Henochische Magie - Band 8. Frater LYSIR
Discordia (Uneinigkeit, Zwietracht, Streit), Confundantes (störendes, Vermengen bzw. Verwirren).
Wenn man sich nun die Bereiche bzw. Sektoren 3 und 4 ansieht, versteht man sofort, warum Nalvage davon sprach, dass der dritte Bereich kurz vor einer Würdigung steht, und dass das vierte Fragment eine Veredelung oder eine Würdigung „schaffen kann“. Der „Sektor DREI“ beschreibt typische materielle Handlungen bzw. Arbeiten, die in der Materie ausgeführt werden. Dies gilt auch für den Sektor VIER, wobei diese Handlungen auf das Ego des Menschen zielen, denn auch die Trauer entsteht durch „egoistische Verlustängste“.
Gut, wenn ein geliebter Mensch stirbt, will man nicht wirklich hören, dass die eigene Trauer durch „egoistische Verlustängste“ genährt wird. Doch wenn man es außerhalb des Menschseins betrachtet und versteht, dass der verstorbene Mensch die materielle Begrenztheit verlassen hat und wieder zurück in eine höhere, energetische Emanation gewechselt ist, kann man es nicht ganz von der Hand weisen, dass das menschliche Ego (zu Recht) trauert. Doch dies gehört zum Menschsein dazu und darf nicht abwertend gedeutet werden.
Wichtig ist hierbei, dass es in den Sektoren NICHT um die Inhalte mit den Buchstaben geht. Es geht hierbei sinngemäß um die Grundenergie, die sich „hinter den Buchstaben“ oder „zwischen den Buchstaben“ befindet. Wenn man so will, sind die Linien die energetische Kittmasse bzw. die verschiedenen Attribute Gaudium (Freude), Praesentia (Gegenwart), Laudantes / Triumphantes (Preisung / Triumphierung) im SEKTOR EINS (LINKS OBEN), Potestas (Kraft / Macht / Gewalt), Motus (Bewegung), Ministrantes (Diener / Bediensteter) im SEKTOR ZWEI (LINKS UNTEN), Actio (Ausführung / Verrichtung), Factum (Tat, Handlung, Werk), Confirmantes (mutige Bestätigung) im SEKTOR DREI (RECHTS OBEN) und Luctus (Trauer), Discordia (Uneinigkeit, Zwietracht, Streit), Confundantes (störendes, Vermengen bzw. Verwirren) im SEKTOR VIER (RECHTS UNTEN) sind es.
Neben den Einteilungen der Sektoren, gab es noch eine zusätzliche bzw. ergänzende Erklärung von Nalvage, sodass man die Sektoren bzw. die 3x3 Quadrate systemisch aufstellen kann, bzw. die Göttlichkeit namentlich erkennen kann.
Quadrat EINS: Iad (Gott), Moz (Freude), Zir (Gegenwart)
Quadrat ZWEI: Iad (Gott), Bab (Kraft / Macht / Gewalt), Zna (Bewegung)
Quadrat DREI: Iad (Gott), Sor (Ausführung / Verrichtung), Grv (Tat, Handlung, Werk)
Quadrat VIER: Iad (Gott), Ser (Trauer), Osf (Uneinigkeit, Zwietracht, Streit)
Da nun noch vier lateinische Begriffe vorhanden sind, ist es klar, dass diese den vier Außenfragmenten zugeordnet sind. Und hier findet man auch endlich eine Erklärung, welche Buchstaben im äußeren Bereich stehen. Denn auch im Buchdruck des Exemplares „A True and Faithful Relation (of What passed for many Years Between Dr. John Dee and some Spirits)“ findet man auf Seite 76, neben der Tafel, die schriftliche Aufschlüsselung:
If substantia be in forma Crucis, then the Son is the Image of his Father.
Laudantes … Luach. […] Bear with me, for it keasie for you, but bard for me.
Ministrantes … Lang. --- Confirmantes … Sach. --- […] Confundantes Vrch.
Wenn die Essenz/Substanz in der Form des Kreuzes ist, dann ist der Sohn das Bild / Abbild des Vaters.
Laudantes … Luach. […] Habt Geduld mit mir, den für euch ist es leicht, aber schwer für mich.
Ministrantes … Lang --- Confirmantes … Sach --- […] Confundantes … Vrch.
