Nachhaltigkeit würde der Liga guttun. Christoph Kessel

Nachhaltigkeit würde der Liga guttun - Christoph Kessel


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Vereine und Verbände heben regelmäßig die gesellschaftliche Verantwortung des Profifußballs hervor.

      Gleichzeitig wird durch diese Definition sichtbar, dass es verschiedene Säulen der Nachhaltigkeit gibt. Oftmals wird Nachhaltigkeit nur mit ökologisch vernünftigem Handeln gleichgesetzt. Nachhaltigkeit umfasst allerdings auch die soziale und ökonomische Komponente. Daher würde es zu kurz greifen, beispielsweise von einer „grünen Bundesliga“ zu sprechen, wie man in einigen Medienberichten im letzten Jahr lesen konnte, wenn gleichzeitig von Nachhaltigkeit gesprochen wird.6,7 Es geht auch nicht um einzelne Projekte, die angestoßen werden, sondern um eine Art Inventur des gesamten Handelns eines Vereins. Alle Bereiche des Clubs sollten entsprechend durchleuchtet und die Teile identifiziert werden, die einem nachhaltigen Agieren entgegenstehen. Natürlich können manche Dinge nicht umgehend verändert werden. Es sollte allerdings ein Plan ersichtlich werden, wie diese Dinge langfristig korrigiert werden können. So sind Vereine zum Beispiel an Verträge gebunden. Diese kurzfristig zu kündigen, weil sie zum Beispiel ökologischen Nachhaltigkeitskriterien nicht entsprechen, wäre nur nachhaltig, wenn es zu keinem finanziellen Schaden kommen würde. Nachhaltigkeit ist, um in der Sprache des Sports zu bleiben, ein Marathonlauf und kein Sprint. Auf den folgenden Seiten werden für die ökologische, soziale und ökonomische Säule der Nachhaltigkeit konkrete Bereiche eines jeden Vereins angesprochen. Falls vorhanden, sollen auch die Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie wir Fußballfans durch unser eigenes Verhalten für ein nachhaltigeres Agieren sorgen können.

      Die Notwendigkeit einer Nachhaltigkeitsstrategie

      Es ist unbestritten, dass Teile des Profifußballs bereits heute auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Non-Profit-Organisationen und Medien nehmen sich des Themas regelmäßig an. Allerdings wird meist nur ein Teil einer Säule der Nachhaltigkeit beleuchtet. Oder es werden Projekte vorgestellt, die für ein nachhaltiges Wirtschaften stehen sollen. Eine Strategie, wie nachhaltiges Agieren in Profivereinen umgesetzt wird, ähnlich vielleicht der Nachwuchsförderung, die im Jahr 2000 startete, fehlt bis heute. Der DNK rät Unternehmen, also auch Profivereinen, zu einer Strategie: „Hier zeigen Sie, dass Sie die wesentlichen Themen und Herausforderungen, die wesentlichen Chancen und Risiken, die sich Ihrem Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit stellen, auf dem Radar haben.“8

      Im Rahmen dieser Strategie geht es laut DNK um Wesentlichkeit. Gemeint damit „sind vor allem die Auswirkungen des Kerngeschäftes auf Umwelt und Gesellschaft. Hierzu zählen alle ökologischen und sozialen Belange wie natürliche Ressourcen, Mitarbeiter oder das Gemeinwesen. Wesentlich können übergreifende Themen sein (z.B. Klimawandel, Menschenrechte, Korruption), Branchenthemen (z.B. Inhaltsstoffe, Abfälle, Stoffströme) und spezifische Unternehmensthemen (z.B. Standortfragen, Arbeitgeber-attraktivität, Fachkräfte).“9 In den folgenden Kapiteln stelle ich die meiner Meinung nach wesentlichen Themen für Profivereine vor.

      In der Kommunikation vieler Clubs wird auf das bisher Erreichte geblickt. Es geht um nachhaltige Projekte, die bereits erfolgreich angestoßen oder abgeschlossen wurden. Was oftmals fehlt sind Zielsetzungen. Die Ziele sollten sich natürlich auf die eben angesprochenen wesentlichen Themen beziehen. Es sollte der Weg beschrieben werden, wie diese Ziele erreicht werden können. Dass es sich dabei um SMART-Ziele10, also um spezifische, messbare, aktiv beeinflussbare, realistische und terminierte Ziele handeln sollte, versteht sich von selbst.

      Aktuell blicken manche Profivereine nicht über den eigenen Tellerrand. Es hat den Anschein, dass noch zu wenig hinterfragt wird, woher die Produkte stammen, die vertrieben oder genutzt werden. Der DNK fordert Unternehmen auf, sich mit der Wertschöpfungskette auseinanderzusetzen: „Die Wertschöpfungskette reicht von der Rohstoffbeschaffung bis zu Entsorgung und Recycling“.11 Die Vereine sollten sich aktiv mit der Frage beschäftigen, wie Trikots, Fußbälle und Fanartikel hergestellt werden oder wie das Personal in Subunternehmen, beispielsweise bei Sicherheitsdiensten, behandelt wird.

