Lords of Lucifer (Vol 1). Alexa Kim

Lords of Lucifer (Vol 1) - Alexa Kim


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nicht hinter deinem Studium verkriechen, Lea. Hattest du nicht mal einen Freund an der Uni … Dan?“

      „Ben ...“, antworte ich leise, weil ich keine Lust habe, über Ben zu reden. Die Geschichte hat eh nur zwei Monate gedauert. Bens Verständnis von Beziehung war, mich ins Bett zu bekommen. Als ihm klar wurde, dass er sich die Zähne ausbeißt, hat er Schluss gemacht. Vielleicht bin ich ja wirklich spießig – aber es war vor allem meine Mutter, die nicht müde wurde, mich daran zu erinnern, wie wichtig Abitur und Studium sind, und dass ich mich von nichts und niemandem davon ablenken oder gar abbringen lassen soll. Ich habe den Kampf meiner Eltern seit frühester Kindheit miterlebt. Mein Vater verlor früh seinen Job als Techniker in einem großen Unternehmen, meine Mutter hat keine Ausbildung. Sie haben immer wieder gekämpft, mein Vater mit Zeitarbeitsjobs, und meine Mutter ist putzen gegangen, bis sie sich das Gästehaus leisten konnten, mit dem sie sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen. Das Mantra meiner Mutter ... Du darfst so nicht enden, Lea … hat sich seit ich denken kann in jede Faser meines Körpers eingefressen. Vielleicht stoße ich deshalb Männer zurück, die mir emotional nah kommen könnten. Na ja … mittlerweile ist es mir schon etwas peinlich. Ich bin vor zwei Monaten einundzwanzig geworden und noch immer Jungfrau.

      „Wie gesagt, Lea … du musst dir auch mal etwas gönnen. Du bist jung … die Zeit kommt nicht zurück, weißt du ...“

      Mit gerunzelter Stirn dreht meine Mutter sich um und geht zurück ins Haus. Ich schüttele irritiert den Kopf. „Irgendwie stimmt hier gar nichts mehr ...“, sinniere ich vor mich hin und winke Hans, dem Postboten, der gerade sein Fahrrad um die Ecke unserer Straße schiebt.

      „Hallo Hans ...“, rufe ich, und er winkt zurück. „Tag, Lea … wie 's.?“

      Ich halte ihm das Buch über englische Literatur entgegen. „Eigentlich muss ich lernen, aber es ist so heiß.“

      „Ich schätze, ich habe etwas für dich, das besser ist als Lernen.“

      Schon bevor er weiterspricht, fällt mein Blick auf den schwarzen Umschlag mit dem silbernen Logo. „Oh Gott … bloß das nicht ...“, stöhne ich gequält, aber Hans macht sich sogar die Mühe, das Gartentor zu öffnen und mir den Umschlag persönlich in die Hand zu drücken.

      „Scheint so, als wärest du jemandem ins Auge gefallen.“ Er strahlt mich gutherzig an, und ich frage mich, ob Hans vielleicht wirklich meint, was er sagt. Er trägt seit über zwanzig Jahren die Post in unserem Ort aus. Ich kann mich kaum daran erinnern, dass er jemals krank gewesen wäre oder zu spät kam.

      „Diese Dinger werden doch an jede Frau unter dreißig verschickt, die nicht an Gebissschiefstellung leidet.“

      „Wirklich?“ Hans steht kurz vor der Rente und hat in den letzten Jahren einen Bierbauch bekommen, was sein freundliches Wesen aber noch unterstreicht. „Auf jeden Fall wollen doch alle Mädchen so eine Einladung bekommen.“

      „Tja … ich nicht ...“, antworte ich gereizt und lege den Umschlag demonstrativ zur Seite. Ich kann mir gut vorstellen, wie die dummen Hühner sie gierig aufreißen, während ihnen Sabber aus dem Mund läuft.

      „Also die Julia … meine Nichte … die wurde letzte Woche eingeladen und ist seitdem wie verwandelt. Irgendwie so glücklich. Die war doch immer so mies gelaunt.“

      Ja, sie läuft mit einem dämlichen Lächeln durch die Stadt, weil man ihr auf dieser Party das Hirn rausgevögelt hat … Natürlich spreche ich meine Gedanken nicht laut aus. Hans ist ein lieber aber etwas naiver Mann.

      „Danke Hans … ich werde mal drüber nachdenken ...“, lüge ich, damit er zufrieden weiterziehen kann.

      Als Hans fort ist, starre ich den Umschlag, der neben mir auf der Terrassentreppe liegt, an, als wäre er ein giftiges Insekt. Ich sollte ihn sofort wegwerfen. Und warum tust du es dann nicht einfach? Steh auf und wirf diese Einladung aus der Hölle in den Müll! Ich bewege mich nicht, aber ich rühre den Umschlag auch nicht an. Trotzdem hatte Hans recht mit seiner Einschätzung, dass nun mit Lernen für heute endgültig Schluss ist.

