Engelheilkunde. Zora Gienger

Engelheilkunde - Zora Gienger


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und die Existenz der Schöpfung

      Engelheilkunde wirkt praktisch, dennoch ist sie auch imstande, der Sehnsucht des menschlichen Geistes nach Erklärungen nachzukommen. Je bewusster wir leben und unser Leben in Achtsamkeit und Mitgefühl führen, desto mehr wird aber auch unser Verstand nach dem Verstehen und dem Sinn suchen, um die Existenz des Irdischen zu begreifen. Zum Erwachen gehört eben auch, sich bewusst zu machen, dass das komplette Erleben der Dualität ein Teil des Lebens ist. Da reicht es nicht, sich allein dem Sinn des Daseins hinzugeben und Heilung zu initiieren. Denn der Verstand – Teil der Dualität – sehnt sich nach dem Verstehen und nach Verständnis. Im materiellen Körper gehört der Verstand als Gegenspieler zur Intuition und Seelenweisheit zum irdischen Erleben und verlangt nach Klarheit und Wahrheit.

      Den Verstand zur Ruhe zu bringen, auszuschalten und mit Banalitäten abzuspeisen, wie der Überwindung des Egos, ist nicht der Weg, der zur Heilung führt. Erst wenn auch der Verstand Gehör findet, wird der Weg zur Heilung auf allen Ebenen frei.

      Wir stecken nun einmal in einer irdischen Erfahrung, auch wenn wir vom Wesen her nichts anderes als verdichtete Liebesenergie sind. Diese Liebesenergie ist die Quelle allen Seins und das wahre Sein der Schöpfung. Dennoch benötigt es irdische Wege, die irdischen Erfahrungen von Leid und Schmerz mit Leib und Seele aushalten zu können. Dazu gehört das Verständnis für Alles-was-ist, und das geschieht innerhalb von Zeit und Raum im irdischen Leib.

      Heilung wird also erst dann ganzheitlich wirksam, wenn uns bewusst wird, dass wir nichts wissen und unser Verstand begrenzt ist. Die Erkenntnis, dass die Existenz des Irdischen vom Verstand her betrachtet keinen Sinn ergibt, ist eine Erkenntnis der Hingabe und des Annehmens des Daseins. Auch wenn diese Erkenntnis erst einmal mit dem Gefühl von Schmerz verbunden ist, gelingt es uns, im Erkennen ein Stückweit Frieden zu finden.

      Kein Mensch kann die Frage nach dem „Warum gibt es überhaupt eine irdische Ebene und ein Dasein der Dualität, des Werdens und Vergehens, der Freude, aber auch der Krankheiten und Krisen?“ beantworten.

      •Was ist der Sinn des Lebens?

      •Was soll die Erschaffung des Irdischen?

      •Was soll die Erschaffung des gesamten Universums?

      •Was soll die Einteilung in irdische und geistige Ebene?

      •Warum ist alles so, wie es ist?

      •Und welche Intention (Absicht) verbirgt sich hinter der gesamten Schöpfung so, wie sie ist?

      •Ist Alles-was-ist einfach nur ein irrer Zufall?

      •Oder ist alles so gewollt?

      •Wo soll das Ganze hinführen?

      •Wo endet die Schöpfung?

      Alle diese Fragen können wir Menschen mit unserem irdischen Gehirn und Verstand, die den irdischen Gegebenheiten, Begrenzungen und der irdischen Endlichkeit unterliegen, nicht beantworten. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu erkennen, dass wir nichts wirklich wissen.

      Es ist zwar ganz nett zu erleben, dass es von allen Seiten – von Seiten der Religionen, spirituellen Richtungen sowie der Wissenschaft – Erklärungsmodelle gibt, die für sich in Anspruch nehmen, die Wahrheit letztendlich gefunden zu haben, aber in meinen Augen ist jeglicher Versuch einer absoluten Erklärung zum Scheitern verurteilt. Nehmen wir zum Beispiel die Definition vom Urknall. Wer oder was hat ihn initiiert? Warum gab es ihn überhaupt? Was soll eine Initiierung des Urknalls überhaupt? Damit es das Universum gibt? Aber warum? Warum soll es überhaupt ein Universum geben? Damit das Göttliche sich selbst ausdrücken kann? Aber warum will das Göttliche das überhaupt? Und wer ist das Göttliche eigentlich?

      Fragen, die niemand beantworten kann.

      Es bleibt uns Menschen nur zu erkennen, dass wir darauf vertrauen können, dass es einen Sinn hinter allem gibt, den wir aber nicht wirklich begreifen können. Diese Erkenntnis ist einerseits frustrierend, weil sie den Verstand nicht befriedigt und weiterhin Schmerz auslöst. Andererseits ist sie ein Zeichen von Hingabe und Versöhnung.

      Versöhnung und Heilung finden also statt, während der Verstand erkennt, dass er nicht wirklich Erkenntnis erlangen kann, aber darauf vertraut, dass es Erkenntnis gibt. Und Sinnhaftigkeit.

