C'est la vie. Christina Geiselhart
hinter dem Tresen, auch hinter Marktständen. Die Märkte waren besonders herb für meine zarte Gesundheit. Früh aufstehen liegt mir nicht und mag ich auch kräftig aussehen, so bin ich doch eine sensible Frau.
In jener Zeit zog ich dreimal um, hatte einen dreißigjährigen Liebhaber, der mich sporadisch in der jeweiligen Bleibe beglückte, und ich bekam hin und wieder Besuch von meiner Tochter. Mein bevorzugter Song auf der Bühne war zu jener Zeit Dalidas Hit: »Er war gerade achtzehn Jahr, fast noch ein Kind mit weichem Haar, ein Mann zum Lieben!« Zu meinem Leid brachte er mir nicht mehr Erfolg ein als die anderen Songs und so rang ich mich zu einem waghalsigen Gang durch: Ich bat meinen Ex-Mann um finanzielle Unterstützung.
Robert entsetzte sich so sehr über mein Anliegen, dass er knallrot anlief und sich ans Herz griff. Kerzengerade schoss er vom Stuhl hoch und wies mir die Tür. »Du bist unglaublich unverschämt. Zuerst zerstörst du unsere Ehe und dann willst du dafür auch noch Geld von mir. Lass dich bei mir nicht mehr blicken.«
Die Jahre flossen dahin. Mein junger Liebhaber fand eine junge Frau und heiratete, die Gigs wurden seltener. Das Geld verrann. Die Chancen auf Arbeit standen aussichtslos. Ich wurde dicker und älter.
In der Pfütze spiegelt sich plötzlich eine jammervolle Figur. Sie redet auf mich ein: »Hey, du Frau, du! Deine Stimme ist schön. Hab `ne Gitarre. Wollen wir nicht gemeinsam Musik machen?«
Ich sehe auf und will wissen, woher er meine Stimme kennt.
»Na, weil ich sie höre. Seit einer Stunde singst du das Lied: ‚Er war gerade achtzehn Jahr, noch ein Kind mit weichem Haar …‘»
Ich bitte ihn, aufzuhören. Es klingt grauenvoll.
»Ich spiele sehr gut. Wir könnten zusammen berühmt werden.«
Ungläubig starre ich ihn an.
»Glotz nicht! Glaub an uns! Wir sehen so abgerissen aus, so hoffnungslos verloren, aber wir werden so schöne Musik machen, dass die Passanten glauben, sie träumen.«
Der Typ ist nicht übel, denke ich, stehe auf und schließe mich ihm an. Auf dem Weg ins Stadtzentrum folgt uns ein Hund. Wenig später gesellt sich eine Katze dazu.
»Wir sind ein Quartett!«, meint er lachend, während wir einen Platz erreichen, an dem wir uns in Szene setzen können. »Oder so was wie die Bremer Stadtmusikanten.«
Die Tiere weichen nicht von unserer Seite und jaulen mit. Ich taufe den Hund Prince und die Katze Garcia.
Wir intonieren Purple Rain. Der Gitarrenlauf, den mein neuer Begleiter hinlegt, reißt mich mit und problemlos stimme ich ein:
I never meant to cause you any sorrow
I never meant to cause you any pain …
I only wanted to see you laughing in the purple rain.
Ich bin zuversichtlich. Morgen werde ich sechzig!
Fin
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