Wie ein scheues Wild. Ilka-Maria Hohe-Dorst

Wie ein scheues Wild - Ilka-Maria Hohe-Dorst


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       Das kalte Zimmer

       Wut

       Ohne dich

       Vermisst

       Angekündigter Tod

       Herbst

       Ein Passagier zu viel

       Die Pforte

       Das Tuch

       Warte auf mich

       Depression

       Erbarmungslos

       Am Steg

       In einem fremden Land

       Alles Gute

       Flüchtig

       Impressum neobooks

      Natur, Leben und Magie

      Ich bin, das lässt sich nicht bestreiten,

      die herbste aller Jahreszeiten …

      

       Mascha Kaléko:

       „Der Herbst“

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      Waldrand bei Nacht

      Der Tümpel ruht. Die Frösche werben.

      Der Mond beglitzert schwarzes Tuch,

      und in die Luft steigt Moosgeruch,

      erfüllt von Leben und von Sterben.

      Sogar der Wind scheint eingeschlafen,

      rührt weder Schilfgras noch ein Blatt

      und lässt des Tümpels Spiegel glatt,

      als sei er ein verwunschner Hafen.

      Ein Eulenschrei durchbricht die Stille

      und spottet dieser Friedensnacht

      in stillem Flug: Der Klauen Macht

      zerstört die schläferne Idylle,

      schafft federleicht eins jener Dramen,

      wo Dunkelheit nicht schwarz genug,

      den Bilch zu schützen vor dem Spuk …

      Weh allen, die ins Mondlicht kamen!

      Der Mond verblasst. Die Frösche schweigen.

      Der Wind beginnt sein erstes Säuseln,

      der Tümpel zeigt ein leichtes Kräuseln,

      Insekten sammeln sich zum Reigen.

      Der Vierte

      Der Himmel ist ein ungebleichtes Tuch,

      nicht weiß, nicht blau und auch nicht grau,

      nur trüb und fahl und blass

      und angefüllt mit Nass

      und unter ihm die Luft so rau,

      und dampfend steigt sein modriger Geruch.

      Wie war des Winters Jugend doch so frisch!

      So schuldlos und so makellos,

      anmutig, schön und rein

      und frei von falschem Schein,

      von Kopf zu Füßen nackt und bloß

      an sündenfreiem, unbeflecktem Tisch.

      Nun ist er da, der launische Besuch,

      den niemand gern zur Tafel hat,

      den nur die Trauer führt,

      der keine Liebe spürt,

      der jede Freude setzt schachmatt -

      doch nur vier Wochen währt sein Fluch.

      Der Acker

      Der Erdteig dampft im Sonnenherd,

      und Früchte schwitzen heißen Saft,

      verströmen volle Lebenskraft

      im Monat, der am besten nährt.

      Bald ist er trocken wie der Sand,

      erschöpft bis auf das letzte Korn,

      doch trägt die Krone, nicht den Dorn:

      Er sorgt für reichen Ährenstand.

      Wir segnen ihn und singen Dank:

      Du bist der Acker, gibst uns Brot,

      bewahrst vor Hunger uns und Not,

      hältst fern uns Futterneid und Zank.

      Der Erdteig, reichlich abgekühlt,

      mit Herbstesschauern im Gewand,

      streift lächelnd über Dorf und Land,

      und sagt, was er im Tiefsten fühlt:

      Ihr seid nicht meiner Krume wert

      und keines Pflänzchens, das sich schält

      und langsam an die Sonne quält,

      dass es euch eines Tags ernährt!

       Und trotzdem komme ich zurück.

      Wir haben einen langen Bund:

      Noch pflügen Menschen meinen Grund

      und finden darin größtes Glück.

      Abendrot im Wald

      Kupfern sinkt das Licht auf Wipfel,

      taucht den Wald in Abendglut,

      Dunkelheit entsteigt dem Gipfel,

      färbt die Blätter rot wie Blut,

      lässt auf Stämme Schatten kriechen,

      zeichnet Borken ein Gesicht,

      Käfer suchen Schutz in Nischen,

      Blüten schließen fest und dicht.

      Licht!

      Morgen wird es hell erstrahlen,

      glänzender als je zuvor.

      Wald


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