Ahnentango. Silke Wagner

Ahnentango - Silke Wagner


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weit über das Wochenende hinaus an.

      Das ist ein Phänomen, das mich immer stärker beschäftigt.

      Wie kann das sein? Alles ist Energie, wie wir aus der Physik wissen. Tisch, Stuhl, ja sogar wir selbst bestehen aus zig Atomen. Nichts ist, wie es scheint.

      Sind das wirklich nur Prägungen, die wir von unseren Ahnen mitnehmen, oder steckt da noch mehr dahinter?

      Ich glaube, Ahnenarbeit ist ein Geschenk für alle Beteiligten, sofern man sorgfältig arbeitet. Und ich glaube auch, Ahnenarbeit endet letztlich nie, und das ist auch der Grund, warum ich dieses Buch schreibe – damit jeder den Anfang in diese Heilarbeit finden kann.

      Doch kamen dann immer wieder die Zweifel, wie ich meine Arbeit nur in Worte fassen könnte.

      Wie immer kam es, wie es kommen musste: Meine Seminarteilnehmer haben dieses Buch auf den Weg gebracht. Mit ihren Erlebnissen, mit ihrem Vertrauen und mit der Einheit, die wir gebildet haben. Verrückt, wie sehr eine Gruppe sich bei den Ahnenseminaren findet und zusammen lacht, weint und eintaucht in eine völlig andere Welt.

      Und wie sehr ihr mich beflügelt, die ihr so mit euren Ahnen in die Verschmelzung geht.

      Ich möchte dir im Hier und Jetzt aufzeigen, was für ein Geschenk es ist, sich mit seinen Ahnen zu befassen.

      Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass es schwer ist. Die Schatten unsere Kindheit halten uns oft im Klammergriff fest und machen es uns wirklich nicht einfach, hinzuschauen, zu spüren oder gar zu vergeben.

      Ich möchte weder missionieren, noch irgendjemanden dazu bringen, päpstlicher als der Papst zu sein. Hier ist einfach die Einladung, bei dir selbst aufzuräumen und klar Schiff zu machen.

      Gemeinsam schaffen wir das schon!

      Deine Silke

      Ein Brief, der mich im Herzen berührte

      Den folgenden Brief schrieb mir meine Schülerin Melodi Firat nach einem Ahnenseminar:

      Ich drucke ihn mit ihrer Erlaubnis hier ab, da ich der Meinung bin, sie bringt es ziemlich auf den Punkt, und, wie schon in der Überschrift zum Ausdruck gebracht, hat er mich tief berührt…

      Liebe Silke,

      dieses Wochenende hat mich sehr nachdenklich gemacht.

      Zuerst sah ich meine Eltern in ihren Rollen in Bezug auf mich.

      Jetzt sehe ich Menschen, ganze Persönlichkeiten mit ihren individuellen Geschichten, ihren ganz eigenen Persönlichkeiten.

      Hinter jeder Oma steckt eine Tochter, eine Frau, eine Geliebte, eine Lebensgefährtin, eine Mutter und eine Schwiegermutter, ein Baby, ein Kind, ein Teenager … mit eigenen Träumen, Wünschen und Zielen.

      Wir sind alle alles einmal gewesen oder werden es sein. Das ist das Spannende daran. Im Laufe unserer Leben haben wir jede Rolle übernommen, oder werden sie noch übernehmen.

      Ich sehe meinen Vater, meine Mutter, meine Oma, meinen Opa nach dieser Aufstellung mit anderen Augen, eben als Kinder ihrer Zeit; als Opfer ihrer Epoche.

      Ich frage mich nicht mehr: „Warum ich?“, sondern habe verstanden, dass auch andere eine schlimme Vergangenheit hatten. Dass auch sie nicht davonlaufen konnten vor ihrer eigenen Geschichte. Ich habe meine Scheuklappen abgelegt und sehe das alles nicht mehr nur aus meiner Sicht, sondern als kollektiven Ablauf der Menschheit von Leben, Tod und Wiedergeburt.

      Auch meine Mutter ist eine Tochter, eine Frau, eine Mutter mit ihren eigenen Herausforderungen und Bedürfnissen. Ich glaube, ich bin ein Stück gewachsen, dieses Wochenende hat mir viel gegeben. Ich bin etwas älter, etwas weiser geworden, und die Mauern in meinem Herzen durften einstürzen.

      Ich kann endlich verstehen, akzeptieren und auch stehen lassen…

      Den Rest von Melodis Brief möchte ich nicht abdrucken, denn er ist sehr persönlich und intim.

      Wir verurteilen unsere Kindheit so oft, nehmen nur unseren Schmerz wahr und sehen unsere Eltern und Großeltern nur in Bezug auf uns. Doch gerade wir im mitteleuropäischen Raum tragen eine große Last mit: Die zwei Weltkriege, die unsere Ahnen auf ihren Schultern mit allen Ängsten, Traumata und Dramen durchleben mussten. Die nackte Angst ums Überleben, unter einer Diktatur zu leben und hinterher wieder aufräumen zu müssen. Zeit, um die Trauer und den Schrecken des Krieges wirklich zu verarbeiten, blieb nicht. Psychologische Hilfe? Weit gefehlt. Funktionieren, nach vorne schauen, hieß die Devise.

