Henochische Magie - Band 8. Frater LYSIR

Henochische Magie - Band 8 - Frater LYSIR


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bleiben.

      Wenn man also mit den henochischen Energien bzw. in diesem Fall mit den „henochischen Wachtürmen“ arbeiten will, wird man auf ein Energiepotenzial zugreifen können, das eine nachhaltige Veränderung initiieren wird. Um nun eine Vorstellung hiervon zu bekommen, will ich im Folgenden die einzelnen Abschnitte, Fragmente und auch Möglichkeiten der henochischen Tafeln in der Theorie beleuchten. Im späteren Praxiskapitel wird es dann natürlich auch entsprechende Arbeiten geben, wobei man dann erkennen wird, dass es hier sehr viele kombinatorische Arbeiten gibt.

      Aufbau und Struktur der henochischen Elementtafeln

      Jede Elementtafel (wovon es insgesamt vier gibt) umfasst 156 Felder, auf denen es verschiedene Hierarchien gibt. Von einer göttlichen Macht, über einen König, hinzu 6 Ältesten, zu den 8 Göttern des sephirothischen Kreuzes und schließlich zu den 16 herrschenden Engeln bzw. Winkel und den 64 dienenden Engel bzw. Winkel der kerubischen Quadrate. Diese verschiedenen Energien kann man in Ritualen anrufen oder sie auch astral bereisen. Dies gilt für jede Elementtafel. Eine Besonderheit ist hier die „Tafel der Verbindung“ oder die „Tafel des Geistes“, die sich nur aus 20 Feldern zusammensetzt. Der Grundgedanke bei diesen henochischen Arbeiten besagt, dass die Tafel der Verbindung eine Illustration der Elementarkräfte ist, welche die regierende Energie darstellt. Doch ist dies nur die Oberfläche, was typisch für eine Illustration ist. „Hinter“ den Tafeln oder in ihrer „Tiefe“ kann man noch mehr finden – so zumindest ist die Ansicht des Golden Dawn. Dee und Kelley vertraten diese Meinung nicht, da sie von den Engeln keinerlei Hinweise bekamen und nicht so explizit mit den Tafeln arbeiteten, wie es der Golden Dawn vorgab. So können die Zweifler und Kritiker sagen, dass der Golden Dawn einfach nur etwas dazu gedichtet hat, während die Fürsprecher und Experimentatoren es begrüßen und eine Lanze für die Magier des Golden Dawn brechen würden. Nun, die Wahrheit liegt – wie immer – im Auge des Betrachters und da das henochische System kein fertiges, kein starres und kein fixes System ist, kann man die Methoden des Golden Dawn ohne Weiteres akzeptieren und für sich auch ausprobieren. Die Praxis beweist immer wieder und wieder, dass man sich nur selbst evolutionieren kann, wenn man über sich selbst und seinen eigenen Tellerrand hinaus wächst. Manchmal wird etwas lakonisch erwähnt, dass die Ideen des Golden Dawn doch gut sind und manchmal wird eine regelrechte Propagandashow aufgezogen, wie genial die Magier damals doch waren und dass allein die farbliche Gestaltung der Elementtafeln in jedem Menschen göttliche Kräfte auslöst. Nun ja, man sollte auch in der Magie nicht alles wortwörtlich nehmen und sich stets einen gesunden Skeptizismus bewahren. Sicher, bunte Tafeln, mit vielen, vielen Symbolen und Einteilungen werden eher die Aufmerksamkeit eines Neulings wecken, als eine schnöde Skizze, die die Tafeln nüchtern erklärt. Doch oft haben sich in der praktischen Arbeit Skizzen als hilfreicher erwiesen, da sie das Wesentliche zeigen und auf einen pompösen Überbau verzichten. Egal ob es nun „schön bunt“ oder „schlicht schwarz-weiß“ ist, allein durch die Betrachtung wird im Menschen nichts (außer vielleicht Neugier) ausgelöst. Die Elementtafeln sind keine heiligen Gebilde, die allein durch ihre Darstellung die Evolution des Menschen vorantreiben. Wäre dies der Fall, hätten die verschiedenen geldgeilen und angeblich spirituellen TV-Sender und telemedialen Selbstverkäufer alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sich irgendwelche Patent- oder Copyrightrechte zu sichern. Nun, zum Glück ist es nicht so, da wahrscheinlich das henochische System, dann doch zu kompliziert ist und man sich nicht nur „nebenbei“ damit beschäftigen kann. Wer mit den Elementtafeln arbeiten will, sollte ihre Grundstruktur kennen und wissen, „wo“ man „welche“ Energien findet bzw. welche Gruppierungen und Einteilungen es gibt. So will ich jetzt erst einmal eine einfache Schwarz-Weiß-Skizze abbilden, auch wenn „bunte Bilder“ bestimmt schöner wären.

      Skizze einer henochischen Elementtafel:

Grafik 21510

      Man erkennt hier deutlich, dass eine einzige Elementtafel über die verschiedensten Gruppierungen bzw. Klassifizierungen verfügt. In den kerubischen Quadraten wird bereits schon zwischen herrschende und dienende Energien unterschieden. Ferner erkennt man, dass die einzelnen Bezeichnungen sehr stark christlich und monotheistisch gefärbt sind, was man jedoch außer Acht lassen kann, wenn man sich in der Praxis mit diesen Energien befassen will. Das Schöne an diesen kosmischen Energien ist, dass sie sich um keine Religion scheren und jeden Menschen, der einen echten Kontakt aufbauen kann, gleichbehandeln.

