Einsatz unter dem Eis: Military Action Thriller. Alfred Bekker

Einsatz unter dem Eis: Military Action Thriller - Alfred Bekker


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nicht so spannend! , dachte Haller und fragte sich dabei gleichzeitig, wohin diesmal wohl die Reise ging. Es musst sich um ein Gebiet handeln, in dem zweistellige Minustemperaturen um diese Zeit an der Tagesordnung waren. Grönland und die arktischen Gebiete Kanadas und Russlands kamen dafür ebenso in Frage wie das vergletscherte Dach der Welt im Himalaja.

      Es war nichts von alledem.

      General Outani aktivierte den Beamer seines Laptops. An der schneeweißen Wand des Briefing-Raums wurde eine Projektion sichtbar. Sie zeigte die Kartenumrisse der Antarktis.

      „Na großartig“, maulte Russo. „Jetzt können wir uns unter dem Ozonloch über dem Südpol den Pelz verbrennen lassen!“

      „Keine Sorge, Ihre Kleidung absorbiert UV-Licht“, erklärte Outani.

      „An diesen Punkt wurde bei der Entwicklung Ihrer Ausrüstung bereits gedacht.“

      „Ich dachte, es gäbe einen Vertrag, nachdem jegliche militärische oder wirtschaftliche Nutzung der Antarktis untersagt ist“, sagte Ridge.

      Outani nickte. „Den gibt es auch. Zuvor hatte es auf dem sechsten Kontinent Ende der vierziger Jahre ausgedehnte Manöver der US-Army gegeben, die damit wohl während des aufkommenden kalten Krieges unter Beweis stellen wollte, dass sie selbst unter extremsten arktischen Bedingungen - wie sie ja auch in weiten Teilen Russland herrschen -

      jederzeit einsatzfähig ist. Aber die Erfahrungen von damals lassen sich auf diesen Einsatz kaum übertragen, schließlich werden die Vereinten Nationen nur mit einer kleinen Spezialeinheit an den Ort des Geschehens gehen und nicht mit riesigen Planierraupen Landefelder für Transportflugzeuge in den Schnee walzen.“

      Auf der Antarktiskarte wurde ein Punkt markiert.

      „Hier befindet sich Camp Boulanger“, berichtete Outani. „Es ist nach seinem Leiter, Professor Albert Boulanger benannt. Etwa ein Dutzend Wissenschaftler betreiben dort geologische Forschungen. Insbesondere versuchen sie durch Ultraschall-Messungen, die unter einem bis zu dreitausend Meter gelegene Oberfläche des Kontinents kartographisch genau zu erfassen.“ Outani markierte einen Bereich in der Zentral-Antarktis. „Von besonderem Interesse ist dabei dieses gewaltige Areal, das etwa die Ausmaße Italiens hat. Unter der Eisschicht befindet sich hier wie man inzwischen herausgefunden hat, ein gewaltiger See, dessen Wasser seit Millionen Jahren vollkommen abgeschlossen ist.

      Dieser See hat Wassertiefen bis zu tausend Meter und stellt nach dem Baikal-See in Sibirien eines der größten Süßwasserreservoire der Erde dar.“ Outani zuckte die Achseln. „Wenn die globale Verknappung von Trinkwasser in diesem bestehenden Ausmaß anhält, werden um diese Reservoire in fünfzig Jahren vielleicht Kriege geführt. Aber das soll jetzt nicht unsere Sorge sein.“ Outani ließ eine weitere Markierung erscheinen, mit dem ein Gebiet gekennzeichnet wurde, das mitten in dem prähistorischen, von tausend Metern Eis abgedeckten See lag.

      „Bei der Position, die ich jetzt markiert habe, liegt vermutlich das Forschungscamp eines privaten Industriekonsortiums. Das Camp trägt die Bezeichnung X-Point. Dort soll angeblich Materialforschung im Auftrag großer und zahlungskräftiger Industriekonzerne durchgeführt werden. Inzwischen haben wir den Verdacht, dass dort etwas ganz anderes geschieht. Die Wissenschaftler von Camp Boulanger stießen auf Unregelmäßigkeiten in ihren seismische Messungen. Es gab Erschütterungen, die nicht durch natürliche geologische Prozesse erklärbar waren, sondern einen Verdacht aufbrachten, der bislang undenkbar schien.“ General Outani deutete auf jenes Gebiet, unter dem sich der verborgene See befand. „Dieser See wäre ein idealer Ort, um geheime Atomtests durchzuführen. Und genau das vermuteten Professor Boulanger und sein Team. Die Wasser- und Eismassen schirmen eine Test-Explosion, die am Grund des verborgenen Sees durchgeführt wird in einer Weise ab, wie das an keinem anderen Ort der Erde möglich wäre. Die Strahlung wird fast völlig absorbiert. Normalerweise ist der Outburst einer Wasserstoffbombe weltweit messbar. In diesem Fall waren nur die durch die Explosionen verursachten seismischen Erschütterungen überall auf der Welt zu verzeichnen und wurden zunächst mit natürlichen Phänomenen in Verbindung gebracht. Erst Boulangers Erkenntnisse legen einen anderen Verdacht nahe.“

      „Das bedeutet, da sitzt wahrscheinlich jemand am Südpol, hat sich durch die tausend Meter Eis gebohrt und lässt in schöner Regelmäßigkeit Wasserstoffbomben auf den Grund eines unterirdischen Sees sinken“, stellte Ridge fest.

