Serva I. Arik Steen

Serva I - Arik Steen


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      «Das ist verrückt!», meinte der militärische Führer der Nehataner: «Und das weißt du. Ein Marsch durch die Wüste wird uns viel Kraft kosten. Und die Shiva warten dann am Ende der Wüste mit einer ausgeruhten Armee. Lass uns doch erst einmal den ersten Schritt tun!»

      «Deshalb bist du nicht der König!», meinte Atlacoya wütend: «Weil du nicht weiter in die Zukunft denkst. Und jetzt scher dich raus aus der Stadt, Bruder. Geh ins Feldlager. Kümmere dich um deine Männer!»

      Atlacoya ging hinein in den Palast. Er schaute sich nicht um. Er ließ Chantico, seinen Bruder, einfach stehen. Einem Burschen, der im Eingangsbereich stand und rasch den Kopf senkte, gab er einen Wink. Er wollte Wein. Sofort reagierte der junge Mann. Demütig rannte er davon um das gewünschte zu holen.

      «Mein Gemahl, wie lief es?», fragte plötzlich eine Stimme.

      Atlacoya war wütend. Doch die Wut wich, als er seine Frau hörte.

      «Gut!», sagte er: «Die Truppen sind bereit. Ich weiß nur nicht, ob es auch Chantico ist!»

      «Er liebt dich!», meinte sie: «Und er wird sein Bestes geben!»

      Für einen Moment lang überlegte Atlacoya, ob er nicht auch ihr sagen sollte, dass das Beste einfach nicht genug war. Chantico musste über sich hinauswachsen. Aber er sagte es nicht. Stattdessen ging er zu ihr und strich ihr über die Wange: «Wie geht es meiner Königin? Der schönsten Blume in ganz Nehats?» Er strich ihr über die schwarzglänzenden Wangen.

      «Es geht mir gut, mein Gemahl und König!», erwiderte sie: «Mit Freude registriere ich, dass du große Ziele hast und sie umzusetzen weißt!»

      «Die Pravin werden vor unserer Armee erzittern!», sagte er.

      Sie nickte: «Das werden sie. Und vielleicht fällt die eine oder andere Sklavin für mich ab!»

      Er grinste: «Ja, das wird wohl so sein!» Er fasste ihr an den Po und zog sie näher zu sich: «Du willst eine hübsche, junge pravinische Sklavin? Du weißt, dass sie kleiner sind als wir und kleinere Titten haben?»

      «Ja, das weiß ich, mein Gemahl!», seufzte sie und schmiegte sich an ihn.

      «Dreh dich um!», befahl er und drängte sie zu einer Säule.

      Sie gehorchte. Drehte sich um und krallte sich dann an dem sandfarbenen Stein fest.

      Grob und gierig lupfte er den Rock ihres Kleides. Fasste ihr an den dunkelhäutigen Hintern. Mit seinen eigenen Beinen drängte er die ihrigen etwas weiter auseinander. Sie streckte ihm indes den Hintern zu.

      «Nimm mich, mein Herr und Gebieter. Mein König!», hauchte sie.

      Er entledigte sich seines Lendenschurzes geschickt mit einer Hand. Sein Schwanz stand wie eine Eins und drängte sich nach vorne. Und dann drang er von hinten in sie ein.

      5

       Tornheim,

       Siedlung im Ewigen Eis

      Tornheim war noch nie angegriffen worden. Aber es gab immer wieder räuberische Nomaden, die in die Siedlungen schlichen und versuchten die Bewohner auszurauben. Deshalb waren die Eingänge des miteinander verzweigten Gebäudekomplex von innen fest verschlossen. Zudem sorgte eine Wache auf dem Dach der Haupthalle für Sicherheit. Wenn sich Banditen näherten, dann würde sie Alarm schlagen und ganz Tornheim sich in den Verteidigungsmodus begeben.

      Die zwei jungen Burschen, die sich an diesem Tag die Wache teilten, hatten sich in ihre Felle eingehüllt. Es war verboten während des Wachdienstes Alkohol zu trinken, aber allzu oft wurde dagegen verstoßen. In den letzten zehn Jahren konnte sich keiner auch nur annähernd daran erinnern, dass etwas Größeres vorgefallen war. Ein wildgewordener Eisbär auf der Suche nach Nahrung oder ein hungriges Rudel Wölfe, das an die Vorräte wollte. Solche Sachen kamen öfters vor. Der schlimmste Vorfall war vor drei Jahren passiert. Da hatten zwölf Wölfe die Siedlung heimgesucht und fast alle Schlittenhunde getötet oder zumindest verletzt. Die treuen Arbeitstiere waren ein wesentlicher Bestandteil bei der Jagd. Ihr Verlust war wahnsinnig gewesen. Die Wache hatte sofort Alarm geschlagen und die Einwohner von Tornheim hatten die wildgewordenen Verwandten ihrer Hunde vertrieben.

