Die Midgard-Saga - Muspelheim. Alexandra Bauer

Die Midgard-Saga - Muspelheim - Alexandra Bauer


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als diese Horde Feuergiganten.“

      „Hier wohnen bestimmt nicht viele Wesen“, wandte Thea ein.

      Wieder lachte Djarfur. „Und das aus deinem Munde. Hast du nicht schon genug gesehen, um anders zu denken?“

      Sie tätschelte ihm die Seite und überblickte dabei die Lavaströme, die sich durch den steinigen Grund gruben. „Nur keine Angst. Hier ist nichts.“

      Nun wieherte Djarfur. „Angst“, wiederholte er. „Du willst wohl, dass ich dich von meinem Rücken werfe.“

      Thea kicherte. „Tu das bitte nicht. Ich weiß doch, dass du das mutigste Pferd aller neun Welten bist.“

      Djarfur warf einen Blick zu Sleipnir hinüber. „Davon wissen viele noch nicht. Aber bald werden sie Lieder darüber singen.“

      

      Sie ritten durch die brennende Landschaft, bis Tom, Juli und Thea sich kaum noch im Sattel zu halten vermochten. Eingeschlossen in einem Kreis Lavaströme, schlugen sie ihr Lager auf. Während Thor seine Böcke mit Nahrung und Wasser versorgte, kümmerten sich die anderen um die Pferde, bevor sie ihre Satteltaschen leerten und sich um die Vorräte zusammenfanden, die sie außerhalb Skidbladnirs in den Taschen führten. Sehr zum Unmut seines Sohnes, der auf eine reichhaltige Auswahl an Nahrungsmitteln hoffte, wagte es Odin nicht, das Schiff auseinanderzufalten.

      „Das ist nicht dein Ernst, dass wir einen Kahn voll beladen mit Essen haben, um ihn in der Tasche zu lassen!“, schimpfte Thor.

      Odin belächelte ihn. „Wir haben noch genug Nahrung in den Rucksäcken. Das hier ist kein guter Platz für ein Schiff. Ich werde nicht riskieren, dass Segel oder Holz Feuer fangen.“

      Tom räusperte sich. „So einen Ort wird es in ganz Muspelheim nicht geben und irgendwann sind die Vorräte aufgebraucht.“

      „Wenn es so weit ist, werden wir Skidbladnir mit einem Zauber schützen“, erklärte Wal-Freya. Im gleichen Moment streckte sie die Hand in Richtung des Donnergottes aus und stoppte damit alle Widersprüche. „Lass mir meine Kräfte für Notfälle.“

      Murrend griff sich Thor ein Stück Pökelfleisch und kaute darauf herum.

      „Wie lange werden wir brauchen, bis wir die Mitte Muspelheims erreichen?“, fragte Juli.

      Hugin und Munin sprangen von Odins Schulter und liefen um die Vorräte herum, um sich ein paar Dinge vom Grund zu picken. Der Allvater setzte seinen Schlapphut ab und legte ihn neben sich. „Einige Tage wird es schon dauern.“

      „Tage?“, schmunzelte Tom. Er hob den Kopf zum Himmel. „Es sieht mir nicht danach aus, als könnte man die Zeit in Muspelheim auf diese Weise zählen.“

      Odin lachte. „So ist es. Aber ich glaube nicht, dass dir eine andere Angabe hilfreich wäre.“

      „Läuft hier die Zeit etwa auch schneller?“, rief Juli.

      „Keine Sorge“, antwortete Thor. Er streckte sich auf dem Boden aus und schob die Hände hinter den Kopf.

      „Das sagst du so einfach. Dir kann es ja egal sein.“

      „Ist es nicht, liebe Juli. Vertraue mir.“

      Sie knuffte ihn. „Das tue ich immer.“

      Odin blickte finster in die Runde. „Schlaft jetzt! Ich halte die erste Wache.“

      „Sehr nett“, erwiderte Thor und schloss die Augen.