      Im Vertrauen auf die Sinnhaftigkeit erschließt sich dann doch eine Art Befriedigung für den Verstand. Denn der Verstand kann darauf bauen, dass es einen Sinn gibt, auch wenn er ihn nicht versteht.

      Wenn der Verstand es nicht schafft, sich im Vertrauen auf einen Sinn zufriedenzugeben, kann es sein, dass wir in eine tiefe spirituelle Depression fallen. Der seelische Schmerz wird unerträglich. Denn es macht nichts mehr Sinn, weder das Irdische, noch das Geistige, noch die Schöpfung, die göttliche Schöpferkraft oder die erschaffende Struktur. Dann ist alles, was es gibt, einfach nur sinnlos. Und mit sinnlos meine ich wirklich sinnlos, einschließlich des Gefühls der absoluten Sinnlosigkeit. Dann macht wirklich nichts mehr Sinn und fühlt sich auch so an.

      Ich selbst war auch schon in diesen absoluten Empfindungen der kompletten Sinnlosigkeit gefangen und weiß, wie lähmend es sein kann, sich darin zu befinden. Dann macht kein einziger Atemzug mehr Sinn, und ihn dennoch erleben und tätigen zu müssen, ist schon eine Zumutung an sich. Eine solche spirituelle Depression ist keine persönliche Angelegenheit, auch wenn sie individuell im menschlichen Körper erlebt wird. Die Sinnlosigkeit betrifft die gesamte Schöpfung, das ganze Dasein mit all seinen Ebenen, diese Unbegreiflichkeit von Allem-was-ist. Sie wohnt der gesamten Schöpfung inne.

      Der seelische Schmerz über diese Sinnlosigkeit tut unendlich weh, um schließlich am Rande des Erträglichen zu einer Abspaltung von allem zu führen. Dann berührt einen nichts mehr. Man funktioniert nur noch. Nichts ist dann mehr wichtig, selbst die eigene Existenz nicht mehr. Sie ist ja schließlich auch sinnlos. Ob man nun lebt oder nicht, es ist einem letztendlich völlig gleichgültig.

      Es sind nicht selten gerade sehr bewusst lebende, spirituell erwachte Menschen, die im Leben an den Punkt kommen, das Dasein vom Verstand her nicht mehr begreifen zu können und jeglichen Glauben an einen Sinn verlieren. Spirituell wache Menschen sind sich ihres Verstandes bewusst. Sie sind sich bewusst, dass in ihnen eine tiefe Sehnsucht nach Verstehen wirkt, die nicht wirklich befriedigt werden kann. Das ist auch der Grund, warum gerade spirituell wache Menschen auf die Suche gehen. Es ist die Suche nach sich selbst, nach Wahrheit und Weisheit, nach Erkenntnis und Verständnis. Doch je mehr gesucht wird, desto mehr Fragen werden aufgeworfen. Zurück bleibt das Wissen um die Sinnlosigkeit, sodass alles infrage gestellt wird. Nicht umsonst gibt es in der heutigen Zeit immer mehr Menschen, die zeitweise von diesen depressiven Zuständen der Sinnlosigkeit betroffen sind und leider immer noch kaum die Wahl haben, irgendwo oder bei irgendjemandem wirklich Verständnis zu finden – spirituelles Verständnis, nicht nur psychisches. Leider gibt es noch viel zu wenig Therapeuten, denen bewusst ist, welche Ebene das Gefühl der Sinnlosigkeit umfasst und die das menschliche Dasein im Bewusstsein spiritueller Fragestellungen wirklich in der Tiefe begreifen.

      Die ganz normale Traurigkeit über das Leben, wie es ist, und das Gefühl der Sinnlosigkeit sind keineswegs nur krankhafte Zustände, die sofort wegtherapiert werden müssen, sondern normale Nebenwirkungen der wachsenden Seelenreife und des erwachten Bewusstseins. Der Mensch möchte sich selbst, das Dasein, die Schöpfung und die größeren Zusammenhänge begreifen und stößt an seine Grenzen. Das macht ihn unermesslich traurig und schürt in ihm das Gefühl der Sinnlosigkeit. Hier wäre eine liebevolle Begleitung angebracht, die wirkliches Verständnis, Trost und Mitgefühl aufbringt und den Menschen an die Hand nimmt, um mit ihm durch dieses dunkle Tal zu gehen.

      Heraus aus diesem Zustand der Sinnlosigkeit hilft nur sanftes Selbstmitgefühl und die Möglichkeit, den Verstand zu trösten und in Selbstliebe zu hüllen, damit es wieder möglich wird, sich selbst als Schöpfer zu betrachten.

      An diesem Punkt hilft die Möglichkeit des Verstandes, sich einen Sinn als Erklärungsmodell zu erschaffen. Jetzt wird das Geschöpf zum Schöpfer. Denn der Mensch ist in der Lage, das Irdische annähernd so zu erklären, dass die Schöpfung und das Leben Sinn ergeben. Wird der Verstand nicht verleugnet und ausgeklammert (schließlich ist er auch ein Teil der Dualität und


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