LASST BLUMEN MORDEN. Peter Jokiel

LASST BLUMEN MORDEN - Peter Jokiel


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      Er hatte für sie Spaghetti mit Muscheln in einer Knoblauchsoße gemacht, die einfach himmlisch war. So aßen wir zusammen, und Gaby sagte, dass sie mich heute bereits im Regionalfernsehen gesehen hat.

      Na ja, bei Mord ist das Fernsehen mittlerweile immer vor Ort.

      Bei der morgigen Pressekonferenz wird bestimmt auch der eine oder andere überregionale Fernsehsender mit dabei sein. Hat mich eigentlich gewundert, dass heute Mittag noch keiner von denen da war. Allerdings können die auch nie so schnell vor Ort sein, wie eben ein Lokalsender. Dementsprechend ist deren Berichterstattung dann meist auch von einer anderen Qualität.

      Nach dem mehr als üppigen Essen waren wir nicht nur satt, sondern Gaby hatte nicht mehr die Spur von Übelkeit. Salvatore war eben ein begnadeter Koch.

      Wie versprochen, ging ich mit Spenser noch eine Runde am Marienberg spazieren. Obwohl es dunkel und wirklich eiskalt war, machte ein Spaziergang mit unserem Hund wirklich Spaß.

      Aber nach einer Stunde hatte ich dann auch genug und wir gingen wieder nach Hause. Noch eine Stunde später war es schon wieder Schlafenszeit für Rene. Also ab ins Badezimmer und ab ins Bett. Nach einer kleinen Gutenachtgeschichte schlief er mit einem Lächeln ein, und ich ging leise aus dem Kinderzimmer.

      Gaby war im Wohnzimmer und sah gerade die Nachrichten im Fernsehen, mit meiner Portion Tiramisu in der Hand. Soviel zu,

      „Ich kriege gar nichts runter „.

      Aber ich konnte ihr ja sowieso nicht böse sein. Ich hoffte nur, dass sie mir noch ein kleines Stück vom Nachtisch übriglassen würde.

      Natürlich wurde ich jetzt wieder ausgequetscht und musste meiner Frau alles haarklein erzählen, was eben in den Nachrichten noch nicht erwähnt wurde.

      Als ich mit meinem Bericht fertig war, fragte sie mich nur, ob ich es nicht doch bereute nicht zur Mordkommission gewechselt zu haben.

      Was ich aber vehement verneinte.

      So gut es jedenfalls ging.

      Nein, ich hatte mich entschieden, und das war gut so.

      Jedenfalls war ich, im Moment, mit meiner Situation ganz zufrieden. Mehr oder weniger.

      Am nächsten Tag war ich zeitig auf den Beinen und der erste im Büro, zumindest in der Presseabteilung. Andreas war ebenfalls schon da, sein Wagen stand auf seinem Parkplatz.

      Ich rief ihn kurz an und lud ihn zum Frühstück in unsere Kantine ein, um unser weiteres Vorgehen, bzw. welche Informationen wollten oder mussten wir der Presse mitteilen, zu besprechen. Da Frau Schlagmann, und auch sonst noch keiner von seinem Team schon so früh zum Dienst erschien, waren wir ungestört.

      Bei Kaffee und Eier mit Speck berichtete mir Andreas was er gestern noch so herausgefunden hatte.

      „Nachdem wir gestern noch bei der Arbeitsstätte von Frau Lorentzer waren, ergibt sich momentan folgendes Bild. Das Opfer war im wahrsten Sinne des Wortes eine alte Jungfer. Wie Frau Schlagmann schon recherchierte hatte sie keine Freunde, keine Verwandten und keine sonstigen Bekanntschaften. Das gleiche sagten auch schon die Nachbarn. Sie ging jedem aus dem Weg und lebte allein mit ihren beiden Katzen. Alle unsere Befragten sagten, dass sie alles andere als ein Menschenfreund war. In ihrer Firma war sie ebenfalls nicht gerade sehr beliebt. Sie arbeitete als Lektorin bei einem Verlag und bearbeitete die eingehenden Manuskripte. Wirklich keiner wollte was mit ihr zu tun haben, weder die Kollegen noch irgendwelche Nachbarn oder sonst wer.

      Darum hat es auch eine Kollegin am Empfang des Verlages regelrecht verwundert, dass gestern ein Bote einen riesigen Blumenstrauß für Frau Lorentzer hatte abgeben wollen. Da sie aber gestern nicht im Verlag war, gab die Kollegin dem Boten die Adresse von Frau Lorentzer. Tja, wie es aussieht war das unser Mörder.

