Umweg ins Glück. Ute Dombrowski

Umweg ins Glück - Ute Dombrowski


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auszudenken …“

      Katja lief ein Schauer über den Rücken, als sie wie so oft daran dachte, was alles hätte passieren können. Marie wischte sich nun energisch die Tränen ab und klatschte in die Hände.

      „So etwas darf nie wieder geschehen. Ich hoffe, die sperren die Kerle für immer ein. Kommt, Kinder, jetzt lassen wir es uns gut gehen.“

      In der Villa war alles wie immer. Nelly und Katja sprangen in den Pool und am Abend saßen sie lange zusammen. Nelly berichtete und Katja ergänzte. Marie schüttelte immer wieder den Kopf.

      „Männer sind manchmal so dumm! Wie konnte Paolo denn einfach abhauen? Er hat dich im Stich gelassen, statt um dich zu kämpfen.“

      „Ach Marie, ich kann ihn schon verstehen. Er war sicher sehr verletzt. Ich hätte mich an dem Abend von ihm getrennt, aber er ist mir zuvorgekommen. Da konnte ich leider nicht mehr ehrlich sein. Wer konnte denn ahnen, dass ich an solch einen bösen Menschen gerate? Ich war so verliebt, ich hatte niemals Zweifel. Auch nicht an Martin und der gespielten Änderung. Sie hatten alles perfekt geplant. Ich bin mir aber sicher, dass die Idee mit dem Rhein von Martin stammt. Am liebsten würde ich sie nie wiedersehen, aber Leon hat mir gesagt, ich müsste auf jeden Fall vor Gericht aussagen und Marius auch. Mir ist jetzt schon ganz schlecht, wenn ich daran denke.“

      Katja legte eine Hand auf ihren Arm.

      „Wir werden bei dir sein. Die beiden können dir nichts mehr tun. Keine Angst, mein Schatz, aber diese Aussage ist wichtig. Vielleicht kannst du dann mit allem abschließen. Nicht auszudenken, wenn du dich wegen der blöden Kerle nicht mehr verlieben könntest.“

      „Ich weiß nicht, Mama. Im Moment steht mir der Sinn nicht nach Liebe. Obwohl ich glaube, dass zum Beispiel Marius mir nie so etwas antun würde. Ob ich Paolo jemals wiedersehe?“

      „Was wünschst du dir denn?“

      „Keine Ahnung, irgendwie muss er doch auch erfahren, dass wir nur Opfer dieses Spiels geworden sind.“

      Katja erklärte, dass ihm Leon sicher alles erzählen würde. Nelly nickte, dann gähnte sie und sagte den beiden Frauen Gute Nacht, um in ihr Zimmer zu gehen. Sie streckte sich auf dem großen Bett aus und schloss die Augen.

      „Bitte, ihr Alpträume, bleibt weg“, flüsterte sie in die Dunkelheit und ihr Wunsch wurde erfüllt.

      Katja und Marie saßen noch einen Augenblick draußen und sahen schweigend in den Nachthimmel, der voller Sterne war. Dann verabschiedete sich auch Katja und schlief schnell ein.

      Am nächsten Morgen hatte Marius eine Nachricht geschickt und Nelly lächelte versonnen.

      „Guten Morgen, hab einen schönen Tag und erhole dich gut. Ich denke immer an dich und vermisse dich sehr. Fühle dich umarmt. Dein Marius.“

      Nelly antwortete: „Hallo, lieber Marius, uns geht es gut. Ich habe geschlafen ohne zu träumen. Du fehlst mir auch. Ich rufe dich heute Abend an. Kuss Nelly.“

      Sie reckte sich und sah die Sonne durch die Gardinen blinzeln. Sie sprang aus dem Bett, eilte nach unten und fühlte mit dem Fuß die Temperatur des Pools, ehe sie sich hineingleiten ließ. Das Wasser war herrlich kühl und sie nahm sich vor, jeden Morgen zu schwimmen. Es war noch nicht mal acht Uhr, Katja und Marie schliefen noch. Nach dem erfrischenden Bad setzte sie sich auf die Liege und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die ihre Haut streichelten.

      „Marius“, sagte sie leise vor sich hin.

      Was hatte er zu ihr gesagt, als sie im Rettungswagen wieder zu sich gekommen war? Das beschäftigte sie schon sehr lange und sie war sich sicher, dass er neulich nicht die Wahrheit gesagt hatte. Eine leichte Gänsehaut lief an ihrem Körper entlang, so wie immer, wenn sie an diese Nacht am Rhein dachte, von der sie nicht mehr alles wusste. Marius war da gewesen. Marius. Marius. Plötzlich sehnte sie sich nach ihm und nach seinen Umarmungen und seinen Blicken. Sie wünschte sich seine Lippen. War das Liebe?

