Das Dorf Band 18: Utopia. Karl Olsberg

Das Dorf Band 18: Utopia - Karl Olsberg


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probieren, es wird kein lebendiger Golem daraus, erst recht keiner, der wie Asimov sprechen kann.

      „Vielleicht hat Lausius ja recht“, seufzt Primo.

      Margi blickt ihn verdutzt an. „Wie meinst du das? Willst du etwa doch einen Schneegolem bauen? Ich fürchte, damit gibt sich Magolus nicht zufrieden.“

      „Nein, so meinte ich das nicht. Ich denke oft an Asimov. Er fehlt mir. Euch nicht?“

      „Doch, schon“, gibt Margi zu.

      „Er war immer ein bisschen mürrisch, aber das hat ihn nur umso sympathischer gemacht“, meint Kolle.

      „Und Mina ist auch nicht mehr dieselbe, seit er nicht mehr da ist“, stellt Margi fest.

      „Oh nein!“, ruft Golina aus. „Nicht schon wieder!“

      „Was hast du denn, mein Linchen?“, fragt Primo.

      „Ich weiß ganz genau, worauf das hier hinausläuft! Du willst dich schon wieder in ein Abenteuer stürzen! Kommt gar nicht infrage!“

      „Aber er ist ja vielleicht gar nicht weit weg“, meint Primo. „Ich gehe einfach in unser neues Nachbardorf und sehe mich in der Nähe ein bisschen um. Und wenn ich Asimov nicht finde, komme ich sofort zurück.“

      „Vielleicht haben die in dem Nachbardorf ja das Rezept, wie man einen Golem baut“, meint Margi.

      „Wenn du schon mal dabei bist, könntest du auch nach dem Rezept für den leckeren Braten fragen“, fügt Golina hinzu, „und für das Brot und den Kuchen.“

      „Mach ich“, sagt Primo und gibt ihr einen Kuss.

      4. Aufbruch nach Südwesten

      Am nächsten Tag macht sich Primo auf den Weg.

      „Und wieso darf ich nicht mitkommen?“, beschwert sich Nano.

      „Ich hab dir schon gesagt, es ist zu gefährlich!“, erklärt Primo.

      „Gefährlich?“, meint Golina. „Du gehst doch bloß bis zu dem neuen Nachbardorf im Südwesten.“

      „Trotzdem“, meint Primo. „Da draußen gibt es Knallschleicher, Nachtwandler, Knochenmänner und was weiß ich noch alles.“

      „Pah, das ist doch gar nichts!“, meint Nano. „Ich war sogar schon im Nether und habe gegen fliegende Monster und böse Schweinemänner gekämpft.“

      „Du sollst dir nicht immer solche Geschichten ausdenken“, tadelt ihn Golina. „Das ist nicht gut für den Verstand. Und du gehst kein unnötiges Risiko ein, Primo, verstanden?“

      „Ja, Golina.“

      „Nimm Paul mit, er kann dir helfen, Asimov aufzuspüren“, schlägt sie vor.

      „Da weiß ich was Besseres“, erwidert Primo. „Ich nehme einfach Mina mit. Die liebt doch Asimov. Bestimmt findet sie ihn noch schneller als Paul.“

      Als der Wolf den Namen seiner Erzfeindin hört, knurrt er kurz und blickt Primo beleidigt an.

      „Ich weiß ja nicht“, meint Golina. „Meinst du, Katzen haben genauso gute Nasen wie Wölfe?“

      „Ganz bestimmt“, behauptet Primo.

      Sie gehen zur Bibliothek, auf deren Dach Mina hockt. Primo lockt sie mit einem Stück Fisch herunter, das ihm Olum gegeben hat. Dann nimmt er sie auf den Arm.

      „Soll ich dich sicherheitshalber begleiten?“, fragt Kolle.

      „Nein, einer muss doch hierbleiben und das Dorf beschützen, jetzt, wo Asimov nicht mehr da ist.“

      „Vielleicht sollte lieber Kolle nach Asimov Ausschau halten“, meint Golina. „Der kommt jedenfalls nicht so schnell auf dumme Ideen.“

      „Dumme Ideen?“, fragt Primo beleidigt. „Was denn für dumme Ideen?“

      „Ich bin sicher, Primo ist am besten geeignet für diese Aufgabe“, sagt Kolle rasch.

      Er spürt offensichtlich, dass Golinas Bemerkung Primo verletzt hat. Der wirft seinem Freund einen dankbaren Blick zu.

