Obscura- Kompendium. Dennis Weis

Obscura- Kompendium - Dennis Weis


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sich um sie und beobachtete das Treiben. Einige jubelten, andere feuerten die Wachen an. Als es vorbei war, wurden Rubina und Amberius abgeführt.

      Rubina erwachte als es Nacht war. Es dauerte für sie einen kurzen Moment, um zu realisieren, dass sie gefangen war. Schmerzlich bemerkte sie es an ihren Fesseln, die sie hinter sich an einer Mauer hielten. Sie fragte sich, an welchem Ort Amberius sein könnte.

      „Amberius.“ flüsterte sie, als sie ein rascheln wahrnahm. Es kam keine Antwort.

      „Amberius.“ Wiederholte sie. Rubina horchte. Stille hatte sich breit gemacht.

      „Halts Maul!“ brüllte plötzlich jemand.

      Rubina zuckte zusammen. Sie hatte die Wache, die neben ihrer Zelle stand nicht bemerkt.

      „…Oder ich stopf‘ es dir!“ gab der Mann zu verstehen.

      Rubina schwieg und fing an zu weinen. Sie hatte das Gefühl, dass alles vorbei war. Sie würde ihre Liebe niemals wiedersehen. Rubina sank zusammen. Sie fühlte sich kraftlos.

      Amberius befand sich zwei Zellen rechts von Rubina, Er war weiterhin bewusstlos. Zudem hatten die Schläge ihr übriges angerichtet: Er hatte mehrere Verletzungen, wie Hämatome im Gesicht und am Rumpf, aber das Schlimmste war, dass er wohl in diesem Zustand verbluten würde, wenn niemand ihm helfen würde.

      In der Stille dieser Nacht bewegte sich etwas Böses. Keine der Wachen registrierte es, bevor die Gestalt, leise wie die Stille selbst, jeden einzelnen tötete.

      Mit kleinen Pfeilen, verziert mit einem Gift einer Schlange, aus einem Spuckrohr, schoss es die Gestalt gekonnt das Leben aus den Wachen.

      Rubina nahm wahr, dass die Wache bei ihrer Zelle auf einmal zusammenfuhr, als ob sie eingeschlafen war. Rubina bemerkte, dass etwas nicht stimmte und versuchte geistesgegenwärtig, sich von den Fesseln zu befreien, was sie nicht vollbrachte.

      Die Kreatur verschaffte sich Zugang zu der Zelle. Rubina erschrak und wirkte wie gelähmt. Sie stand unter Schock. So sehr sie versuchte, in der Finsternis die dunkle Gestalt zu erkennen, es gelang ihr nicht. Dieses Wesen strahlte Kälte aus.

      „Haltet still.“ hauchte die Kreatur.

      Rubina hielt still, denn sie hatte furchtbare Angst. Sie schloss die Augen. Rubina dachte, es handele sich um einen Auftragsmörder ihres Mannes, den Herzog von Edengaard.

      Als sie ihre Augen öffnete, war sie befreit, die Kreatur befand sich an der Zellentür.

      „Geht zum Saphirsee.“ flüsterte es mit heiserer Stimme und verschwand in der Dunkelheit.

      Rubina machte sich schnell aus der Zelle, schaute in die anderen Zellen und fand ihren Liebsten. In den anderen waren alle Insassen tot.

      Amberius war noch immer ohnmächtig. Rubina beschloss, ihn hinaus zu tragen. Sie nahm wahr, dass hinter ihr jemand stand. Sie drehte sich schnellstens um und erblickte Avarit.

      „Was ist denn hier passiert?“ fragte der Kobold erstaunt. „Wart Ihr dies?“

      Rubina antwortete nicht.

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      Seit Milos sich von Seth zu der Aufgabe des Sapiens überredet ließ, sind ein paar Tage vergangen.

      Sie befanden sich mitten im Albwald. Dieser war für die meisten Menschen ein Grund, einen Umweg ein zu schlagen, aber nicht für die beiden, denn ein Umweg würde mehrere Tag Zeit kosten.

      Im Albwald lebten nicht nur Alben, wie der Name es deuten würde, sondern auch Trolle, manch eine Hexe oder ein Hexer, aber auch eine Menge gefährlicher Tiere oder gar Bäume.

      Allein deshalb mieden die meisten Menschen diesen Wald. Die Wenigen, die sich hier durchschlugen, wurden nie mehr gesehen.

      Mächtige magische Wesen konnten sich natürlicher-weise gegen die meisten Gefahren wehren. Der Albwald hatte eine Art Eigenleben. Er wuchs alsbald wieder zu, falls irgendjemand den Wald betrat.