      Thea war nicht in der Lage abzuschätzen, wie lange sie gereist waren, ehe sich die Landschaft unter ihren Füßen veränderte. Odin erklärte, dass seit ihrer Ankunft in Muspelheim eine Woche in Midgard verstrichen sei. Feiner, dunkler Sand mischte sich in das Lavagestein, über das sie mit schweren Schritten traten. Alle nahmen es mit leichtem Staunen zur Kenntnis, denn kaum etwas ließ in den letzten Tagen vermuten, dass das Landschaftsbild einen Wandel erfahren könnte. Vulkane spuckten unablässig Magma in den orangeroten Himmel, das geschmolzene Gestein, das sich von den Bergen wälzte, suchte sich glühend seinen Weg durch die Täler. Vielleicht brachte der Wind den Sand mit sich. Seitdem sie Muspelheim betreten hatten, fächelte er in ihre Gesichter, mal sanft wie eine Sommerbrise, mal so unerwartet heiß, dass sie hastig die Kapuzen vor ihre Augen schoben. Den Pferden setzte die Hitze nicht zu, da sie Walkürenpferde waren. Zumindest erklärte Djarfur es Thea so, als sie sich besorgt nach ihm erkundigte. Auch Hugin und Munin blieben entspannt. Hier und da flogen sie davon und verschwanden für eine Weile, doch sie kehrten stets auf die Schulter des Allvaters zurück. Anders verhielt es sich mit Tanngrisnir und Tanngnjostr, die von Zeit zu Zeit protestierend blökten, worauf Thor ihnen eine kühlende Salbe auf ihre Nasen strich. Julis Bitten, diese mit ihr zu teilen, wies der Donnergott jedoch lachend ab. Anscheinend war das Mittel für menschliche Haut ungeeignet.

      Vier weitere Tage später nahm das zerriebene Gestein unter ihren Füßen zu, bis nichts mehr an die felsige Lavalandschaft erinnerte. Stattdessen ritten sie auf feinstem schwarzen Sand. Weder Djarfur noch den anderen Pferden bereitete der weiche Untergrund Probleme. Tanngnjostr und Tanngrisnir aber beschwerten sich so lange, bis Thor sie schnaubend aus dem Geschirr löste. Allen Gespött seines Vaters zum Trotz, platzierte der Donnergott die Böcke in den Wagen und zog diesen hinter sich her.

      „Das hast du nun davon. Nur ein Dummkopf reist ohne Pferd an einen Ort wie Muspelheim.“ Abfällig sah Odin auf seinen Sohn herab. Der runzelte die Stirn.

      „Nichts von dem, was du sagst, wird mich umstimmen oder dazu bringen, meine Entscheidung zu bereuen.“

      Er legte einen Schritt zu, überholte den obersten der Götter und setzte sich an die Spitze des Trosses. Odin führte sein Pferd neben Thor.

      „Sei nicht albern, Sohn. Nichts und niemand ist schneller als Sleipnir.“

      „Ich versuche gar nicht schneller als du zu sein, ich will nur deinen herabsetzenden Bemerkungen entkommen“, knurrte der Donnergott.

      Ein amüsiertes Lachen begleitete Odin, als er Sleipnir an Thor vorbei lenkte und die Richtung vorgab.

      „Du bist gemein zu ihm. Ein Vater sollte sich nicht über seinen Sohn lustig machen?“, sprang Juli für Thor ein.

      „Wieso? Er gibt mir doch Anlass dazu. Ich amüsiere mich köstlich.“

      „Was ist das?“, fragte Thea unerwartet.

      Sie deutete nach vorn. Zahlreiche Gebilde, die an grotesk verkrüppelte Bäume erinnerten, zeichneten sich in der Landschaft ab. Tiefschwarz und kahl wirkten sie, als wären sie einem Feuer ausgesetzt worden, in dem sie sich lange gewunden hatten, ehe es ihnen das Leben aussaugte. Der Funkenregen der Vulkane ging auch hier ununterbrochen nieder.

      „Bäume“, staunte Wal-Freya.

      „Verkohlte Bäume“, verbesserte Thor.

      Sie ritten weiter, bis sie den Fuß des Waldes erreichten. Dort sprang Wal-Freya vom Pferd und berührte eine der Formationen. „Wie aus Stein.“

      „Interessant“, kommentierte Odin. Hugin und Munin krächzten unheilvoll.

      „Wie kann das sein?“, fragte Wal-Freya. „Hier kann doch nichts wachsen.“

      Auch Odin sprang vom Pferd und betastete die Gebilde. „Vielleicht gab es eine Phase, in der die Vulkane nicht aktiv waren.“

      „Das hätte schon verdammt viel Wasser gebraucht, um diese Bäume zu Stein auszuwaschen“, brummte Thor.

      „Und wenn es keine Bäume waren, sondern die Lava sie geformt hat?“, fragte Juli.

      „Wie sollte das funktionieren?“, erwiderte Tom.

      „Gar nicht“, sagte Thor.

      „Wir sollten eine Rast machen, bevor wir uns in den Wald wagen“, raunte Wal-Freya.

      Odin knurrte und schwang sich


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