      Outani nickte.

      „Genau das vermuten wir“, erklärte der Südafrikaner. „Das Boulanger-Team hat weitere Messungen durchgeführt.

      Atomexplosionen weisen durchaus charakteristische Muster auf, die auch nachweisbar sind, wenn man keine erhöhten Strahlungswerte vorliegen hat. Die Daten wurden gestern über eine Satellitenverbindung zu Boulangers Institut in San Francisco überspielt - zusammen mit einem Notruf, der besagt, sie seien angegriffen worden.“

      Ridges Stirn zog sich in Falten.

      „Angegriffen?“, echote er. „Von wem?“

      „Ein gute Frage, die Sie und Ihr Team vielleicht aufklären können.

      Der Funkkontakt brach ab. Ein Flugzeug startete vom Flugzeugträger U.S.S. INDEPENDENCE, der derzeit im Südatlantik kreuzt. Die Maschine stürzte aus unerfindlichen Gründen ab. Ursache unbekannt.“

      Outani hob die Schultern. „Die Wetterverhältnisse waren schlecht - der Absturz der Maschine kann durchaus auch damit in Zusammenhang stehen. Genaueres werden wir vielleicht bald wissen…“

      „Gibt es Hinweise darauf, dass die Maschine angegriffen wurde?“, fragte Ridge.

      „Nein, bislang nicht. Aber die Vermutung liegt natürlich nahe. Vor einer halben Stunde traf die Analyse des Boulanger-Instituts in Berkeley ein. Sie haben sämtliche Daten herangezogen, die verfügbar waren und sie mit den Messergebnissen in Zusammenhang gebracht, die das Boulanger-Team in der Antarktis noch übermitteln konnte. Die Ergebnisse übertreffen unsere schlimmsten Befürchtungen. Danach wurden in den letzten sechs Monaten mindestens drei Atom-Tests unter dem Eispanzer der Antarktis durchgeführt. Das steht so gut wie fest. Es gibt Dutzende von Staaten, die ein Interesse haben könnten, im Geheimen ihre Atomwaffen zu testen, während sie nach außen hin in der Weltöffentlichkeit mit sauberer Weste dastehen. Wer immer dieses Geschäft betreibt, dürfte keinen Mangel an Aufträgen haben.“

      Ridge runzelte die Stirn. „Ich dachte, das wäre klar! Dieses Konsortium aus Dubai…“

      „…ist möglicherweise nur ein Deckmantel. Es wird derzeit fieberhaft daran gearbeitet, die Geldströme dieses Konsortiums zu analysieren.

      Möglicherweise steckt Nexus dahinter. Aber das ist noch keineswegs bewiesen, sondern nur eine ganz private Vermutung meinerseits.“

      Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

      Haller beobachtete das Gesicht des Generals. Da war noch irgendetwas, was Outani bisher nicht gesagt hatte. Haller sollte Recht behalten.

      „Der Grund, der uns zu einem sofortige Einsatz von Omega Force One zwingt, ohne dass wir weitere Aufklärungsmissionen abwarten können ist schnell erklärt. Erstens bricht in Kürze der antarktische Winter herein. Dann ist der Kontinent für ein halbes Jahr im wahrsten Sinn des Worts eine dunkle Zone. Alle Spuren - sowohl vom Verbleib des Boulanger-Teams als auch von X-Point werden nach den Schneestürmen nicht mehr aufzufinden sein. Ein zweiter Grund sind die Berechnungen der Wissenschaftler des Boulanger-Instituts in Berkeley.

      Es besteht nämlich die Gefahr, dass sich bei weiteren Atomexplosionen die Erschütterungen dahingehend auswirken, dass Gletscher in Bewegung geraten und es zu einer Art Eisrutsch in den Südatlantik kommt. Die Folge wäre ein gigantischer Tsunami. Eine Monsterwelle würde Richtung Norden rasen und an den Küsten Zerstörungen und ungeheuren Ausmaßen anrichten. In zwanzig Stunden wäre sie in New York…“

      „Diese Leute riskieren eine Katastrophe dieses Ausmaßes?“, wunderte sich Ridge.

      „Ich glaube nicht, dass man das in X-Point überhaupt bedacht hat“, meinte Outani. „Schließlich sind das keine Geologen, geschweige denn, dass sie über die


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