Der Andere. Reiner W. Netthöfel
war Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in Amerika. Zu dieser Zeit lernte ich die Großeltern von Pauline und Xavier de la Lotte kennen, den Leuten, bei denen Tom und Sarah blieben, nachdem ich sie freigekauft hatte. Ich streifte dann im kanadisch-amerikanischen Grenzgebiet umher, natürlich in friedlicher Absicht. Ein paar Indianer sahen das anders. Sie wollten mich überfallen und hatten die Absicht, sich mit mir einen Spaß zu machen. Ich wehrte mich allerdings und es kam zu einem Schusswechsel. Nun ja, ich schoss mit Kugeln und sie mit Pfeilen. Sie zielten gut und zwei Pfeile trafen mich. Ich merkte das jedoch erst, als ich die Schäfte aus meiner Brust ragen sah. Es tat nicht weh. Ich zog sie heraus und die Wunden schlossen sich. Die Indianer hatten das natürlich auch gesehen und ergaben sich mir. Sie rutschten auf den Knien vor mir umher und sangen in einer Sprache, die ich nicht verstand; dann luden sie mich zu sich ein. Offenbar wollten sie ihren Leuten demonstrieren, was ich für ein Teufelskerl war und so holten sie die einzige Schusswaffe herbei, die es in ihrem Lager gab, und der Häuptling durfte dann auf mich schießen. Ich hatte Angst, dass es bei Kugeln nicht funktionieren würde, aber die Angst war unbegründet. Nach einer Woche Feierei, bei der ich wie ein Gott behandelt wurde, hatte ich die Nase voll und haute ab. Das nächste Mal war, als ich mit Sarah und Tom auf dem Weg nach Norden war. Ein verrückter Südstaatler schoss auf uns. Ich konnte mich gerade noch schützend vor die beiden stellen und eine Kugel traf mich.“ Er lachte. „Die beiden waren ganz schön überrascht.“ Ihm fiel auf, dass Steffi ihn seltsam ansah, aber er dachte, das läge an seiner Geschichte.
„Deshalb hast du meine Messerattacke so gelassen genommen.“
„Ich wusste, dass nichts passieren konnte.“
„Welche Messerattacke? Kannst du noch andere Dinge?“, wollte Steffi gespannt wissen. Hollys Blick pendelte unsicher und peinlich zwischen Magnus und Steffi hin und her.
„Die erste Frage wirst du beantworten müssen.“, meinte er leichthin und Holly rang ihre Hände.
„Nun ja, ich … äh, hatte getrunken. Ein Wort gab das andere. Magnus … dein Dad … hat schlecht über die Familie gesprochen … da lag dieses Messer, ein Küchenmesser, so wie das da. Ich … ich …“
„Deine Mutter hat es mir in die Brust gerammt.“, vollendete er sachlich.
„Mommy!“ Stefania sah ihre Mutter entsetzt an und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Du hast Dad …“ Holly beeilte sich, ihre Tochter in die Arme zu schließen und sah Magnus böse an. Typisch, dachte der, die Frau will den Mann umbringen und ist böse, wenn er es der Tochter erzählt.
„Es ist doch nichts passiert.“, beruhigte Holly ihre Tochter. Was offensichtlich war.
„Es war so wie mit den Pfeilen, Steffi.“, schaltete sich Magnus ein. „Ich habe es rausgezogen, dann hat es aufgehört zu bluten, die Wunde verschloss sich, und … fertig. Schau her.“ Er zeigte Steffi die Stelle, wo das Messer gesessen hatte.
„Aha. – Was ist, kannst du noch andere Sachen?“ Er sah seine Tochter fragend an.
„Was meinst du?“
„Na, über Wasser gehen, und so etwas.“ Nach einer Sekunde, nach der klar war, dass Steffi einen Spaß gemacht hatte, lachten alle drei.
Doch war es so klar, dass Steffi gescherzt hatte?, dachte Magnus, als er in Stefanias Augen sah.
Konnte er denn wohl noch andere Sachen, dachte Holly, und wenn ja, welche?
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.