Das Dorf Band 18: Utopia. Karl Olsberg

Das Dorf Band 18: Utopia - Karl Olsberg


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so groß wie Robinson, aber gelb und schwarz gestreift.“

      „Au fein, dann komme ich ja gerade richtig“, ruft die Hexe. „Ich bin nämlich auf der Suche nach Honig. Den brauche ich für ein neues Zaubertrankrezept.“

      „Was ist das, Honig?“, fragt Primo.

      „Die Wesen, die du beschreibst, nennt man Bienen“, erklärt Ruuna. „Sie fliegen zu den Blumen und dann machen sie Honig, den sie in ihrem Nest lagern. Ich glaube, das funktioniert so ähnlich wie das Kinderkriegen.“

      „Du meinst, die Bienen küssen die Blumen, und dann entsteht eine Babybiene?“

      „Na ja, so ähnlich. So genau kenne ich mich da auch nicht aus. Ich weiß nur, dass Bienen Honig machen, und den brauche ich gerade. Wo sind denn die Bienen?“

      „Unten am Fluss. Ich zeig dir die Stelle.“

      Er führt Ruuna zu dem seltsamen Block, um den inzwischen mehrere Bienen herumschwirren und die Luft mit emsigem Summen erfüllen. Olum, Hakun und Kaus folgen ihnen neugierig.

      „Ich glaube, das da ist dieses Nest, von dem du gesprochen hast.“

      „Prima. Jetzt muss ich ihnen nur noch den Honig stehlen, ohne dass sie wütend werden und mich mit ihren Giftstacheln stechen.“

      „Wütend?“, ruft Olum. „Giftstacheln? Ich hab’s doch gewusst, dass diese Monster gefährlich sind! Bloß weg hier!“

      Hakun und Kaus rennen hinter ihm her zurück zum Dorf. Währenddessen erhebt sich Robinson von Ruunas Schulter und flattert auf eine der Bienen zu.

      „Was bist du denn für ein komisches Huhn?“, krächzt er.

      Die Biene summt lauter und kommt auf ihn zu. Mehrere andere Bienen nähern sich ebenfalls. Sie scheinen den Papagei zu attackieren!

      „Alarm! Monster greifen an!“, krächzt Robinson. „Ding, Dong! Alarm!“

      Primo wedelt mit seinem Schwert in der Luft herum und versucht so, die Bienen zu verscheuchen. Doch statt die Flucht zu ergreifen, scheinen sie nun erst recht wütend zu werden, und schwirren laut summend um ihn herum. Er will die harmlosen Tiere nicht töten, aber er hat auch keine Lust, von ihnen gestochen und vergiftet zu werden.

      „Eigentlich macht man ein Feuer, um die Bienen mit dem Rauch zu verscheuchen“, erklärt Ruuna. „Aber das hier funktioniert bestimmt auch.“

      Sie wirft einen Glaskolben mit einer gelblichen Flüssigkeit, der am Boden zerplatzt. Eine Wolke steigt auf und ein fürchterlicher Gestank breitet sich aus. Primo wird übel.

      „Oh nein, nicht schon wieder!“, krächzt Robinson.

      Tatsächlich ergreifen die Bienen vor Ruunas Stinktrank die Flucht. Die Hexe greift in den Block und holt ein seltsames Gebilde hervor.

      „Hm, lecker!“, sagt sie und steckt es ein.

      Primo kann sich nicht vorstellen, dass diese fliegenden kleinen Bestien etwas produzieren, das man essen kann, geschweige denn, dass es gut schmeckt. Aber Ruuna hatte schon immer einen merkwürdigen Geschmack.

      Vom Kirchplatz her erklingt schon wieder wildes Gebimmel.

      „Jetzt reicht es aber!“, schimpft Primo. „Ich hab doch gesagt, es ist Mittagsruhe! Wer immer da schon wieder solchen Lärm macht, dem werd’ ich aber mal die Meinung sagen!“

      Doch als Primo mit Ruuna den Kirchplatz erreicht, staunt er nicht schlecht: Es ist Golina, die da wild die Glocke läutet!

      „Was ist denn los, Linch..., äh, ich meine, Golina?“, fragt er.

      „Mittagessen ist los!“, ruft seine Frau aufgebracht. „Ich warte die ganze Zeit, aber der Herr Dorfbeschützer hat ja nichts Besseres zu tun, als am Flussufer herumzuspielen! Die Pilzsuppe ist bestimmt längst angebrannt.“

      „Interessant“, bemerkt Kaus. „Dingeldingeldingdongding bedeutet also ‚Mittagessen ist los‘.“

      „Nein, nein, sie hat Dongeldingeldongeldingeling gemacht, nicht Dingeldingeldingdongding“, widerspricht Olum.

