Verdammt steh auf - lebe endlich... Alina Frey
Ein Arzt trat zu ihr: „Ich muss Sie das fragen: Haben oder hatten Sie oder Ihr Mann eine Geschlechtskrankheit?“
Caren verneinte, erzählte ihm aber von dem Arztbesuch. „Gut dass Sie mir das sagen. Jetzt können wir Ihrem Baby nach der Geburt Tropfen in die Augen geben. Es könnte sonst blind werden!“
Caren nahm alles nur verschwommen wahr. Als die Schwester zum Telefon ging und dem Arzt mitteilte, dass das Köpfchen durchkommt, ging alles sehr schnell.
Der Arzt gab ihre eine Spritze und als Caren wieder zu sich kam, hatte sie ihr Baby frisch gewickelt im Arm.
„Es ist ein Junge“, sagte die Hebamme. „Aber doch 14 Tage zu früh“. „Ist das schlimm?“ fragte Caren ängstlich.
„Wollen wir hoffen, dass es gut geht!“ „Sie haben ein Gemüt wie ein Fleischhauer, Madam“, dachte Caren. Um 22 Uhr war sie schon wieder auf ihrem Zimmer. Damals gab es noch keinen Ultraschall, was vieles erleichtert hätte. Ihre Bettnachbarin war schon über 50 und wünschte sich so sehr ein Mädchen. Zwei erwachsene Söhne hatte sie bereits. Sie freuten sich alle, als es auch bei ihr losging. Als Stunden später die Schwester hereinkam und ihnen mitteilte, dass das Baby tot sei, waren alle geschockt. Das Baby lag verkehrt herum und die Nabelschnur hatte sich um den Hals gelegt. Und es war auch noch ein Mädchen.
Caren ließ sich früher entlassen, da das Baby hinter dem Krankenhaus auf dem Friedhof beerdigt werden sollte. Nein, das konnte sie im Moment nicht verkraften.
Wieder zu Hause mit dem Baby verlangte Andy, dass sie sich nackt ausziehen und im Zimmer rauf und runter gehen sollte. „Was soll das, Andy?“
„Will nur sehen wie fett du durch die Schwangerschaft geworden bist“, war sein Kommentar. Andere Männer würden ihre Frau nach der Geburt in den Arm nehmen, aber Andy? dachte sie nur traurig.
Schreck am Morgen
Caren war vollauf mit Mike, ihrem Sonnenschein, beschäftigt. Zu der Zeit gab es noch keine Pampers und sie war damit beschäftigt, auf einem großen Kessel die Pampers zu kochen. Von morgens bis abends. Andy war auf Jobsuche und als es klingelte, ging Caren zur Tür. Vor ihr standen zwei Kriminalbeamte und hielten Caren einen Durchsuchungsbefehl unter die Nase. „Kripo, wir müssen Ihre Wohnung durchsuchen“, teilte einer der Beamten ihr in kurzen Worten mit.
„Das soll wohl ein Scherz sein, oder?“ stammelte Caren entsetzt.
„ Nein, kein Scherz“, meinte einer und hielt ihr den Wisch vors Gesicht. „Sieht das wie ein Scherz aus?“ Entgeistert ließ Caren sich auf den nächsten Stuhl fallen. Wo war Andy? Sie könnte ihn jetzt gut gebrauchen. Das muss ein Alptraum sein. Mit großen Augen verfolgte sie das Tun der Beamten. Natürlich fanden die Beamten nichts. Caren wusste noch nicht einmal, wonach sie gesucht haben.
Bevor die Beamten die Wohnung verließen, hielten sie Caren eine Visitenkarte hin. „Kommen Sie morgen nach Köln ins Polizeipräsidium, dort erfahren Sie alles Nähere!“
„Können Sie mir wenigstens sagen, was eigentlich los ist?“ fragte sie schnell bevor die Beamten die Wohnung verließen. „Nur soviel – Ihr Mann wurde verhaftet. Mehr können wir nicht sagen.“ Mit diesen Worten ließen sie Caren stehen.
Nach einer schlaflosen Nacht kam Caren in Köln an und begab sich sofort ins Präsidium. Ein überaus netter Beamte klärte Caren behutsam auf. Andy und sein Freund hatten einen Einbruch begangen. Kurz darauf zwei Frauen aufgegabelt und nur so mit dem Geld herumgeschmissen. Einer der Frauen kam es komisch vor und sie informierte die Polizei. Kurze Zeit später wurden sie verhaftet. Mitleidig sah der Beamte auf Caren und ihr Baby. „Ihr Mann ist vorbestraft. Mit 2 – 3 Jahre muss er rechnen.“
Wie betäubt verließ Caren das Präsidium und rief sofort die Schwiegereltern an.
