Unter den Bäumen des Himmels. Ludwig Wolf

Unter den Bäumen des Himmels - Ludwig Wolf


Скачать книгу
Stunden unruhig auf dem Bett hin und her. Sein sehr harter Schwanz rieb sich lüstern immer wieder an den gestärkten Laken, schickte Pornoblitze in sein Gehirn. Feucht bis klatschnasse Löcher öffneten sich für ihn, Hinterbacken teilten sich, Sperma spritzte immer wieder über die fleischigen Bilder. Noch im Halbschlaf griff er nach unten, fasste nach seinen rasierten Eiern. Die Sackhaut hing hitzeschlaff bis zum Anus, die Eier selbst fühlten sich sehr fest an. Sein Schwanz quittierte den Griff mit einem sofortigen triebhaften Hochzucken. Ganz ohne Josefs weiteres Zutun. Er streifte das Laken ganz hinunter und sein Schwengel sah ihn direkt und fordernd an. „Los komm schon, mach´s mir! Du weißt doch wie geil es ist! Los, greif zu!“ Sein Geschlecht zuckte immer wieder hoch, an der Eichelspitze erschien ein funkelnder Tropfen Vorsaft, zog zäh in Richtung Bauchhaut. Josef roch an seiner Hand. Er kannte diesen schön leichten Geruch nach Camembert der immer intensiver wurde je länger er keinen Sex hatte. Er mochte diesen edelschimmelig nussigen Geruch von sich ganz gern. Er erinnerte ihn an seinen wahren Kern, der sich um nichts scherte, sich nur auf- und entladen wollte. Wirkliche Natur pur. Völlig gewissenlos. Josef strich mit der Hand leicht über die Backen des freigelegten Eichelkopfes, was der Schwengel sofort mit einem wild freudigen Hüpfer quittierte. Dann ging er mit dem wippenden Quälgeist auf´s Clo um erstmal seine Blase vollständig zu entleeren, was unter großer Geräuschentwicklung wohl sehr lange dauerte aber ohne Schwierigkeiten gelang. Er hatte gestern zuviel gesoffen, das war alles. Das kannte er schon. Da führte sich sein Schwanz nächsten Tags immer so auf, als wär´s der letzte in seinem Leben. Doch ab einem gewissen Alter gab man dem Ansinnen Meister Istes nicht mehr automatisch und ohne nachzudenken einfach nach. Vielleicht auch schon zu frühen Alters. Vielleicht sollte man gewisse Vorlieben länger ausleben, als es der Hormonspiegel eigentlich vorsah. So eine Art Arbeits- und Sextraining. Vielleicht gäbe es dann weniger Krebs an Männern. Josef sah den Strahl sich in der Schüssel auflösen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so lange gepisst zu haben. Seine Blase musste im Laufe der Jahre ein Fassungsvermögen von mindestens eineinhalb Litern entwickelt haben. Ganz unbemerkt. Er schüttelte den immer noch schweren Gesellen ab und zog sich eine Boxershorts an. Sein Schwanz nutzte den Schlitz sofort wieder zu gieriger Vorwitzigkeit. Und da der Stoff sehr angenehm über den Schweif strich, zog Josef die Vorhänge auf, die Shorts wieder aus und hockte sich nackt auf´s Bett.

      8. Hat Rin

      Bei Tageslicht betrachtet rief das Coco Loco Zimmer auf Koh Pah Ngan starke Erinnerungen in Josef wach. Genauer gesagt sehr klare Erinnerungen an das Jahr zweitausend, als er in einem dunklen Kinosaal saß und gemeinsam mit Richard eine nervenaufreibende Entdeckungstour durch halb Thailand unternahm. Eine bis an die Grenzen der menschlichen Existenz gehende Entdeckungstour. Die Fliegengitter an den Fenstern waren so zerlöchert wie die von Richards Unterkunft, damals in der Khao San Road, teilweise hingen sie aus den Rahmen. Und jeden Moment konnte Daffy seinen paranoiden Schädel durch eine der ausgefransten Öffnungen stecken, abwechselnd mit Maschinengewehr und Joint herumfuchteln und seine Geschichte von dem einzigen, von dem Strand, von dem unbeschreiblichen Strand, zum Besten geben. Einem damit das Hirn wässrig machen. Den Liquor durch phantastische Erwärmung ausdehnen, ein paar Messbalken weiter nach oben treiben. Die Ventrikel ein wenig strenger befüllen.

      Aus dem Ventilator an der Decke hingen mehr Drähte heraus als zu seinem Betrieb nötig sein dürften. Manche davon endeten einfach in braunem Isolierband. An den Wänden gab es dunkle Blutflecken. Zerquetschte Blutsauger. Die Bettwäsche war hellblau und hatte keine Flecken. In der Nachttischlade lagen keine Kondome. Auch keine Bibel. Nur muffiger Geruch entstieg ihr. Josef musste zurück ins Clo und auf die Porzellanschüssel. Sein Darm forderte sein Recht, versprach eine Erledigung von der allerbefriedigendsten Sorte. Die kam auch rasch mit enger Dehnung an, mit praller Spannung, die schnell in ein erleichtertes Loslösen eines gefühlt gewaltigen Blocks mündete. Eines Blocks in Form einer einzigen kompakten Wurst, die dick und lautlos lang in die gelbe Pissbrühe rutschte. Es gab nur ein leise glucksendes Geräusch dabei.