      Die Aspekte der Nachhaltigkeit

      Sinn und Zweck dieses Buchs soll es nicht sein, für Profivereine, die Deutsche Fußball Liga oder Verbände ein Nachhaltigkeitskonzept zu entwickeln. Vielmehr sollen die wesentlichen Themen erläutert werden, die das nachhaltige Agieren von Proficlubs betreffen. Es sollen zunächst ein Problembewusstsein geschaffen und die Frage beantwortet werden, warum es bei den einzelnen Themen Unterschiede in Bezug auf die Nachhaltigkeit gibt: „Best Practices“ zeigen, dass nachhaltiges Agieren bereits bei vielen Profivereinen in Bruchstücken existiert. Die „Bold Moves“ sind Ideen in Bezug auf die DFL-Lizenzierungskriterien im Bereich Nachhaltigkeit. „Und wir Fans?“ – haben ebenfalls die Möglichkeit, selbst nachhaltiger zu agieren.

      Der DNK unterteilt in die Bereiche „Umwelt“ und „Gesellschaft“. Alle angesprochenen Themen betreffen meist alle drei Säulen, also die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit.

      Umwelt: Klimarelevante Emissionen

      „Die Treibhausgasemissionen zu verringern, ist deshalb eines der wichtigsten Nachhaltigkeitsziele unserer Gesellschaft, zu dem die Unternehmen beitragen sollten.“12

      Mobilität

      Bei einem Mannschaftssport liegt es in der Natur der Sache, dass eine Mannschaft bei einer anderen Mannschaft antritt. Diesem Prinzip folgen die Ligen im Fußball und die Qualifikationen für Turniere. Viele Fans folgen ihren Mannschaften überall hin – das wird oft im Liedgut beschworen und in der Realität auch umgesetzt.

      In Deutschland gibt es mehrere Möglichkeiten, die Strecke zwischen Wohnort und Stadion zurückzulegen. Das Umweltbundesamt (UBA) hat die Broschüre „Umweltfreundlich mobil!“13 aufgelegt, mit deren Hilfe „die ökologischen Wirkungen der verschiedenen Verkehrsarten in Deutschland im Vergleich“14 aufgezeigt werden.

      Im Sinne der Nachhaltigkeit geht es bei der Mobilität auch immer um den ökonomischen Aspekt. Mobilität verursacht Kosten, einerseits für Vereine, Verbände und Fans, andererseits für die Allgemeinheit. Auch die soziale Nachhaltigkeit ist ein Faktor, der allerdings insbesondere auf längeren Strecken zum Tragen kommt, wenn es zum Beispiel darum geht, wie das Personal des gewählten Verkehrsunternehmens behandelt wird – Stichwort „Billigflieger oder Fernbusse“.

      Das UBA nennt drei ökologische Wirkungen im Verkehr, aus denen Kosten entstehen:

      1 Bei der Klimawirkung entstehen Kosten infolge Treibhausgasemissionen.

      2 Luftschadstoffe gehen einher mit Gesundheits-, Material- und Gebäudeschäden, Ernteausfällen und Biodiversitätsverlusten.

      3 Die Flächenbelegung führt zu einer Fragmentierung und zum Verlust von natürlichen Habitaten bzw. Ökosystemen.

      Allerdings muss laut UBA bei allen Verkehrsträgern auch eine so genannte „Lebenswegbetrachtung“ beachtet werden, da bereits vor der Nutzung des jeweiligen Verkehrsmittels eine Infrastruktur bereitgestellt werden, das Verkehrsmittel hergestellt bzw. entsorgt werden und eine entsprechende Energie zur Produktion vorhanden sein muss.

      Zusammengefasst werden diese Kosten als Umweltkosten bezeichnet. Sie werden von Clubs und Fans nur indirekt gezahlt, da sie von der Allgemeinheit getragen werden. Nachhaltiges Agieren sollte wie bereits im Kapitel „Definition von Nachhaltigkeit“ auch immer als gesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden.

      Das UBA unterscheidet zwischen Personennah- und Personenfernverkehr. Diese Unterscheidung lässt sich gut auf Fußballspiele übertragen. Schließlich lässt sich in der Regel leichter zu Fuß zum Heimspiel gehen als mit dem Flugzeug anzureisen. Umgekehrt dürfte es meist schwierig werden, zum Auswärtsspiel zu radeln, dafür scheint der Zug eher geeignet. Lediglich der PKW und das Motorrad lassen sich sowohl für Heim- als auch für Auswärtsspiele nutzen.

      Ferner unterscheidet das UBA zwischen individuellem, geteilten und öffentlichem Personenverkehr. Auf unsere Thematik übertragen lässt sich zwischen alleiniger Anreise mit dem eigenen


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