Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas
Zoé, das habe ich nicht gewollt! Der Stein ist mir aus Versehen heruntergefallen. Na ja, nicht ganz aus Versehen. Aber ich war wieder in diesem Garten und habe dich gerufen. Der Stein wurde plötzlich heiß und ich bekam Angst. Da habe ich ihn einfach auf den Boden geschmissen. Ich hatte doch keine Ahnung! Komm Zoé, wir müssen zu Dr. Sheldon gehen.«, stammelt sie bestürzt los.
Zoé starrt sie entsetzt an und rückt ein gutes Stück von ihr weg.
»Lass mich sofort los! Ich schaffe das schon alleine. Geh weg! Du machst mir langsam Angst! Was ist nur mit dir los? Ist das ein Trick? Ein Schauspiel? Dein Gesicht hat sich seltsam verändert, als du den Stein aufgefangen hast. Und dann hast du dich gedreht. Ich dachte erst, dass es ein Spaß sein soll. Aber du wurdest immer schneller. Es war einfach nur beängstigend. Es sah aus wie in einem Horrorfilm. Und zur Krönung wirfst du mir diesen Felsbrocken auf die Füße. Schöne Freundin!«, schimpft sie mit tränenerstickter Stimme los.
J.J. steht wie angewurzelt da und sieht ihre Freundin betroffen an. Das, was Zoé da erzählt, ergibt für sie keinen Sinn. Sie schließt kurz die Augen und versucht sich zu beruhigen.
»Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt für eine Ohnmacht! Ich komme nämlich gerade überhaupt nicht klar! Dachte ich in den letzten Wochen, dass die Dinge nicht schlimmer werden könnten, habe ich nun den endgültigen Beweis, dass sehr wohl Steigerungen möglich sind!«
J.J. tritt einen Schritt zurück und versucht ihre Gedanken zu ordnen. Da fällt ihr der Brief ihrer Großmutter wieder ein. Sie überreicht ihn Zoé, die ihn ihr trotzig aus der Hand reißt. Nachdem diese ihn gelesen hat, gibt sie ihn zurück und humpelt zu ihrem Bett.
»Das ist ja schlimmer als in einem Krimi! Erst die verrückten Sachen, die dir ständig passieren. Die Albträume und jetzt noch ein komisches Paket mit diesem dummen Stein von deiner unbekannten Großmutter. Was kommt als Nächstes? Eine Kürbiskutsche?
Ich wusste gar nicht, dass du so einen wunderschönen Namen hast. Du hast mir erzählt, dass du Josie heißt. Aber Jezabel? Warum hast du ihn nie erwähnt?«, fragt sie vorwurfsvoll.
J.J. setzt sich und senkt ratlos den Kopf.
»Erstens hast du nie danach gefragt und zweitens hasse ich diesen Namen! Ich meine, kennst du irgendjemanden auf dieser Welt, der Jezabel heißt? Ich habe mich immer gefragt, woher dieser Name stammt, konnte aber nichts herausfinden.«
Zoé bemerkt, dass J.J. dieses Thema wirklich belastet, und schämt sich fast ein bisschen für ihre forsche Art. Die Freundinnen sitzen einige Minuten stumm da und starren auf die Holzkiste. J.J. löst sich aus ihren Gedanken und nimmt ihre Freundin in den Arm.
»Komm, Zoé. Ich bringe dich zum Arzt. Er soll sich deinen Fuß ansehen. Ich hoffe, dass wirklich alles in Ordnung ist.«
Zoé winkt gelassen ab und humpelt zum Kühlschrank.
»Keine Zeit! Ich packe jetzt einen großen Eisbeutel drauf, dann geht das schon wieder. Also, mal abgesehen von der Tatsache, dass du überhaupt nichts über diese Dame weißt. Warum schickt sie dir einen Stein? Und warum kannst du dich überhaupt nicht mehr an sie erinnern? Vielleicht ist sie eine Verrückte oder so was!«
J.J. sieht zu, wie sich Zoé einen Eisbeutel auf den Fuß packt und ihn mit einer dicken Socke fixiert.
»Ich habe keine Ahnung. Als ich den Stein gefangen habe, da war ... Also, ich war nicht mehr ... Also, was ich sagen will. Ich war an einem anderen Ort!«, platzt es aus ihr heraus.
Zoé hält inne und starrt sie stutzig an.
»Was heißt das?«
J.J. zuckt mit den Schultern und überlegt, wie sie ihrer Freundin am besten erklärt, was passiert ist.
