Und es jubeln die Rachegeister: Ein Regio Mystery Krimi aus Österreich. Karl Plepelits
Garten hinausgingen, um in diesem noch ein wenig ihre traute Zweisamkeit zu genießen, erklärte Eduard, kurz zurück ins Haus zu müssen; er wolle noch einmal das Bad aufsuchen. Es war aber nicht das Bad, welches er aufsuchte, sondern jener Raum, den er im Stillen am meisten bewundert hatte, der mit dem Schreibtisch und den Bücherregalen. Das Bild der dicken Brieftasche ging ihm nicht aus dem Kopf, und die Frage nach ihrem Inhalt hatte ihn die ganze Zeit beschäftigt. Nun, die Antwort, die er fand, lautete: Fünftausend- und Zehntausend-Franc-Noten, eine ganze Menge davon. Was lag also näher, als diese Menge ein kleines bisschen zu verkleinern und dieses kleine Bisschen rasch in die eigene Badetasche zu stecken?
Danach plagten ihn jedoch sofort das schlechte Gewissen und vor allem die Angst, als Dieb entlarvt zu werden, und ihm war klar, dass er Cagnes möglichst rasch verlassen musste. Nun war für ihn der Genuss der trauten Zweisamkeit getrübt. Mit gerunzelter Stirn blickte er auf die Uhr und stellte fest, es sei leider an der Zeit, nach Hause zu fahren; was, wenn plötzlich die anderen daherkommen?
Dem hatte Juliette nichts entgegenzusetzen. Mehr als einmal hatte sie betont, vorläufig müsse man vorsichtig sein. Die anderen dürften auf keinen Fall etwas merken. Das wäre ein unaussprechlicher Skandal.
Also verabschiedete sich Eduard unter vielen Küssen und mit dem heiligen Versprechen, morgen um dieselbe Zeit wieder zur Stelle zu sein, wohl wissend, dass er dieses Versprechen nicht halten konnte. Er bestieg sein Fahrrad und fuhr unter heftigem Winken zurück zu Tante und Onkel. Dort angekommen, erklärte er, er werde sie schon morgen von seiner Gegenwart befreien, und stellte fest, dass diese Ankündigung auf kein großes Bedauern stieß. Und er ahnte auch, warum. Die finanzielle Belastung durch einen Esser mehr war eine starke Herausforderung für den Familiensinn, das heißt, für die Liebe zu den armen Verwandten in Österreich. Natürlich suchte Tante Lisi ihre Erleichterung zu kaschieren, indem sie pro forma fragte, wieso er denn schon wieder nach Hause fahren wolle.
„Nein, nein, nicht nach Hause. Sondern nach Spanien. Zu meiner zweiten Familie.“
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