      Die jeweiligen Elementtafeln sind im Grunde sehr spezifische Arbeitswerkzeuge, die eine immense Menge an individuellen Energien zu bieten haben. Doch es gibt hier ein gigantisches Problem. Dieses Problem ist das Ego des Menschen, welches sich sehr gerne aufbläht und die wildesten Geschichten erfindet, um die Macht, die Gefährlichkeit und die gigantische Größe der henochischen Magie – und des jeweiligen tollen Magiers, der sie beherrscht –zu propagieren. Schnell wird zwischen „guten“ und „bösen“ Engeln unterschieden und es werden explizite Hinweise gegeben, was die besonderen Mächte alle können. Man kann diese Propaganda getrost in die Schublade packen, in der man auch schon das Gedankengut der Apokalypse gepackt hat, die ausgelöst wird, wenn man unvorbereitet mit der henochischen Magie agiert.

      Leider waren auch Dee und Kelley nicht davon gefeit. Es sind die typischen Gefahren der Magie, gerade dann, wenn man sich selbst noch nicht als Diener (oder Minister fürs Ego) im Großen Werk erkannt hat. So findet man in der „privaten Grimorie“ von John Dee, dem „Tabula bonorum angelorum invocationes“ (Sloane 3191) ein großes Sammelsurium von Anrufungen und praktischen Arbeiten, wobei es leider keine Aufzeichnungen gibt, ob und wie diese Anrufungen funktionieren. Sie sind von Dee in Latein verfasst, doch zum Glück sehr ordentlich bzw. leserlich verfasst worden, sodass man auch heute noch die Anrufungen studieren kann. Muss man sie denn studieren bzw. muss man sie wortwörtlich übernehmen? Nun, diese Frage stellte ich mir auch. Doch ich konnte mir die Antwort zum Glück auch selbst geben, da die Praxis eine sehr klare Auskunft parat hielt. Ich experimentierte mit den originalen Anrufungen in Latein auf verschiedene Weise. Zu Beginn kannte ich die Übersetzung bzw. Bedeutung nur absolut rudimentär. Ich wusste, dass es um die verschiedenen Winkel der henochischen Tafel ging, und dass diese evoziert werden sollten. Das Ergebnis war überraschend effektiv, da die angerufenen Energien sehr deutlich spürbar waren und man mit ihnen energetisch und astral auch einen echten Kontakt aufbauen konnte. Hierdurch motiviert übersetze ich für mich die Texte ins Deutsche und zitierte sie. Auch hier war das Ergebnis positiv, wobei ich bereits in mir einen Widerstand spürte, da die Anrufungen sehr deutlich aus dem Mittelalter kamen und endlose Aufzählungen, Bekundungen und Ehrerbietungen beinhalteten. Alles ganz schön und gut, doch wenn es um eine klare Kommunikation gehen soll, ist es unnötig, einen überflüssigen Sermon zu halten und die Energien „zu langweilen“ bzw. ins Koma zu reden. Daher schrieb ich die Anrufungen um, sodass sie in die „aktuelle Zeit“ passen und letztlich eine, „auf den Punkt gerichtete“ Evokation ergaben. Dieses Ergebnis war (für mich) das Effektivste gewesen, da der Kontakt wesentlich deutlicher, unbestreitbarer (selbst für ein sehr skeptisches Ego) und auch schneller zustande kam. Doch was heißt das jetzt für andere magische Menschen? Nun, da ich ein großer Verfechter der magischen, rituellen, sinnigen und funktionierenden Praxis bin, erstellte ich ein paar „Versuchsanordnungen“, um verifizieren zu können, ob das Ergebnis – im magischen Sinne – reproduzierbar ist, oder ob es sich um eine Besonderheit handelt, die sich ausschließlich auf mein Energiesystem bezieht. Letztlich habe ich in dieser Art und Weise alle praktischen Arbeiten in diesem Buch verifiziert, egal, ob es nun die Arbeiten des Liber Loagaeth sind, die henochischen Schlüssel (bzw. deren Neuauflage), die Arbeiten in der „mystischen Heptarchie“ oder eben die Arbeiten mit den Energien der Elementtafeln. In meinen Augen ist es vollkommen wertlos, etwas als „gängige Praxis“ zu deklarieren, was dann doch nur auf den jeweiligen magischen Menschen zugeschnitten ist und nur in diesem individuellen Rahmen funktioniert. Zugegeben, diese Gefahr besteht immer, denn auch wenn ich hier schreibe, dass alle praktischen Bestandteile in Theorie (via Analyse) und Praxis (via Ritual und Ritus) ausprobiert wurden, ist es möglich, dass es doch nicht bei jedem, der meine Rituale wiederholt, zu dem gewünschten Ergebnis führt. Mal davon abgesehen, dass es gerade in der Magie niemals zu 100% reproduzierbare Arbeiten gibt, können die Gründe


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