»Als ich den Stein gefangen habe, war ich plötzlich in einem seltsamen Garten. Ich habe nach dir gerufen. Aber außer mir war niemand dort. Ich bekam große Angst und habe ihn weggeworfen. Was soll ich sagen? Schwups, bin ich wieder hier und dieses blöde Ding liegt auf deinem Fuß!«
Zoé betrachtet zufrieden ihren selbst kreierten Eisfuß und humpelt zum Stein. Zuerst berührt sie ihn nur vorsichtig mit dem Zeigefinger. Als sich nichts Besonderes tut, packt sie ihn mit beiden Händen und betrachtet ihn. Die Tatsache, dass J.J. ihn so mühelos auffangen konnte, macht sie stutzig. Der Stein wiegt schon einiges. Jedenfalls für Zoé. Verwundert schüttelt die den Kopf und zieht die Augenbrauen streng nach oben. So wie immer, wenn sie nachdenkt.
»Es ist schon erstaunlich, dass du ihn so spielend auffangen kannst. Das Ding ist doch total schwer! Vielleicht ein besonders dichtes Material? Aber heiß ist er nicht, und wie du siehst, bin ich auch noch hier«, stellt sie verunsichert fest.
J.J. kommt dazu und betrachtet misstrauisch den Stein, der friedlich in Zoés Hand ruht.
»Nein! Ich habe mir das nicht eingebildet! Ich war dort! Von diesen komischen Drehungen habe ich allerdings nichts mitbekommen. Ich war sofort in diesem Garten. Aber wie soll ich das Zoé beweisen? Dieser Stein zeigt keinerlei sonderliche Wirkung bei ihr.«
Plötzlich kommt ihr eine Idee. Es gefällt ihr nicht, dass ihre beste Freundin sie für verrückt hält, also möchte sie etwas ausprobieren.
»Setz dich auf dein Bett. Egal, was passiert, du rührst dich nicht von der Stelle! Du bleibst dort sitzen! Verstanden?«
Zoé sieht ihre Freundin verwirrt an und bleibt trotzig stehen.
»Was soll das? J.J., es ist ein Steeeiiiin«, brüllt sie halb verzweifelt, halb genervt.
Aber J.J. lässt sich nicht beirren. Sie packt ihre Freundin an der Hand und zieht sie zu ihrem Bett.
»Bleib hier sitzen!«, sagt sie in einem deutlichen Befehlston und drückt Zoé aufs Bett. Sie schleicht zurück und hebt nach kurzer Überlegung den Stein mit einem Ruck hoch. Ein triumphierendes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus, was Zoé leider nicht sehen kann. Denn wie beim ersten Mal findet sie sich augenblicklich in diesem myteriösen Garten wieder. Sie hält den Stein fest in der Hand und holt Luft. Erleichtert stellt sie fest, dass ihre Beine dieses Mal gehorchen, und geht ein Stück weiter. Neugierig sieht sie sich um, während der betörende Duft aus ihren Träumen sie umgarnt. J.J. schließt die Augen und atmet ihn tief ein.
»Vielleicht ist das so etwas wie ein Traumfänger.«
Unsicher geht sie zu dem Baum mit den köstlichen Früchten und jubelt erleichtert.
»Ja! Ich bin definitiv nicht verrückt! Dort müsste jetzt die Blütenschaukel hängen«, erinnert sie sich und geht entschlossen weiter. Ungläubig schüttelt sie den Kopf.
»Das halt ich nicht aus! Was geht denn hier ab?«, flüstert sie fassungslos und schaut sich um.
»Es ist alles da. Die Bäume, die riesigen Blumen, der Duft und …«
Sie stockt und sieht panisch nach oben.
»Puh! Der hässliche Vogel hat heute Gott sei Dank frei«, stellt sie erleichtert fest.
Behutsam setzt sie sich auf die Schaukel und legt den Stein vor ihren Füßen ab. In diesem Moment ist sie auch schon wieder in ihrem Zimmer. Da die Schaukel dort jedoch nicht existiert, fällt sie unsanft nach hinten und schreit auf. Genervt sieht sie auf den Stein, der vor ihr liegt und dann zu Zoé, die immer noch auf dem Bett sitzt und mit offenem Mund zu ihr starrt.
»Was ist passiert?«, fragt J.J. gespannt.
Zoé schüttelt sich, als wolle sie einen schlechten Gedanken loswerden, und presst sich ängstlich an die Wand.
»Ich habe keine Ahnung! Du hast dich wieder gedreht. Erst langsam, dann schneller und zum Schluss bist du in einem schwarzen Wirbel verschwunden. Plötzlich warst du wieder hier und bist nach hinten umgefallen. Ist das so etwas wie schwarze Magie?«, fragt sie J.J., die darüber herzhaft lachen muss.
»Wir sind doch nicht im Kino!«, antwortet sie leicht abfällig und bemerkt, dass Zoé trotzdem noch ein weiteres Stück von ihr wegrutscht.
»Aber das war nicht normal! Wirklich nicht! Was hast