      „Ich habe nicht gespielt“, verteidigt sich Primo. „Ich musste das Dorf vor wilden, äh, Monsterbienen beschützen!“

      „Ja, klar!“, meint Golina sarkastisch.

      „Vielleicht kannst du die angebrannte Pilzsuppe mit etwas Honig verfeinern“, schlägt Ruuna vor.

      „Nein danke“, lehnt Golina ab. „Komm jetzt endlich, Primo!“

      Primo verabschiedet sich von Ruuna, die in den Wald zurückkehrt, und folgt Golina. Doch bevor sie die Schmiede erreichen, erklingt schon wieder wildes Glockengeläut.

      „Das darf doch nicht wahr sein!“, ruft Golina. „Das ist bestimmt Ruuna! Jetzt ist aber endgültig Schluss mit dem Krach!“

      Sie dreht um und marschiert wütend zum Kirchplatz zurück. Primo folgt ihr.

      Als sie dort ankommen, stellen sie fest, dass es nicht Ruuna ist, die die Glocke läutet, sondern Jarga, die Schäferin.

      „Alarm!“, ruft sie. „Alarm! Unbekannte nähern sich dem Dorf!“

      2. Die neuen Nachbarn

      „Was ist denn los, Jarga?“, fragt Primo alarmiert. „Von wo kommen diese Typen? Wie sehen sie aus?“

      Als sich das letzte Mal Unbekannte dem Dorf näherten, handelte es sich um Räuber, die ihn gefangen nahmen und zu ihrem Turm verschleppten. Auf seiner Flucht von dort wurde er von einem Zombie gebissen und hätte sich beinahe in ein Monster verwandelt und sein früheres Leben vollständig vergessen. Noch immer hat er hin und wieder Erinnerungslücken, vor allem, wenn er etwas für Golina erledigen soll.

      „Sie kommen aus Richtung Südwesten“, erklärt Jarga. „Und sie sehen eigentlich ganz normal aus. Ein Priester und noch ein paar andere. Einen Golem haben sie auch dabei.“

      „Priester?“, ruft Magolus, der in diesem Moment aus seiner Kirche kommt. „Was denn für ein Priester? Doch nicht etwa Wumpus, dieser Hochstapler?“

      „Nein, die Leute kommen nicht aus dem Wüstendorf. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.“

      „Woher denn dann?“, will Magolus wissen.

      „Vielleicht sollten wir sie einfach mal fragen“, schlägt Primo vor.

      „’Allo?“, ruft in diesem Moment eine Stimme. „Pardon, wenn isch störe, aber wer ist der Vorstand von diese kleine Dorf?“

      Erschrocken dreht sich Primo um. Hinter ihm steht ein Mann im violetten Gewand eines Priesters. Er hat die Nase in den Himmel gereckt, so dass es aussieht, als sähe er von oben auf Primo herab, obwohl er exakt genauso groß ist.

      „Isch ... ich meine, ich bin der Oberste Hohepriester von Allen“, sagt Magolus. Er reckt ebenfalls seine Nase nach oben, sogar noch ein Stück höher, so dass er fast hintenüberfällt. „Und was soll das überhaupt heißen, ‚dieses kleine Dorf‘?“

      „Aber nein, mon Ami, isch wollte nischt beleidigen euer Kaff. Auch wenn es ist nischt so groß und so chic und elegant wie unseres, es ist vielleischt ja auch ganz nett. Mein Name übrigens ist Boküs.“

      Hinter dem fremden Priester stehen eine Frau in Bauerskleidung, ein Schmied und ein Fleischer. Sie blicken alle ein wenig betreten drein. Die roten Augen des Golems sind ausdruckslos.

      „Ganz nett?“, empört sich Magolus. „Was soll das denn heißen? Das hier ist das wunderbare, einzigartige Dorf am Rand der Schlucht, das Größte und Schönste weit und breit! Ich bin Magolus, der Oberste Hohepriester von Allen, und wer es wagt, unser Dorf ein Kaff zu nennen, kann gleich wieder nach Hause gehen!“

      „Schon gut, schon gut, nun reg disch nischt auf, Magolüs“, erwidert Boküs. „Isch lade disch ’iermit ein, zu besuchen unser wunderbares Dorf. Dann du kannst


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