Verstorbene melden sich zu Wort. Dieter Scharnhorst
so mussten diese Menschen anderswo Obdach suchen, so sehr sie auch immer wieder um Unterkunft bei ihr gebeten hatten. Sie suchte nur Ausreden, sowie, sie könne keine Unruhe gebrauchen, und durch ihren Einzug gebe es viel Unordnung, und womöglich würde sie bestohlen werden. Durch dieses Verhalten hatte sich die Frau in der Tiefe ihrer Seele selbst gezeichnet, denn sie hatte die Obdachlosen und in Not geratenen Mitmenschen abgewiesen, obwohl es ihr ein leichtes gewesen wäre, sie bei sich aufzunehmen. Von ihrem weiteren Leben brauche ich nicht zu berichten, sondern von ihrem Heimgang.
Geister Gottes hatten sie über die Schwelle ins Jenseits geführt. Von weitem kamen ihre Eltern auf sie zu, doch konnten sie nur wenige Worte mit ihr wechseln. Die Eltern sagten zu ihr:
"Du hast nicht viel Gutes zu erwarten, denn du hast dich im Leben schwer belastet und hattest ja gar keinen rechten Glauben."
Die Seele Elfriede hörte diese Worte wohl, aber sie war sich noch nicht wirklich bewusst, welche Veränderung sich an ihr vollzogen hatte, sondern sie glaubte
zu träumen. Nun führte die Engelswelt sie an einen Felsvorsprung der geistigen Welt heran, über den ein geistiger Wasserfall herabstürzte. An dieser Stelle fühlte sie sich sehr gefährdet und hatte das Gefühl, als würden diese Wassermassen sie unter sich begraben. Doch in den Felsen hineingebaut war anscheinend ein Haus, zumindest erblickte sie eine Tür. Sie hoffte, hier Einlass zu finden, doch die Tür war verschlossen. Sie konnte rufen und schreien so viel sie wollte, niemand öffnete. Sie war auch ganz allein und ängstigte sich. Dazu fror sie, denn es war kalt und niemand kam, um ihr beizustehen. Sie fürchtete ständig, die Fluten würden sie mit in die Tiefe reißen, und so hatte sie große Angst. Dies ging eine lange, lange Zeit, und auf diese Weise sollte sie ihrer Bestrafung zugeführt werden.
Endlich erschien ein Engel bei ihr, der ihr klarmachte, dass sie solches verdient hätte. Damals habe sie jene um Obdach bittenden Menschen abgewiesen, und so ergehe es ihr jetzt in der Jenseitswelt, man verweigere ihr ein Obdach und kümmere sich nicht sonderlich um sie. Elfriede wandte ein, sie sei doch ein frommer Mensch gewesen und habe sich an die irdischen Gesetze gehalten. Der vor ihr stehende Engel aber musste ihr erklären, dass in ihrer Seele keine Gerechtigkeit gewaltet habe, sondern Unnachgiebigkeit, Härte und Selbstsucht, besonders auch noch Geiz. Ihr Herz sei kalt wie Stein gewesen, und so erlebe sie Kälte auch in der geistigen Welt. Doch war der Engel jetzt bereit, sie aus dieser Bedrängnis herauszuführen und an jenen Ort zu bringen, wo sie denen begegnen konnte, die sie im Erdenleben von sich gewiesen hatte, und die ihr in die geistige Welt vorangegangen waren. Sie konnte nun feststellen, dass es ihnen viel besser erging als ihr. Sie wohnten an einer schönen Stätte im Vergleich zu der ihren, und sie waren schöner gewandet. Diese alle kamen jetzt auf sie zu und begrüßten sie, aber für sie war es eine Demütigung, erleben zu müssen, dass es den im früheren Leben so einfachen Menschen viel, viel besser erging als ihr selbst, die doch so stolz und reich gewesen war. Diese Wesen standen jetzt weit über ihr, und das Schlimmste war für sie, dass sie dazu bestimmt wurde, Dienerin eben jener zu sein, die sie früher am meisten gedemütigt hatte.
Die Seele Elfriede war noch so eigenwillig und stolz, dass sie sich weigerte, diesen Dienst auf sich zu nehmen. Sie hatte eben noch alle jene Wesenszüge, die sie auch auf Erden besessen hatte. So blieb der Gotteswelt nichts Anderes übrig, als diese hochmütige Schwester abzusondern, um ihr so Gelegenheit zu geben, über ihr zurückgelegtes Erdenleben nachzusinnen. Also führte man sie in eine Einöde, in eine Wüste. Niemand war in ihrer Nähe, und nichts war um sie, das sie hätte ablenken oder gar erfreuen können. Der Engel sprach zu ihr:
"In deiner Welt galtest du als eine reiche Frau. Du besaßest ein großes Haus und zahlreiche Dienerschaft. Doch sag mir, was hat dir dieser Reichtum genützt? Welchen Gewinn hast du heute in der Ewigkeit davon? Deine Frömmigkeit war nur vorgetäuscht, du warst selbstsüchtig und hast deine Mitmenschen gedemütigt, wo du nur konntest. Jetzt ist dir Gelegenheit gegeben, über das Vergangene nachzudenken, Gott um Vergebung zu bitten und dir Gedanken zu machen, wie du deine Verfehlungen wieder gut machen könntest."