      „Nein“, sagte sie nun laut. „Ich will mich nicht verlieben. Auch nicht in Marius. Nie wieder werde ich mich verlieben. Das bringt nur Unglück. “

      „So ein Quatsch“, hörte sie hinter sich Maries Stimme.

      „Marie! Warum schleichst du dich denn an? Guten Morgen!“

      „Ich schleiche nicht, ich wollte dich nur nicht stören in deinen Gedanken. Marius?“

      „Mein Retter. Wir sind dadurch für immer verbunden. So wie Mama und Papa.“

      Marie lachte plötzlich los. Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Nelly schaute sie hilflos an und glaubte, Marie sei verrückt geworden.

      „Was ist denn mit dir los?“

      „Mein Engel, ich habe soeben festgestellt, dass du eine echte Hardeg-Frau bist. Es ist ernst, aber sehr lustig. Ihr müsst irgendwie immer gerettet werden. Katja hat in ihrem Leben so viel Unvernünftiges getan und ist in jedes Fettnäpfchen getreten, was sage ich, gefallen. Daniel hat sie vor Maurizio gerettet, Arne sie vor der Einsamkeit und Christian hat ihr Leben gerettet. Und nun beginnt das bei dir auch. Das kann ja heiter werden. Sie hat sich so oft geschworen, vernünftig zu sein, aber das hat ihr halbes Leben nicht funktioniert. Mal sehen, wie lange du dazu brauchst.“

      „Jetzt weiß ich auch, was Papa gemeint hat. Er hatte mal so etwas in der Art gesagt. Marie, ich bin viel vernünftiger als Mama. Und ich verliebe mich lieber nicht mehr. Aber …“

      Sie schwieg und dachte wieder an Marius.

      „Mädchen, wenn du ihn liebst, dann hast du keine Chance. Liebe ist stärker als alle Vernunft.“

      Katja war auf die Terrasse gekommen und sah Marie nun entsetzt an.

      „Was ist denn hier los? Ihr scheint euch ja mächtig zu amüsieren.“

      Sie setzte sich zu Nelly auf die Liege und strich ihr über den Arm.

      „Aber Marie hat recht. Gegen Liebe gibt es nichts. Sie ist stark und gut. Wenn auch die Männer es manchmal nicht sind. Ich denke aber, dein Marius ist einer von den Guten. Halte ihn fest!“

      „Seid ihr sicher?“

      Nelly sah die Frauen an und wollte gerne glauben, dass sie recht hatten.

      „Liebe. Liebe. Ja, ich denke, es ist Liebe. Ich fühle mich sehr zu ihm hingezogen. Ich erinnere mich: Einmal dachte ich schon, dass er toll wäre, aber wir sind uns zu spät begegnet. Da war ich schon eine Weile mit Gabriel zusammen. Sagt mal, ist das in Ordnung, wenn ich mich direkt wieder verliebt habe?“

      Katja und Marie nickten, standen auf und nahmen Nelly mit in die Küche zum Frühstück.

      „Süße, jetzt haben wir aber erst einmal Urlaub. Wenn wir zurück sind, kannst du ihn dir ja mal genauer ansehen und herausfinden, ob er für dich ebenso empfindet.“

      ♥

      Katja, Nelly und Marie genossen den Pool, den Strand, waren zum Shopping, machten einen Ausflug mit Joshua im Boot, besuchten die roten Felsen, legten wie immer eine Rose hin und stellten eine Kerze auf. Katja erzählte Daniel an der Gedenkstelle unter Tränen, was passiert war, bis Nelly sie tröstete.

      Am mittleren Wochenende waren sie nach Fréjus zu den Heises eingeladen. Dort machte die Geschichte auch schnell die Runde. Sharya legte einen Arm um Nelly und erklärte, wenn sie Abstand bräuchte, wäre sie immer willkommen, und sie bot ihr auch an, nach dem Abitur für ein Jahr nach Fréjus zu kommen.

      „Du kannst die Sprache verbessern und dich mit dem Wein beschäftigen. Vielleicht übernimmst du ja mal euer Weingut. Mein Angebot steht und auch wenn bis dahin noch Zeit ist, überlege es dir.“

      Nelly sah sich um und konnte sich sehr gut vorstellen, hier ein Jahr zu verbringen. Sie nickte begeistert.

      „Das wäre wirklich toll! Gerne komme ich für das Jahr nach dem Abitur her und lerne.“

      Zufrieden fuhren


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