So wurde mit der Zuordnung am linken, äußeren Rand des Quadrates begonnen und es setzte sich entgegen des Uhrzeigersinnes fort. Hier noch einmal die Aufschlüsselung und auch noch einmal ein Auszug aus dem Tagebuch von John Dee::
LUAH: (Preisung / Triumphierung) // LANG: (Diener / Bediensteter).
Sach: (mutige Bestätigung) // Vrch (störendes, Vermengen bzw. Verwirren).
Doch wieder muss nun die Frage gestellt werden „Und jetzt?“ Was macht man denn jetzt mit dieser Tafel? Ist diese Buchstabenfolge wirklich fundamental für die dritte henochische Schöpfungsperiode oder ist es einfach ein „interessantes Sammelsurium“? Nun, dass solche Buchstabentafeln für Dee und Kelley immer eine Besonderheit waren und sicherlich nicht aus Langeweile angefertigt worden sind – sonst müsste den beiden Magiern beim Liber Loagaeth sehr langweilig gewesen sein – ist klar, doch welche Essenz (oder Substanz) steckt in dieser Tafel? Ist es wirklich die Essenz Gottes und die fortwährende Evolution des Seins, die in diesem Sinne „der Sohn Gottes“ ist und daher der Beherrscher aller Dinge? Zusätzlich dann auch noch die „Ordnung aller Dinge“ in absoluter Perfektion? Die Antwort darauf lautet: JA!
Man muss die Aufzählung der Energie Nalvage natürlich metaphorisch sehen. Die Essenz/Substanz Gottes ist in diesem Fall das Wort bzw. die Buchstabenkombination IAD, was Gott bedeutet. Der Name ist an den vier Ecken angeordnet und symbolisiert, dass alles von Gott umgeben und gleichzeitig auch durchdrungen ist, sodass es keine Abkehrung geben kann. Gleichzeitig werden durch die verschiedenen lateinisch genannten Attribute die „grundsätzlichen Qualitäten“ eines Lebens beschrieben, welches sich auf die eigene Evolution bezieht, bzw. sich einen Platz im Großen Werk erarbeitet hat. Daher hat die Tafel mehr einen philosophischen und meditativen Wert, wobei der meditative Wert zweigeteilt ist. Man kann durch eine „Achtsamkeit“ MIT der Tafel wirklich sehr schön über sein Leben sinnen und „wie“ man lebt bzw. „wo“ man gerade in seinem Evolutionsspiel ist. Gleichzeitig kann eine Fokussierung der Tafel – ähnlich wie bei den Arbeiten des Liber Loagaeth – neue Energiebahnen bilden, sodass die henochischen Energien – z. B. beim Zitieren der Schlüssel – reibungsloser fließen. Doch die Tafel von Nalvage ist kein Portal. Man kann die Tafel auch als Lamen verwenden, wobei der energetische Nutzeffekt davon abhängt, wie sehr man sich vorher mit der Tafel verbunden hat – sprich, wenn ich sie nur ausdrucke und verwende, ist das Ergebnis nicht so gut, als wenn ich die Tafel auf eine Goldplatte (oder ein anderes Metall) übertrage und dieses „Schmuckstück“ wie einen Talisman rituell-energetisch lade. So kann man die Tafel von Nalvage als „energetische Einstiegshilfe“ zur dritten henochischen Schöpfungsperiode verstehen – also ein Werkzeug, das verwendet werden will.
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Die henochischen Wachtürme, die Elementtafeln
Die henochischen Tafeln sind, neben den henochischen Calls, die Assoziation schlechthin, wenn es um die Vokabel „henochisch“ geht. Nun, dies mag daran liegen, dass der Golden Dawn ein sehr hohes Augenmerk auf die Tafeln legte und sie letztlich „erweiterte“ bzw. sie dreidimensional darstellte. Die Tafeln selbst wurden an einem Montag, den 25.06.1584, in einer morgendlichen Channelsitzung (laut den Tagebüchern von John Dee startete die Arbeit gegen 7:00 Uhr morgens) übermittelt. Die Energie, die sich mit dem Namen „AVE“ vorstellte, war hier das primäre Sprachrohr. Circa drei Jahre später wurde noch einmal eine Version der Tafeln – diesmal von Erzengel Raphael – übermittelt, wobei es hier Änderungen bzw. Verschiebungen gab. Die Elementquadrate wurden „verschoben“, sodass die Tafel, mit der mittleren Reihe „o-r-o-i-b-A-h-a-o-z-p-i“, „links oben“ stand, die Tafel mit der mittleren Reihe