zum Abflughafen nach Hannover. Von den üblichen Verspätungen der Bahn soll jetzt einmal keine Rede sein, auch wenn sie recht ärgerlich sind und nicht immer zur Zufriedenheit der Kunden abgewickelt werden.
Dass der Flieger mit einer Stunde Verspätung startet, ist hinzunehmen. Die Nacht ist sowieso weg.
Der Transfer vom Flughafen zum Hotel klappt, wie immer bei Berge-und-Meer, ganz hervorragend.
Müsste man das alles selber organisieren, hätte man gut zu tun und müsste auch nicht wenig dafür bezahlen.
Das Hotel liegt in der Altstadt. Auch das ist gut, denn von dort aus hat man alle Möglichkeiten, die Stadt zu erkunden.
Am Ende der Reise wird man pünktlich!! und zwar wirklich pünktlich abgeholt und genau dorthin gebracht, wo man zum Abflug erwartet wird. Auch das ist angenehm und bequem.
Die Hotels sind ausgesucht und haben eine ordentliche Infrastruktur. Soll heißen, man kann sich auch einmal auf die Straße wagen und darumherum gibt es Restaurants, in denen man nicht unnötig über den Tisch gezogen wird.
So weit zum Angebot von Berge-und-Meer.
Einen Reiseleiter hätten wir auch noch haben können, der uns die üblichen Sehenswürdigkeiten wie Hippodrom, blaue Moschee, Hagia Sophia und vielleicht noch den Großen Basar zeigt. Wahrscheinlich hätten wir auch noch die Möglichkeit gehabt, einen Teppich zu kaufen oder uns eine Lederwaren- beziehungsweise Schmuckfabrik anzusehen.
Da wir uns aber in Sachen Istanbul bereits als Fortgeschrittene fühlen, verzichten wir auf all diese freundlich gemeinten Angebote und entdecken die Stadt, wieder einmal, für uns alleine.
Der Reiseplan sieht folgenden