Der erfolgreiche Einstieg in die Bodenarbeit mit Pferden: Pferde am Boden verstehen und trainieren (mit Bildern und Grafiken). Carina Dieskamp

Der erfolgreiche Einstieg in die Bodenarbeit mit Pferden: Pferde am Boden verstehen und trainieren (mit Bildern und Grafiken) - Carina Dieskamp


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vermitteln, welche Möglichkeiten man als Mensch hat, um mit einem Pferd vom Boden aus mit Freude zusammenzuarbeiten. Es gibt eine sehr große Anzahl an Ausbildungsoptionen, von denen ich, aus meiner Sicht und meinem Erfahrungsschatz, hier die wichtigsten vorstellen möchte. Von der Ausbildung des Jungpferdes, über Longenarbeit bis hin zur Zirzensik, finden Sie in diesem Ratgeber einiges an Anregungen und Basiswissen.

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      Die Bodenarbeit

      Grundlagen und Voraussetzungen

      Was ist Bodenarbeit und warum ist sie so wichtig?

      Bodenarbeit ist ein allumfassender Begriff, der weitschichtig alle Maßnahmen und Tätigkeiten mit dem Pferd, vom Boden ausgehend, beschreibt - zum Beispiel Longieren, Langzügelarbeit, Natural Horsemanship oder das Spielen mit einem Pferd.

      Bodenarbeit gilt als Ausbildungsbasis und dient vorwiegend der Vorbereitung für die Arbeit unter dem Sattel. Sie ist der wichtigste Baustein für die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd und ist somit die Grundvoraussetzung für eine gute Beziehung.

      Die Bodenarbeit, wird von vielen Reitern als notwendiges Übel gesehen, die beim Anreiten eines Jungpferdes Anwendung findet. Zuweilen gilt sie auch als bequeme Alternative, um ein Pferd „schnell mal“ etwas zu bewegen. Bei richtiger Anwendung und intensiver Beschäftigung ist sie jedoch eine hervorragende Trainingsmöglichkeit innerhalb der gesamten Arbeit mit Pferden.

      Die klassische Bodenarbeit unterteilt sich in drei Abschnitte der Ausbildung:

      1. Gewöhnungsphase

      2. Entwicklung der Schubkraft

      3. Entwicklung der Tragkraft

      Alle drei Phasen gehen fließend ineinander über und stellen den Grundstock für die Ausbildung eines Reitpferdes dar. Zusammengefasst sind diese Abschnitte in der Skala der Ausbildung. Hier ist die Ausbildung des Pferdes in einer grundlegenden Übersicht dargestellt; festgelegt durch die deutsche Reiterliche Vereinigung.

      Die Ausbildung erfolgt in sechs Schritten:

      1. Takt

      2. Losgelassenheit

      3. Anlehnung

      4. Schwung

      5. Geraderichten

      6. Versammlung

      Das Ziel der klassischen Bodenarbeit sollen letzten Endes die Durchlässigkeit und der entspannte Umgang im Training sein.

      Die Grundausbildung eines Pferdes beginnt meist im Alter von drei Jahren. Wichtig ist es, ein solides Ausbildungsumfeld zu schaffen, um so die Basis für das notwendige Vertrauen zwischen Mensch und Pferd zu erlangen. Diese setzt die Sicherheit und somit auch den Spaß am Umgang mit dem Tier voraus. Nur auf ein gutes Fundament kann man weitere Lektionen aufbauen. Es ist wichtig, bereits im Fohlenalter mit grundsätzlichen Dingen wie Führen an Halfter und Führstrick zu beginnen. Dies ist bereits eine erste Art der Bodenarbeit. Erweitert werden diese ersten Schritte durch das Erlernen von Kommandos wie Halt, Komm und Zurück. Eine wichtige Komponente ist es, den Abstand zwischen Mensch und Pferd so zu variieren, dass die richtige Dosis zwischen Druck und nachgeben entsteht. Auf die gleiche Art findet dies auch in der Herde statt. Ein Pferd kann nur verstehen, was es aus dem natürlichen Herdenverhalten kennt. Alle Trainingsweisen, die auf dem natürlichen Verhalten basieren, sollten einfühlsam geschehen und von ruhiger Hand durchgeführt werden.

      Die Bodenarbeit ist aber nicht nur für die Ausbildung junger Pferde bestimmt. Sie bedeutet auch Bewegung ohne Reitergewicht, Muskelaufbau, Kopfarbeit und Gymnastizieren, um so die Beweglichkeit und die Balance des Pferdes zu verbessern.