      Meines Erachtens hat gerade die Generation, die den Zweiten Weltkrieg durchleben musste, deshalb einen so erschreckend hohen Anteil an Alzheimer und Demenzerkrankungen. Wer immer nur verdrängt, muss oft dafür irgendwann, in welcher Krankheitsform auch immer, Tribut zollen. Die Seele ist ein endloser Speicher, der uns Menschen schützt, indem sie nach schockierenden Erlebnissen Seelenanteile abspaltet. Und doch ist es immens wichtig zu wissen: Wir alle sind wie ein energetischer Schwamm, der die Energiefelder unserer Elternteile in unser eigenes Feld aufsaugt. Ungefragt tragen wir mit. Was haben unsere Ahnen wohl aus diesen zwei Weltkriegen mitgenommen? Und was trage ich heute davon auf meinem Rücken?

      Dieser Ansatz basiert auf den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Epigenetik.

      Nach ihr bekommen wir nicht nur alle körperlichen Merkmale von unseren biologischen Eltern vererbt, sondern auch deren Emotionen und erlebte, unbearbeitete Traumata. Heute sprechen wir neumodisch von „posttraumatischen Belastungsstörungen“, wobei dir dieser Begriff sicherlich nicht neu ist. Bei der Ahnenarbeit räumen wir demzufolge nicht nur für uns auf, sondern auch für alle, die nach uns kommen, und unsere Geschwister.

      Ich finde dieses Wissen so unglaublich wichtig, denn hier ist ein großer Schlüssel versteckt, um den Kreislauf der Wiederholung in der Familie zu durchbrechen. Und genau an dieser Stelle möchte ich etwas loswerden, was mir wirklich auf der Seele brennt:

      Wissen wir eigentlich in der heutigen Zeit, wie gut wir es in Mitteleuropa haben? Inzwischen 74 Jahre ohne Krieg! – so lange wie noch nie in der Geschichte Mitteleuropas. Ich hoffe für meine Kinder, dass es so bleibt.

      Allerdings sagen die Voraussagen meines Freundes und begnadeten Hellsehers Martin Zoller und auch die Wirtschaftsprog-nosen von REGIERUNGSUNABHÄNGIGEN Wirtschaftskennern wie Dirk Müller etwas anderes aus.

      Ich glaube, auch hier ist die Ahnenarbeit wichtig. Sie lehrt uns Vergebung und Mitgefühl mit unseren Mitmenschen. Und wer in seinen Emotionen ist, lässt sich nicht instrumentalisieren. Wut ist immer der schlechteste Ratgeber, sei es in Bezug auf unsere Ahnen als auch auf unsere Mitmenschen. Viele Konflikte im Außen entstehen auch aus unseren Ängsten – insbesondere die Existenzangst. Auch hier kann die Ahnenarbeit so heilsam sein, denn unsere Biographien sind nicht vollkommen neu. Nimm sie als eine Neuauflage dessen, was unsere Ahnen vor uns erlebt haben, wenn auch oft in abgeschwächter, verstärkter oder veränderter Version. Die Grundthemen ziehen sich wie ein roter Faden durch dieses Ahnennetz.

      Die Verbindung zu unserer Familie entspricht oft einem Magnetismus. Entweder stoßen sich die entgegengesetzten Pole ab (zum Beispiel in der Familie immer der Exot zu sein oder das Schwarze Schaf), oder wir ziehen uns unglaublich an, sind unzertrennlich. Oft leben wir das weiter, was wir von unserer Mutter und unserem Vater als energetisches Paket mitbekommen haben, da diese es nicht ihrem Seelenplan entsprechend heilen konnten. Wir übernehmen ihre Wunden, alte Muster und tiefe Narben. Und das Fatale daran ist: Wenn wir nicht an uns arbeiten, bürden wir diese Last später unseren Kindern auf.

      Wie oft hast du in deiner Kindheit gehört: Du bist wie dein Vater/ du bist wie deine Mutter? Oder: Du schlägst nach Onkel XY, Tante XY?

      Ich musste in meiner Kindheit oft von meiner Mutter hören: Du bist zu 100% die Linie deines Vaters. Solche Sätze konnte ich bereits als Kind nicht ausstehen. Ich bin etwas eigenes, habe ich oft gedacht, insbesondere wenn meine Mama mit diesem Satz mal wieder meine weniger guten Eigenschaften abstrafte.

      Als ich Teenager wurde, habe ich mich oft gefragt, ob ich wirklich so gar nichts von meiner Mutter hätte, da ich diesen besagten Satz gefühlte 1000 Mal gehört hatte. Der Satz hat mich übrigens


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