      Seufzend ziehe ich mein Smartphone aus der Tasche meiner Jeansshorts und schreibe meiner besten Freundin Doreen eine Whatsapp Nachricht, ob sie Lust hat schwimmen zu gehen. Die Antwort kommt sofort … Wolltest du nicht für deine Prüfung lernen oder hast du genug von verstaubter englischer Geschichte? ... Bin schon auf dem Weg zu dir …

      Minuten später stellt Doreen ihr Fahrrad vor unserem Gartenzaun ab und grinst triumphierend. Sie trägt eine mega knappe Jeansshorts, die kaum aus ein paar Fäden besteht und dazu ein Bikinioberteil, das meines Erachtens zu viel von ihrer D-Körbchengröße zeigt. Ihre langen gebräunten Beine unterstreichen ihre perfekte Modelfigur. Doreen ist ganz anders als ich … für sie kamen schon immer Partys vor dem Lernen, und ein Studium ist ihr zu anstrengend, deshalb hat sie eine Lehre als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte gemacht und arbeitet jetzt in einer Apotheke in der Nachbarstadt.

      „Ich wusste, dass du das nicht lange erträgst … es ist so heiß, dass einem das Hirn wegschmilzt, und du ziehst dir diesen verstaubten Langweilermist rein …“ Plötzlich reißt sie die Augen auf und kreischt vollkommen aus dem Zusammenhang: „Oh mein Gott … du wolltest mich überraschen, oder? Du bist so ein Luder!“

      Sofort wird mir mein Fehler klar. Die Einladung … Scheiße!

      „Äh, nein, das ist nur ...“

      „Ich weiß, was das ist! Oh, verdammt, Lea … wie hast du denn das geschafft?“

      „Also … keine Ahnung … aber ich gehe nicht hin ...“, stelle ich schnell klar, und kann sehen, wie Doreens Gesicht innerhalb einer Sekunde in den Kampfmodus wechselt. „Aber natürlich wirst du hingehen! Und ich komme mit … ich bin deine beste Freundin!“

      „Du kannst die Einladung haben, Doreen ...“

      Sie schnappt sich den Umschlag und streicht ehrfürchtig mit dem Finger über das silberne Bandlogo. „Du weißt genau, dass die Einladung nicht übertragbar ist. Aber als deine Begleitung kann ich mitkommen. Also bleibt dir nichts anderes übrig, als hinzugehen.“

      Doreen runzelt die Stirn „Aber seltsam ist das schon, oder? Ich meine … wie kommen sie gerade auf dich?“

      „Na, vielen Dank ...“, antworte ich beleidigt.

      Doreen hat im Gegensatz zu mir die Ausstrahlung eines Vamps mit ihrer super Figur, ihrer Größe und ihren langen schwarzen Haaren, aber deshalb muss sie mir das ja nicht bei jeder Gelegenheit unter die Nase reiben. Tatsächlich wird sie kurz rot. „Ach Lea, du weißt, was ich meine. Du bist einfach nicht der Typ, auf den diese Art von Kerlen abfährt. Du bist intelligent, ernsthaft und hast hohe moralische Wertvorstellungen.“ Sie grinst frivol. „Ich laufe seit zwei Wochen halb nackt durch die Stadt, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Diese blöde Limo ist mindestens dreimal an mir vorbeigefahren … und habe ich eine Einladung bekommen? Nein! Das ist doch verrückt, oder?“

      Normalerweise hätte ich Doreen so etwas geantwortet wie … Es gibt halt auch noch Männer, die nach etwas anderem suchen als einem sexy Fahrgestell … Aber in diesem Fall muss ich ihr wohl oder übel zustimmen. Diese Rockband sucht wohl kaum nach den inneren Werten von Frauen - und nach der Geschichte mit Ben bin ich mir auch nicht sicher, ob ich mir nicht selbst etwas vormache, was das Jagdverhalten von Männern grundsätzlich angeht. Tatsache ist, dass kaum einer mich auch nur ansieht, wenn ich mit Doreen unterwegs bin … egal ob Rockstars oder intelligente und ernsthafte Männer.

      „Also … ich gehe trotzdem nicht hin ...“, sage ich trotzig.

      Ohne mich zu fragen, reißt Doreen den Umschlag auf und liest. „Die Party ist heute Abend … also los … wir müssen dich ausgehtauglich machen.“

      „Hörst du mir überhaupt zu?“, frage ich kopfschüttelnd, aber Doreen packt mich einfach am Arm und zieht mich ins Haus. „Mal schauen, was dein Kleiderschrank hergibt ...“

      „Nichts … das ist eine Katastrophe ...“, stellt sie kurz darauf fest. „Ich gebe dir etwas von mir.“


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