      Leider konnte die Kollegin am Empfang den Boten nicht wirklich gut beschreiben, außer dem Blumenstrauß und einer Baseballmütze sah sie von dem Kerl nicht viel. Ich habe sie trotzdem mal zu unserem Zeichner gebracht, hat aber nicht wirklich viel gebracht. Ungefähr 1,70 groß, schlanke Figur, mittleres Alter, Schnauzbart wie Tom Selleck.

      Ist nicht viel, aber wir stehen ja erst am Anfang.

      Allen Anschein hat jemand diesen Mord sehr wohl durchdacht und geplant. Jedenfalls hätte der Mörder ja seine Tat auch im Verlag durchgeführt, wenn sein Opfer da gewesen wäre. Das bedeutet entweder, dass es ihm vollkommen egal war, ob man ihn schnappt und er wollte nur den Tod von Frau Lorentzer, oder er ist sich sicher, dass wir ihn nicht kriegen werden.

      Jedenfalls ist es mehr als ungewöhnlich, jemanden an seinem Arbeitsplatz töten zu wollen.

      Dort ist das Risiko wesentlich größer auf mögliche Gegenwehr von Mitarbeitern zu stoßen.

      Wie gesagt, entweder war es ihm vollkommen egal, wie das für ihn ausgegangen wäre, oder er hat es einkalkuliert und hätte noch mehr Opfer in Kauf genommen.

      So oder so, dieser jemand muss einen sehr großen Hass auf die Frau gehabt haben. Stellt sich nur die Frage, wen sie sich so sehr zum Feind gemacht hat.

      Nach meinem ersten Eindruck gestern beim Verlag, hat ihr keiner auch nur eine Träne nachgeweint. Es war mehr so ein allgemeines Aufatmen, und ich hatte den Eindruck, als gäbe es keinen, der traurig über ihr Ableben war. Zu der späteren Pressekonferenz möchte ich dich bitten über den Blumenstrauß noch nichts zu sagen. Das möchte ich noch für uns behalten.

      Ansonsten kannst Du soweit alles mitteilen, ist ja eh nicht viel.“

      „Kein Problem, Du bist der Boss. Sollen wir erst mal sagen, dass wir „In alle Richtungen ermitteln “? Hört sich ja immer gut an. Ich meine, wir müssen ja noch keine konkrete Ermittlungsrichtung mitteilen.“

      fragte ich meinen Freund und Kollegen.

      „Genauso machen wir´s. Ich sehe schon, Du bist nicht umsonst jetzt zum stellvertretenden Chef der Pressestelle befördert worden. Übrigens, was macht eigentlich Dominik?

      Ich habe ihm ja versprochen, dass ich immer wieder zum Training komme, aber was soll ich sagen, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ meinte Andreas.

      „Matthäus Evangelium, Kapitel 26 Vers 41. Aber Bibelsprüche werden Dich vor Dominik auch nicht retten. Komm doch am Samstagabend zum Essen zu uns. Dominik wird auch da sein, und da kannst Du Dir auch gleich Deinen Arschtritt von ihm abholen. Aber Du kennst ihn, er meint es nur gut mit Dir.“

      gab ich zur Antwort.

      „War ja wieder mal klar, dass Du sogar die Versnummer aus der Bibel kennst, Klugscheißer. Jedenfalls vielen Dank für die Einladung, gute Idee. Aber wird das für Gaby nicht zu viel, wenn Du das Haus voller Gäste hast?“ fragte Andreas

      „Habe ich ja nicht, sind ja alles Freunde. Und Gaby wird sich bestimmt auf Deine Frau und die Kinder freuen. Und natürlich auch auf Dich.“ schob ich noch hinterher.

      „O.K. gerne. Ich gebe Marion gleich Bescheid, die wird sich auch ein Loch in den Bauch freuen, Moritz und Lukas lieben Spenser und Sarah ist sowieso vernarrt in Rene. Sind ja auch beide fast gleich alt. Aber bis zum Wochenende haben wir ja noch drei Tage Arbeit vor uns. Ich hoffe nur, unser Mörder macht uns da keinen Strich durch die Rechnung.“ bekam ich zur Antwort.

      „So wie ich Dich kenne hast Du doch schon längst eine Spur und es ist nur eine Frage der Zeit bis Du den Typen hast. Außerdem hast Du ja eine ganze Sondereinheit inclusive Frau Schlagmann, was soll da schiefgehen?“ mit dieser mehr aufmunternden gedachten Frage, klopfte ich Andreas auf die Schulter.

      „Ja, wenn Du`s so siehst, hast Du natürlich Recht.“

      kam als Antwort.

      Wir standen beide auf und verließen die Kantine.

      Ich ging in mein Büro und Andreas machte sich wieder auf den Weg zu seiner Mordkommission.

      Er hatte einen Mörder zu suchen, und ich musste die Presse einigermaßen zufriedenstellen.


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