      Die klaustrophobische Enge des Raums bot neben zweifelhaften Kinoerinnerungen vor allem eines ausgiebig an: Lärm. Und zwar jede Menge davon. Das Zimmer, beziehungsweise die Toilette der Unterkunft, lag direkt an der Hauptstrasse. Die Toilette war so der einzige Puffer zwischen Schlafzimmer und Straße. Ein knapper Meter Luftraum, ausgestattet mit Brause, Closchüssel und Waschbecken, aber ohne Scheiben in den Fenstern. Nichts wäre kaum weniger gewesen. Und natürlich fuhr hier jeder Thai mit dem Motorrad. Im Moment allerdings rollte gerade ein bleicher Deutscher vorsichtig mit seiner geliehenen Vespa vorbei, während Josef selbst gleichermaßen vorsichtig am Clo saß. Unbeweglich. Die Plastikbrille war zerbrochen. Josef wollte nicht, dass Hautpartien unbeabsichtigt eingeklemmt wurden, beim schnellen Aufstehen gleichsam erst an-, dann ab- und weiter regelrecht herausgeschnitten wurden. Unangenehm herausgeschnitten wurden. Natürlich. Josef sah keinen Grund für sich, dem noch fäkal warmfarbigen Inhalt der Closchüssel noch eine blutrote Nuance beizumischen.

      Eine Thai saß leicht bekleidet hinten am Sozius des Deutschen. Sie sah hinten weitaus besser aus als er, der Piefke vorne in kurzen Hosen und Kurzarmhemd auf der Vespa knorzend aussah. Khakifarben und blau kariert. Klein kariert. Nicht nur äußerlich. Josef drückte die Bruchstellen der Clobrille mit den Händen in eine plane Position und stand behutsam auf. Er säuberte sich mit dem gezielten Strahl der Toilettenbrause, sah die Vespa in eine Seitenstraße verschwinden. Ein unglaubliches Gewirr von Stromleitungen hangelte sich entlang der Straße von Mast zu Mast, leitete den Blick bruchlos zurück an die schmutzige Toilettenwand, an der einige Fliesen fehlten, dafür aber allerhand an zerquetschten Mosquitos herumklebte. Josef drückte die Spülung und trocknete sich den nassen Hintern ab. Die Clotür schliff über den Boden, sie ging nur mehr halb auf. Und nicht mehr ganz zu. Man zwängte sich durch den Spalt und fiel so des Platzmangels und der darob nötigen Verrenkungen wegen fast über das Bett, das Doppelbett, das beinahe den ganzen Raum einnahm. Eine kolonial wirkende Liegestatt. Wuchtig wie die restlichen Möbel auch. Ungeniert solide Gediegenheit über der billigen Spanplatte vortäuschend. Künstlich nachgedunkelt. Mit Spiegeln an den richtigen Stellen ausgestattet.

      Josef besah sich seine Leiblichkeit. Dominant an ihm war sein Schwanz, sein Körper noch schlank genug. Der Bauchansatz sprang noch nicht zu arg ins Auge, wenngleich er Josef auch zu groß war, der halbrunde Apfelbauch. Die Brustmuskeln waren noch so in Ordnung. Wenn man sie ordentlich anspannte. Mit seinem Hintern und seinen Beinen war er immer schon zufrieden gewesen und er fand, dass die Haut an seinem Hals zurzeit auch noch weniger Falten aufwies als es seinem Alter entsprechen würde. Es war ein sehniger Hals, auf dem sein Kopf sicher ruhte. Die Proportionen von Kopf, Körper und Gliedmaßen waren stimmig, boten keine Auffälligkeiten. So setzte sein langer Schwanz eigentlich den einzigen brauchbaren Akzent. Sein Gesicht war im Grunde nichts Besonderes aber es war kantig und von ovaler Grundform. Seine Brauen waren dicht, seine Augen braun und seine Zornesfalten gerade noch im Rahmen. Josef trug die Haare extrem kurz, was er nicht tun würde, wenn ihm sein Gesicht nicht gefallen würde. Immer mehr silbrige Spitzen gaben seinem Haar Struktur und gefielen ihm. Graue Haare riss er nur an seiner sorgfältig getrimmten Schambehaarung aus. Dort fand er sie deplaziert. Ihm standen Bart, Rasur und Stoppeln gleichermaßen und seine Nase war groß genug, um durchaus gewollte Rückschlüsse freimütig zuzulassen, beziehungsweise zu bestätigen, wenn man seiner nackt ansichtig wurde. Seine Zähne würden einen Rosstäuscher nicht mehr ganz zufrieden stellen, aber schließlich war er keine dreißig mehr. Josef war neunundvierzig, also nahe dem halben Jahrhundert. Kein ganz junger Hengst mehr. Lediglich seine Tränensäcke störten ihn heute etwas mehr als üblich. Von der Hitze wirkten sie ganz aufgequollen. Und vom Saufen. Aber sie waren wirklich das Einzige, was er an sich nicht mochte. Er hatte diese Dinger von seiner Mutter geerbt. Und daran, und vor allem an seine Mutter wollte er nicht erinnert werden. Nicht auf seiner Abschiedstour. Schon gar nicht auf der. Und überhaupt nicht mehr. Es gab nur wenige Mütter auf der Erde, die ihren Kindern das Leben eher nahmen als schenkten. Josefs Mutter war so eine gewesen. Sein erster Vampir. Wäre Josef Schriftsteller gewesen, hätte er sich seine ungeliebte Mutter gleichsam von der Seele schreiben können. So musste er sich mit der Kraft des Vergessens begnügen. Und zum Teil mit Verdrängung behelfen. Als Nothilfe, weil er sich keine Psychotherapie leisten konnte, leisten wollte. Nicht schon wieder zahlen für seine Rabenmutter.

      Gut. Seine Schamhaare könnten tatsächlich wieder einmal


Скачать книгу