      Bei ängstlichen, traumatisierten und verhaltensgestörten Pferden ist die Arbeit am Boden das Bindeglied zur Kontaktaufnahme. „Natural Horsemanship“ ist zum Beispiel eine gängige Methode, um mit einem „schwierigen Pferd“ in Kommunikation zu treten. Die wichtigste Botschaft eines „Pferdeflüsterers“ sollte lauten:

      „Erlerne die Fähigkeit, das Verhalten und die Körpersprache deines Pferdes zu verstehen und richtig anzuwenden.“

      Voraussetzungen für erfolgreiche Bodenarbeit sind:

      a) eine gute Beobachtungsgabe,

      b) die sachliche Analyse,

      c) Ruhe und Gelassenheit beim Ausbilder und

      d) Einfühlungsvermögen in die Situation.

      Es ist wichtig, dass ein Pferd ab einem bestimmten Alter die grundlegenden Umgangsformen mit dem Menschen beherrscht. Wie bei den Menschen sind manche Pferde eher dazu bereit als andere. Dies ist individuell zu berücksichtigen. Der Zeitpunkt, um das Fundament für ein spannungsfreies Miteinander zu bilden, darf nicht verpasst werden. Ein Pferd sollte sich mühelos von der Koppel holen lassen, in den Hänger steigen (ohne dass Gefahrenpotential von ihm ausgeht) und akzeptieren, wenn seine Box von einem Menschen betreten wird. Ist das nicht der Fall, kann der Umgang gefährlich werden oder frustrierend sein. Es gibt also viele gute Motive mit einem Pferd vom Boden aus zu arbeiten. Im Grunde dient jede Art von Bodenarbeit dem Zweck, dass das Pferd positiv und ohne Widerstand mit dem Menschen agiert.

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      Fazit

      Die richtige Kommunikation zwischen Menschen und Pferd ist der Grundbaustein für ein gemeinsames Miteinander. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Bodenarbeit. Was aber alle Umgangsformen gemeinsam haben, ist die Verbesserung der Zusammenarbeit und des Vertrauens. Deshalb sollte man stets bemüht sein, im Einklang mit dem Pferd zu arbeiten.

      Um Spaß und Sicherheit mit einem Pferd gewährleisten zu können, ist es ratsam folgende Dinge vorab zu klären:

      1. In welcher gesundheitlichen Verfassung befindet sich das Pferd, mit dem gearbeitet werden soll? Kann es, bezogen auf die Erwartungen, die in der Bodenarbeit gestellt werden, diese erfüllen?

      2. Ist das Pferd in einem ausbildungsreifen Alter? Kann es bereits umsetzen, was von ihm erwartet wird?

      3. Befindet sich das Pferd noch in einem ausbildungsgerechten Alter?

      4. Wird die Bodenarbeit mit einem kooperativen Pferd, das bereits Erfahrung hat und gerne arbeitet, umgesetzt, oder hat man es mit einem Problempferd zu tun?

      5. Kann die Bodenarbeit mit dem Tier eventuell die Sicherheit gefährden?

      Bevor man mit der Bodenarbeit beginnt, ist zu klären, ob sich das Pferd in einem arbeitsgerechten Zustand befindet. Krankheiten wie Hufrehe, Arthrose, starke Verspannungen oder Wirbelblockaden können die Arbeit erheblich beeinflussen. Unter Schmerzen ist ein Pferd kaum gewillt zu kooperieren und Aufgaben zu lösen.

      Wann ein Pferd bereit für die Ausbildung ist und ab wann damit begonnen werden kann, ihm Aufgaben zu stellen, ist individuell unterschiedlich. Dabei kommt es im Wesentlichen auch auf Kriterien wie den Charakter, das Temperament und die Vorgeschichte an. Geistig sind Jungpferde meist ab 1,5 Jahren in der Lage, grundlegende Übungen der Bodenarbeit umzusetzen. Sicherlich ist wichtig, noch nicht zu viel zu erwarten. Einiges können Pferde auch schon in diesem Alter erlernen. Pferde unter 1,5 Jahren befinden sich mitten in der Kinderstube. Der Umgang mit Gleichaltrigen prägt das Tier nachhaltig und ist Voraussetzung für ein gesundes, soziales Herdenverhalten. Diese natürliche „Vorschulzeit“ erleichtert die weitere Ausbildung in der Bodenarbeit immens.

      Die Arbeit an der Hand ist die ideale Form, um ein Pferd zu gymnastizieren und zu bewegen. Ist das Pferd allerdings schon sehr alt und hat es bereits viele (womöglich schwere) Jahre unter dem Sattel hinter sich, ist zu überlegen, ob man es nicht besser in den wohlverdienten Ruhestand auf eine „Rentnerweide“ gibt. Leichte Formen der Bodenarbeit sind jedoch in jedem Fall zum Wohle des Tieres sinnvoll einsetzbar. Auch in die Jahre gekommene Pferde finden Freude daran, täglich bewegt und beschäftigt zu werden.

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