Laurentius, Schmidtis 2. Fall. Lars Büttgenbach

Laurentius, Schmidtis 2. Fall - Lars Büttgenbach


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Vohwinkel. Ich hab schon mit Herrn Büttgenbach geredet, im Übrigen ein alter Schulfreund von mir, auch dort können wir vorbei, wenn wir wollen“.

      Kommissar Schmidt mochte Ralf Vierlings, auch wenn seinen Art mitunter etwas gewöhnungsbedürftig war, man konnte sich auf ihn verlassen und er packte sofort mit an.

      „Morgen, gute Arbeit. Dann lass und mal hoch gehen.“

      Die Wohnungsbegehung und auch das Gespräch mit der Schwester des Toten brachten keine weiteren Erkenntnisse, also entschlossen sich die beiden Polizisten zu einem Besuch bei der Hauptschule.

      Die Hauptschule Vohwinkel war in einem Betonklotz aus den 70er Jahren untergebracht, der gleichzeitig vom Gymnasium Vohwinkel genutzt wurde. Alles wirkte grau in grau, ein wenig erfreulicher Anblick, bei dem man seine Zweifel hatte, ob sich der Architekt den Werbespruch der Betonhersteller – „Beton – es kommt drauf an, was man draus macht- “ wirklich zu Herzen genommen hatte.

      Der Schulleiter war so freundlich sein Büro für das Gespräch mit dem Lehrer Büttgenbach zur Verfügung zu stellen, auch das hatte Vierlings organisiert.

      `Jetzt fehlen nur noch Brötchen, eine Tasse Kaffee und eine Ganzkörpermassage. Ob das Ralf Vierlings auch organisieren kann?´, dachte Schmidt.

      Herr Büttgenbach saß schon am Tisch und begrüßte die beiden Polizisten freundlich. Er war um die 40 Jahre alt und trug ein Sportdress, offensichtlich war er Sportlehrer Er hatte sehr kurze Haare. Insgesamt wirkte er wie ein Sportausbilder bei den US-Marines.

      „Tja, das mit Dimitri finde ich sehr traurig. Ein intelligenter Schüler, kam von dem Gymnasium drüben“ eröffnete Herr Büttgenbach das Gespräch und zeigte mit dem Finger zur Wand.

      „Dass er sich eine Überdosis injiziert hat, wer konnte das ahnen. Sicher, es gab Gerüchte, dass er in schlechte Kreise geraten ist, aber daran hätte ich nie gedacht. Und...“

      „Lars, entschuldige, dass ich dich unterbreche, was meinst du mit schlechten Kreisen?“ unterbrach Vierlings.

      „Er kam immer seltener zur Schule und es ging das Gerücht, dass er als Kleindealer unterwegs war.“

      „Kennen sie genau den Freundeskreis des Toten?“ erkundigte sich Schmidt.

      „Nein, so genau wissen wir nicht Bescheid. Es waren auf jeden Fall keine Ex-Schüler von uns, dass hätten mir meine Schüler bestimmt gesagt, ich kann mich aber gerne noch mal umhören.“

      „Ich denke, dass wird nicht nötig sein, aber schaden kann es nicht. Was war Dimitri für ein Typ? Ich meine, war er verschlagen oder könnte er der Mafia angehören? Ich meine, so als Kleinmafioso.“

      „Kann sein. Wir können unseren Schülern nur vor den Kopf gucken. Auf jeden Fall war er hochintelligent, hatte aber einen Hang dazu, andere zu ärgern oder besser gesagt zu mobben.“

      „Herr Büttgenbach, können sie das näher erklären.“

      „Tja, er bekam zum Beispiel eine Klassenkonferenz, weil er einen Schüler mit Worten so oft fertig gemacht hatte, dass dieser Schulangst bekam. Oder eine Kollegin ist der ernsthaften Überzeugung, dass Dimitri sie über Monate per Telefon ärgerte. Freilich, etwas Eindeutiges nachweisen konnte ihm niemand. Er war halt intelligent.“

      „Ich denke das reicht,“ sagte Frank Schmitt, „falls wir Fragen haben, können wir sie noch mal kontaktieren?“

      „Sicher, im Übrigen kennen wir uns vom Polizeisportverein. Ich bin dort in der Schwimmabteilung und meine, Sie schon des öfteren in die Sporthalle gelassen zu haben, weil sie ihren Schlüssel vergessen hatten.“

      Schmidt mochte ihn schlagartig nicht, auch wenn ihm jetzt sein Gesicht bekannt vorkam. Ralf Vierlings saß dabei und grinste nur.

      Eine halbe Stunde später saßen die beiden Polizisten in der Wache Vohwinkel bei einem Kaffee zusammen.