„Du kannst mit Mike natürlich hier wohnen, das wird schon irgendwie gehen“, tröstete ihre Schwiegermutter sie.
Andy war tatsächlich vorbestraft und bekam 2 Jahre und sechs Monate. Caren besuchte ihn zweimal, konnte ihm aber nicht verzeihen. Sie hatten gerade ein Baby bekommen! Er hat nicht nur einen Einbruch begangen, sondern noch eine andere Frau aufgegabelt. Nein, so wollte und konnte sie nicht leben und reichte die Scheidung ein.
Andy ließ sich zu keinem Termin vorführen. Stattdessen bekam Caren Droh –und Bittbriefe.
Caren und Mike wohnten vorerst bei den Schwiegereltern. Da noch drei kleine Geschwister und eine ältere Stiefschwester von Andy im Haus wohnten, war natürlich Platznot angesagt. Caren nahm eine Arbeit in Hanau an und konnte dort auch wohnen. Es musste weitergehen und Mike war bei der Schwiegermutter gut aufgehoben.
Neue Liebe?
In Hanau waren amerikanische Soldaten stationiert. In dem Lokal herrschte eine lockere Stimmung und die Musik, überwiegend Soul, war genau nach Carens Geschmack. Auch die Arbeit am Tresen machte ihr Spaß.
Bob war ein hochgeschossener, gutaussehender GI. Caren fühlte sich sofort zu ihm hingezogen und tanzte jede freie Minute mit ihm. Er hatte eine überaus liebe Art an sich und Caren fühlte sich bei ihm geborgen.
Vor kurzem hatte Caren die Scheidung eingereicht und deshalb überhaupt kein schlechtes Gewissen. Sie kamen sich immer näher und bald war es beschlossene Sache, dass Caren mit Mike zu seinen Eltern nach Amerika fliegen sollte. Dort konnte sie auf Bobs Heimkehr warten. Nie wieder wollte er sie gehen lassen
Drei Wochen später kündigte sie den Job, packte all ihre Sachen bei den Schwiegereltern und zog mit Mike zu ihrer Mutter. Hier wollte sie warten, bis der ganze Papierkram erledigt war.
Als es an der Tür klingelte ahnte Caren nichts Böses. Es war Andy, der sie und Mike sehen wollte. Entsetzt schlug sie ihm die Türe vor der Nase zu.
Ihr Herz schlug wie wild. Noch deutlich hat sie seine Drohbriefe vor Augen. Angst schnürte ihr die Kehle zu.
„Bitte Caren, lass mich unseren Sohn sehen, komm mit ihm ans Fenster“, bat er sie eindringlich. Nach langem Zögern kam sie seinem Wunsch nach. Viel konnte nicht passieren, die Wohnung lag im 5. Stock.
Immer und immer wieder stand er vor der Türe und wollte eine Aussprache.
Was sollte sie nur machen. Da war Bob, ein herzensguter Mensch. Er bot ihr und Mike ein neues Zuhause in Amerika. Aber auch Andy wollte einen Neuanfang. War es nicht ihre Pflicht, Mike den Vater zu erhalten?
Caren und Andy trafen sich immer öfter und sprachen sich aus. Andy wollte eine Wohnung besorgen und Caren und Mike zu sich holen.
Es fiel Caren wahnsinnig schwer, Bob einen Abschiedsbrief zu schreiben. Dicke Tränen liefen ihr über das Gesicht. Verdammt, ist das richtig was sie hier macht?
Auch ihrer Mutter musste sie es beichten. Die war natürlich wie erwartet völlig entsetzt. „ Mein Gott Kind, du weißt doch was Andy alles auf dem Kerbholz hat. Meinst du, er wird sich ändern?“
„ Ich weiß es nicht, aber ich liebe ihn immer noch und Mike braucht doch seinen Vater.“
Sie führten endlose Gespräche, aber es nützte alles nichts. Caren wollte nicht auf ihre Mutter hören und packte ihre Sachen.
„Sei nicht böse, Mutti, ich muss es einfach versuchen!“ Doch ihre Mutter war unversöhnlich, vermutete das Schlimmste.
Sperrstunde
Sie zogen in eine Neubauwohnung mitten in Köln. Andy fand einen Job in einem bekannten Restaurant und Caren einen Job in einer Spielhalle in Bonn. Mike war die meiste Zeit bei Carens Tanten.
Von ihrer Mutter bekam Caren einen Brief. Sie hatte ihr einen Brief von Bobs Eltern beigelegt. Darin teilten sie ihr mit, sie gerne kennengelernt zu haben. Dann kam eine traurige Nachricht: Bob ist mit seinem Auto gegen einen Baum gefahren und war sofort tot. Hatte sie Schuld? War es Absicht oder ein Unfall? Andy fand den Brief und