      Über derartige Probleme oder gar Schlimmeres machten sich die beiden Ragni keine Gedanken. Sie tranken den Wein, den sie teuer in Gunnarsheim erworben hatten. Noch nie in ihrem Leben hatten sie Trauben gesehen und auch in der Hauptstadt des Reiches gab es die Früchte, die als Grundlage für dieses berauschende Getränk dienten, nicht. Selbst die Landschaft der Mani war nicht geeignet für einen guten Weinanbau. Viele Kilometer wurde der Wein von den Shiva mit Schiffen hier in den Norden gebracht und kostete entsprechend viel. Günstiger war das Bier, das von den Mani kam. Aber das schmeckte den Ragni bei weitem nicht so gut. Die Inselbewohner und Seeleute, die Noaten, brauten Honigwein, aber sie verkauften ihn nicht an die Nordleute. So war der Wein aus dem Land der Shiva die teure Alternative und ein enormer Luxus.

      Weinbeseelt lachten und feixten die beiden jungen Männer.

      «Es gibt ein Land im Süden!», sagte Einer von ihnen: «Da ist es so warm, dass die Frauen fast nackt herumlaufen!»

      «Das wäre ein Traum!», grinste der Andere und trank aus dem tönernen Gefäß. Teuer erstanden auf dem Markt in Gunnarsheim und tagelang über Eis und Schnee hier hochgebracht nach Tornheim.

      «Hast du Hedda heute gesehen?», fragte der eine der beiden Wachmänner.

      «Du meinst, als sie zurück kam vom Fischen?»

      «Ja. Als sie sich ihrer Felle entledigte und im Unterrock am Feuer wärmte, bei den Göttern, da hatte ich einen Steifen!»

      «Kein Wunder. Sie ist ein geiles Ding!», grinste sein Kamerad.

      «Zu gern würde ich mich mal an ihrer süßen Muschi laben. Von ihren Säften kosten. Bei den Göttern. Das muss herrlich sein!»

      «Sie wird dich nicht ranlassen!»

      Der Andere grinste: «Vielleicht muss ich sie einfach nur eindrücklich überzeugen.»

      «Dann tötet dich ihr Vater. Das weißt du. Und er ist unser Oberhaupt!»

      «Ich muss pissen!», sagte Einer der beiden. Er kletterte aus dem hölzernen Verschlag, der die Wachen ein wenig vor dem Wetter schützen sollte, kletterte über die Dächer und pinkelte dann von einem der Familienhäuser hinunter.

      Als er zurückkam, erstarrte er vor Schreck. Sein Kamerad lag leblos am Boden. Schnell kletterte der junge Mann zurück in den Verschlag und packte seinen Freund am Arm. Gerade als er mit Erschrecken feststellen musste, dass er tot war, spürte er selbst die Klinge am Hals. Der kalte Stahl fühlte sich schmerzhaft an. Viel zu spät kapierte er, dass in diesem Augenblick sein Hals aufgeschlitzt wurde. Mit einem sauberen Schnitt. Er versuchte zu schreien, aber man konnte nur ein leises Gurgeln hören. Panisch griff er nach seiner Kehle. Das Blut, das aus der Wunde schoss, fühlte sich warm an. Angenehm warm. Doch mit dem Verlust des Blutes wich auch das Leben aus ihm.

      Mit aufgeschlitzter Kehle lagen die beiden hellhäutigen Männer mit den schwarzen Haaren da. Ihre stahlblauen Augen waren erloschen. Das Leben aus ihrem Körper gewichen.

      Der fremde Mann aus Manis wischte in Ruhe sein Messer an einem der Felle, die einer der beiden Toten trug, ab. Er nickte zufrieden und stieg dann die hölzerne Leiter wieder hinunter in die Haupthalle. Dann begab er sich an den Eingang und öffnete eine der Türen zur Siedlung.

      6

       Xipe Totec,

       Feldlager der Nehataner

      Langsam näherte sich die Sonne über Nehats dem Horizont. Es würde bald dunkel werden auf dieser Seite des Planeten. Alle sieben Monde würden dann im Laufe der Nacht über das Firmament wandern. Nicht alle waren zur gleichen Zeit am Himmel. Manche erschienen früher, andere später in der Nacht. Zu bestimmten Zeiten im Jahr waren einige von ihnen auch verschwunden. Warum das so war, konnte sich keiner der Nehats erklären. Zu gering war ihr Wissen


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