Auf solche Weise gab man dieser Schwester Gelegenheit, ihr Denken zu wandeln und sich nach Gott hin auszurichten. Dies dauerte sehr, sehr lange. Aber darauf will ich nicht weiter eingehen, denn ich habe euch Ähnliches schon oft dargelegt. Ich will mit diesem Fallbeispiel nur zum Ausdruck bringen, wie ein Mensch bestraft werden kann, der es unterlässt, Gutes zu tun, das er hätte tun können und das ihm zugemutet werden konnte. Wer solches Gute zu tun versäumt, belastet sich in der Seele.
Wenn Menschenseelen sich darauf berufen, sie hätten doch die irdischen Gesetze eingehalten, so will das noch nicht heißen, dass sie in ihrem Leben nicht geistige Gesetze verletzt haben. Darüber entscheidet die Geisterwelt Gottes, und sie bestimmt auch die dafür notwendige Sühne. So kann man sich beispielsweise als Mensch durch eine böse Zunge belasten, um es in eurer Redeweise auszudrücken. Durch eine böse Zunge braucht man mit dem irdischen Gesetz nicht in Konflikt zu kommen, ganz bestimmt aber kommt man dadurch mit dem geistigen Gesetz in Konflikt. Alles kommt somit darauf an, wie man sich seinen Mitmenschen gegenüber verhält. Leicht geschieht es dann, dass man in die Ewigkeit hinüber tritt in der festen Meinung, ordentlich gelebt zu haben, und jetzt zu seinem größten Erstaunen plötzlich vernehmen muss, dass einem dieses oder jenes als Verfehlung angelastet wird, die man wieder gut zu machen hat. Solche Erlebnisse bei der Heimkehr versetzen gar manchen in seelische Unruhe. Man war doch der Auffassung gewesen, es hätte im Leben genügt, an Gott zu glauben und dann und wann auch einmal etwas Gutes zu tun. Allein die Gotteswelt entscheidet darüber, was einem Menschen zugemutet werden darf. So ist es für den aufwärts strebenden Geistesmenschen ganz gewiss ratsam, sich bei allem, was er spricht und tut, zu überlegen, ob er damit auch kein geistiges Gesetz verletzt. Denn so leicht kann man nicht in die himmlische Seligkeit eingehen; man muss sie sich auf dieser Erde wahrhaftig verdienen.
6. Fallbeispiel
Man kann doch an eine Gerechtigkeit Gottes nicht so recht glauben wenn man das viele Leid und die Ungerechtigkeiten, die auf dieser Welt herrschten und immer noch herrschen, und man fragt sich, warum greift er nicht ein. Aber wo soll er nicht überall eingreifen, und außerdem hat jeder seinen freien Willen, und das Leben ist ja auch eine Prüfung. Das Sprichwort: Gottes Mühlen mahlen langsam aber trefflich fein, das trifft immer zu. Das kann man im nachfolgenden Fallbeispiel, das medial durchgegeben worden ist, gut erkennen:
Geist Gottes: Es war eine Seele, namens Karin, die in die Ewigkeit heimgekehrt war, und sie wunderte sich über die schöne Welt, die sie antraf, ebenso staunte sie über den Empfang, den man ihr bereitete, denn diese neue Welt war für sie nur Seligkeit, nachdem sie eine düstere Welt zurückgelassen hatte, auf der sie ein schweres Leben ertragen musste. Viele Demütigungen musste sie sich gefallen lassen. Und jetzt, in dieser neuen Welt, da war alles so licht, so schön und herrlich. Die Engel Gottes, die sich ihr genähert hatten, brachten ihr Gewänder, die sie, wie sie sagten, in ihrem menschlichen Leben selbst gewoben hätte durch ihre Liebe, Aufopferung, Duldsamkeit, Friedfertigkeit und ihr Verständnis. So hatte sie für sich diese schönen geistigen Gewänder gewoben. Jetzt blieben sie ihr Eigentum, und je nach ihrem Verlangen durfte sie einmal dieses festliche Gewand anziehen und dann wieder ein anderes, wie es ihr gerade gefiel. Und man sagte ihr:
"Du wirst für eine geraume Zeit keine Arbeit aufzunehmen haben, im Gegensatz zu so vielen anderen, die vom Erdenleben heimkehren, sondern du sollst dich nun wahrhaftig zuerst in dieser Seligkeit umsehen und dich dieser Schönheiten erfreuen. Ja, es war für sie eine große Freude, aber zugleich eine große Überraschung.
Ja, sie musste im Leben viel entbehren, aber trotz ihrer menschlichen Not behielt sie ihre Frömmigkeit bei, legte ihr Schicksal vertrauensvoll in Gottes Hände und hoffte, dass die göttliche Welt es sehen und für sie auch Verständnis und ein Erbarmen zeigen würde. Nun, für alle Duldsamkeit wurde sie reichlich belohnt, und die Erniedrigungen brachten in ihrem Gewande wunderschöne, edle Steine von großem Wert hervor. Da sagte ein Engel Gottes zu ihr:
"Nun mach es dir bequem, wie es dir beliebt in dieser neuen Welt. Aber wir werden dich auch mehrmals in das Haus zurückführen, wo du gelebt hast, denn du sollst sehen, was jetzt dort vor sich geht. Auch werden wir dich benachrichtigen von der Heimkehr deiner Herrin