      So tat er es auch bei Milos und Seth. Zunächst erschraken die beiden ein wenig, da ihre Reflexe agierten. Sie zogen ihre Schwerter, aber es geschah nichts.

      Nach einer Weile steckten sie die Schwerter wieder in ihre Scheiden. Da alles dicht bewachsen war, mussten sie allerdings mit Schwertern wie mit Macheten ihren Weg durchschlagen.

      Sie bemerkten indes sehr spät, dass ihnen ein Fresser auf den Fersen war. Erst das Knacken eines Astes auf dem Waldboden verriet ihn.

      Milos und Seth drehten sich blitzartig in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

      Fresser waren sehr gefährlich, denn ihre Zähne konnten alles durchbeißen. Durch ihre Größe, die in etwa einem Panther glich, war es ihnen möglich, ihre Beute zu verfolgen. Zudem war ihre Haut widerstandsfähiger als bei anderen Tieren.

      Seth wusste dies, aber auch, dass nur Angriff die beste Verteidigung war. Der Fresser sah dies ebenso und griff Seth an. Seth agierte zu spät und spürte einen gewaltigen Prankenhieb des Raubtieres. Durch die Wucht des Hiebs knallte er gegen einen Baum. Seth ließ aus Versehen sein Schwert los und war somit unbewaffnet. Seine Luft blieb weg und er verlor kurzzeitig sein Bewusstsein.

      Dies passierte alles innerhalb von Sekunden. Milos sah dies als sei es in Zeitlupe abgelaufen. Er war in diesem Moment wie gelähmt.

      Der Fresser konzentrierte sich darauffolgend auf Milos und fixierte ihn mit seinem Blick. Der Fresser nahm Anlauf und sprang auf Milos zu.

      Milos streckte dem Tier sein Schwert entgegen. Das Tier riss ihn mit um und landete hinter Milos. Milos bemerkte, dass sein Schwert abhandengekommen war.

      Darüber hinaus beobachtete er, dass der Fresser noch immer dort lag. Sein Schwert konnte er nicht entdecken. Er vermutete, dass es in dem Fresser stecken müsste. Kurz blickte er zu Seth herüber, der gerade im Begriff war, zu erwachen.

      „Milos, pass auf, hinter dir!“ presste Seth aus sich heraus.

      Milos wandte sich um, und spürte, wie der Fresser ihm ebenfalls einen Prankenhieb verpasste. Milos flog einige Meter, ehe er auf den Waldboden fiel.

      Er konnte sich kaum aufraffen, als das der Fresser wieder vor ihm stand. Nun bereit zum Sprung und, so befürchtete Milos, bereit zum finalen Todesbiss an der Kehle, oder sonst wo, denn dies war gleichgültig, denn einen Biss eines Fressers konnte niemand überleben. Der Fresser setzte zum Sprung an.

      Milos durchströmte eine Angst, dass er sterben müsste. Er dachte in diesem Moment an Laetizia. Er sah sie vor sich- er sah sich mit ihr zusammen. Er fühlte in diesem Augenblick all die Liebe zwischen sich und seiner Geliebten. All die Wärme.

      Plötzlich empfand er eine Hitze, die wie ein unendliches Feuer aus ihm sprühte. Diese Energie ließ ihn anschließend ohnmächtig werden. Es wurde dunkel.

      „Milos!“ schrie Seth. Er konnte nicht aufstehen, um einen weiteren Angriff des Fressers zu verhindern, denn der Stoß an den Baum hatte eine Verletzung zur Folge.

      „Milos- NEIN!“ brüllte er aus tiefster Seele, denn der Fresser setzte zum finalen Todesbiss an.

      Als dieser inmitten des Sprungs war, wirkte Milos wie gelähmt, als würde er träumen. Dann entstand ein Funken aus seinen Händen, der sich schnell zu einem lodernden Feuer entwickelte. Milos richtete es instinktiv zum Fresser, welcher einen vollen Treffer erlangte.

      Der Fresser verglühte. Milos brach zusammen. Noch nie hatte Seth solch eine Energie gesehen.

      Milos schien die Kräfte des Igneus in sich zu haben, dachte sich Seth. Zuerst schien er froh darüber zu sein, doch dann überkam ihm ein Gefühl der Furcht. Mit solch einer Kraft könnte Milos gefährlich werden, oder sich gar rächen für die vergangenen Geschehnisse. Seth war schuld an dem Tod von Laetizia.

      Er konnte nicht fort von hier, daran hinderten ihn seine Verletzungen. Es verstrich nicht viel Zeit bis Milos aufwachte.

      Er schaute sich um und registrierte, dass der Fresser verkohlt vor ihm lag.


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