      „Und komm bloß nicht ohne die Rezepte nach Hause!“, ermahnt ihn Golina.

      „Nein, keine Sorge, Linchen“, erwidert er und gibt ihr einen Abschiedskuss.

      In diesem Moment kommen Ruuna und Willert die Dorfstraße entlang.

      „Hallöchen zusammen“, ruft die Hexe. „Was ist denn los? Warum gibst du Primo einen Abschiedskuss, Golina?“

      „Gestern hatten wir Besuch von unseren neuen Nachbarn“, erklärt Primo. „Sie haben erzählt, dass sie Asimov gesehen haben. Ich gehe hin, um dort nach ihm zu suchen, damit wir das Nachbardorf besuchen können.“

      Ruuna kratzt sich am Kopf. „Du gehst unsere Nachbarn besuchen, um Asimov zu finden, damit du unsere Nachbarn besuchen kannst?“, fragt sie verwirrt.

      Plötzlich faucht Mina und macht einen Satz in Richtung von Robinson, der wie immer auf der Schulter der Hexe sitzt. Primo kann sie gerade noch am Schwanz festhalten, bevor sie den Papagei erwischt.

      Robinson flattert auf. „Lass den Quatsch, du Schlamassel!“, krächzt er. „Ich gebe dir gleich einen Abschiedskuss! Dingelingdingdong!“

      „Neue Nachbarn?“, fragt Willert. „Woher sind die denn gekommen?“

      „Sie stammen aus dem fernen Westen“, erklärt Golina. „Räuber haben ihr Dorf geplündert, und da sind sie hier in die Nähe gezogen und haben südwestlich von hier ein neues Dorf gebaut. Wir wollen alle hingehen, aber Magolus weigert sich, dort ohne Golem aufzutauchen. Ihr kennt ihn ja. Deshalb muss Primo erst Asimov finden. Und außerdem soll er von dort leckere Rezepte mitbringen.“

      „Leckere Rezepte?“, ruft Ruuna. „Das klingt aufregend! Da komme ich am besten gleich mit!“

      „Aber Ruuna, wir wollten doch Fisch von Olum kaufen, damit du ihn in Honig braten kannst“, erinnert sie Willert.

      „Ach was, das können wir später immer noch tun“, meint Ruuna. „Fisch wird doch nicht schlecht!“

      Willert seufzt, aber es geht ihm offensichtlich genauso wie Primo, wenn Golina mal wieder ihren Willen durchsetzt: Am besten gibt man einfach nach.

      „Von mir aus könnt ihr gerne mitkommen“, meint Primo. „Dann könnt ihr mir bei der Suche nach Asimov helfen.“

      „Okay, einverstanden“, sagt Golina, die beruhigt zu sein scheint, dass Primo nicht allein geht. „Aber zum Abendessen bist du wieder zu Hause, verstanden?“

      „Ja, Linchen.“

      Sie wirft ihm einen finsteren Blick zu, gibt ihm aber doch noch einmal einen Abschiedskuss.

      Dann machen sich Primo, Ruuna und Willert auf den Weg nach Südwesten, wobei sie dem Lauf des Flusses folgen, der das Dorf in einer weiten Schleife umfließt. Robinson flattert voraus und krächzt die ganze Zeit Beschimpfungen in Richtung von Mina, die immer wieder in die Luft springt und versucht, den Papagei zu fangen. Primo hat den Eindruck, dass Robinson seinen Spaß mit der Katze hat und absichtlich immer wieder in ihre Nähe fliegt, um sie zu ärgern.

      „Was sind denn das für Rezepte, die du Golina mitbringen sollst?“, fragt Ruuna unterwegs. „Kennen die im Südwestdorf vielleicht ein Rezept für einen besonders abscheulichen Stinktrank? Ich habe das Gefühl, dass ich mich an meinen schon zu sehr gewöhnt habe. Mir wird gar nicht mehr richtig schlecht davon.“

      „Nein, keine Zaubertrankrezepte“, erwidert Primo. „Es geht um das Rezept, wie man einen Golem baut. Und um Rezepte für Braten, Brot und Kuchen.“

      „Ach so. Schade. Na ja, aber vielleicht haben sie ja ein Rezept für Stinkkuchen oder so.“

      Bald erreichen sie einige bewaldete Hügel. Zwischen den Bäumen wachsen bunte Blumen. Bienen summen in der Luft


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