      „Frank, ich habe genau gemerkt, dass du Lars nicht leiden kannst, weil er auf deine Vergesslichkeit anspielte, nimm es ihm nicht Übel, er ist eigentlich ein netter Kerl und leistet eine gute Arbeit an der Schule, du weißt doch wie schwierig es...“

      „Ja. ja, ist schon gut, er hätte mich nur noch zum Abschied Schmidti nennen müssen, dann...“

      „So hat er dich genannt, als ich in der Schule angerufen habe, er kannte dich offensichtlich nur unter diesem Namen.“

      „Was hältst du von der Geschichte? Ich denke, dass es sich um einen ganz gewöhnlichen Drogentoten handelt. Eben ein junger Mann, der zum erstenmal Heroin ausprobierte und leider die Dosis zu hochgewählt hat.“

      Fünf Monate später

      Kapitel II

      In der Polizeischule

      Er mochte seine neue Aufgabe. Seit nun mehr einem Jahr leitete er die Ausbildung für Kriminalkommissare im Bereich Tötungsdelikte. Nachdem er die vertrackte Geschichte in Köln gelöst hatte, beschloss das Justizministerium, dass es an der Zeit war, den Erfahrungsschatz von Frank Schmitt an junge Kollegen weiterzugeben.

      Schmidt war ausgesprochen jung für diese Art der Arbeit, aber er hatte sich daran gewöhnt, dass er in vielen Bereichen zu den Jüngsten gehörte, und mit seinen 43 Jahren war er deutlich älter als die meisten Polizeianwärter, die er unterrichtete.

      Kaum hatte er seine neue Arbeit übernommen, änderte er einige Gegebenheiten und Abläufe. So musste zum Beispiel jeder Kommissaranwärter ein 4 wöchiges Praktikum bei der Polizei im benachbarten Ausland machen. Schmitt hatte ein halbes Jahr dafür gekämpft, bis die Kostenfrage geklärt wurde. Die meisten machten ihr Praktikum aufgrund der Kontakte von Frank Schmidt in Frankreich oder England.

      Eine weitere Neuerung von ihm war das Seminar „Täterdenken“. In diesem Seminar mussten die Anwärter einen Mord planen. Diesen sollten sie dem Seminar mit allen Überlegungen vorstellen. Schmidt wollte damit erreichen, dass sich die zukünftigen Ermittler in die Psyche der Täter hinein dachten.

      Am heutigen Tag beschrieb eine junge Frau ihre Mordversion.

      „Ich habe mir einen Ehe Mord überlegt. Die Frau erfährt von der Liebschaft ihres Mannes und beschließt danach ihre Nebenbuhlerin umzubringen...“ während die Anwärterin detailliert ihre Mordgeschichte schilderte, schaltete Frank Schmidt innerlich ab. Er fragte sich, warum Frauen so häufig von Eheprobleme und Giftmorden sprachen, während einige Männer wahre Massaker darstellten. Bei seiner Grübelei hätte er fast das Ende der Geschichte verpasst und war froh, dass einige Seminarteilnehmer zum Abschluss klatschten.

      „Danke. Bevor wir zu echten Mordszenarien kommen, wird noch Rainer Jungmann seine Mordgeschichte vortragen.“

      Der Anwärter ging nach vorne und begann:

      „Meine Geschichte handelt von einem Auftragsmord der Mafia. Das Motiv ist: ein Zeuge unschädlich soll gemacht werden.

      Der Auftragskiller will keine Spuren hinterlassen. Also, was macht er? Er zieht sich weiße Sachen an. Kauft eine Pizza, bindet sich eine helle Schürze um und setzt sich eine Baseballkappe mit einem Pizzaschriftzug auf. Nun fährt er in den frühen Abendstunden in die Nähe des Tatortes. Er steigt aus, geht an seinen Kofferraum und holt den Pizzakarton aus dem Auto. Er geht zu dem Haus des Opfers und klingelt. Das Opfer betätigt den Drücker, der harmlos aussehende Pizzabote kommt die Treppe herauf und fragt, ob er Herr Müller sei, der Name eines Nachbarn, den er vorher am Türschild gelesen hatte. Das Opfer wird die Frage verneinen und nach oben zeigen. Der Pizzabote tut so, als ob er an ihm vorbeigeht, drängt ihn aber in seine Wohnung, zieht dabei eine Waffe mit Schalldämpfer und erschießt ihn – Bang -. Wenn das Opfer zu Boden gegangen ist schießt er noch zweimal – Bang – Bang. Zu guter Letzt geht er aus der Wohnungstür und verabschiedet sich mit den Worten `Ciao und danke für das Trinkgeld`. Er geht aus der Haustür. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, nimmt er die Kappe und die Schürze schnell ab. Ach ja, den Pizzakarton lässt er in der Wohnung zurück. Er steckt ihn in...“

      Ab hier hörte


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