"Und jetzt, kommen Sie!". Dieter Gronau
auf seiner hellen Jacke hinterlassen hat. .Anschließend ging er schwankend, denn der Bus hatte sich inzwischen wieder in Bewegung gesetzt, sich an den einzelnen Sitzen abstützend, zu seinem Stammplatz. Witzigerweise wurde dieser Stammplatz von ihm nie von einem anderen Fahrgast morgens benutzt, es schien ein ungeschriebenes Gesetz in diesem Bus zu sein, jeder Fahrgast hatte einen Stammsitzplatz, oder einen Standort, denke ich an den jungen dicken Mann, der nie von den anderen Fahrgästen benutzt wurde. Scheinbar achtete man einander und hatte volles Verständnis unter einander was die Sitzplätze betraf, ansonsten kannte keiner den anderen oder wechselte ein paar morgendliche Worte mit den anderen Fahrgästen.
Der Mann mit der wichtigen Morgenzeitung nahm auf seinem Stammplatz, eine Sitzreihe vor mir auf der linken Seite in Fahrtrichtung, Platz, er blickte interessiert nach rechts und links, holte seine Zeitung unter seinem Arm wieder hervor, klappte sie auseinander, sah sich die Titelseite neugierig an, faltete die Zeitung wieder zusammen und ließ sie in seinem Aktenkoffer verschwinden. Vermutlich hatte er, jetzt im Bus, keine ausreichende Zeit mehr, um seine Zeitung ausgiebig zu studieren und sich gründlich über alles zu informieren. Er hatte bestimmt an seinem Arbeitsplatz viel mehr Zeit, die Zeitung zu lesen., und auch wesentlich mehr Platz, denn im Bus hatte er immer nur eine Hand frei zum lesen und gleichzeitig die Zeitung zu halten, die andere Hand benutzte er ständig dazu, sich über seinen gepflegten Kinnbart zu streicheln. Die Brille rutschte ihm dabei ständig bis auf die Nasenspitze. Die ganze Fahrt über, starrte er stur auf einen bestimmten Punkt vor sich. Es sah aus, als ob er noch immer oder schon wieder träumte. Nun ja, es war ja auch noch sehr früh am Morgen, nämlich 05.15 Uhr. Die meisten Menschen schliefen bestimmt noch zu dieser Zeit fest und tief und waren von einem Wecker Signal weit entfernt.. Vielleicht dachte der Mann mit dem Streichelbart gerade darüber nach, was er heute alles an seinem Arbeitsplatz machen will, er schmiedete an seinen Tagesplan , um sinnvoll seinen Arbeitstag zu gestalten und einen guten Eindruck bei seinen Vorgesetzten zu machen und in den Kreis der Jenigen aufzusteigen, die für eine nächste Gehaltserhöhung vorgeschlagen werden und eine Beförderung verdienten.. Natürlich betraf das natürlich nur die Arbeitszeit die neben dem Zeitungslesen noch übrig blieb.. Es war nicht mehr viel Zeit für die eigentliche Arbeit vorhanden, aber seine Vorgesetzten waren dennoch mit ihm zufrieden, denn er war immer pünktlich und schon seit fast zwanzig Jahren kein einziges Mal krank gewesen. Man konnte mit ruhigem Gewissen behaupten, Zeitungslesen hielt den Menschen gesund und immer fit. Er war das beste Beispiel für diese Weisheit.
Die dritte Person an dieser Haltestelle ist immer eine Frau, das zweite weibliche Wesen in unserem Bus neben der Busfahrerin. Man kann sie als nicht mehr jung und auch nicht als alt bezeichnen, also in den besten Jahren, wie es so schön hieß. Schon von weitem konnte ich diese Frau erkennen.
„Da kommt deine ganz spezielle Freundin,“ flüsterte es in meinen Ohren.
„Nun mach mal halblang. Sie auf alle Fälle eine interessante Erscheinung am weiblichen Himmel. So etwas sieht man nicht alle Tage und schon gar nicht zu so früher Stunde,“ erwiderte ich etwas erbost über mein altkluges Ich.
Diese von uns umstrittene Frau erkannte ich schon weit vorher, bevor der Bus die Haltestelle mit der wartenden Frau und den drei Männern zum Zusteigen einlud. Sie lass schon, obwohl zu so früher Stunde, bereits unter der Straßenlaterne an der Bushaltestelle in einem dicken Buch mit mehreren heraushängenden selbst gebastelten Lesezeichen. Die Brille, vermutlich eine von diesen billigen Lesebrillen, von einem Euro aufwärts in jedem Supermarkt erhältlich, klemmte bei ihr wie festgewachsen auf ihrer Nasenspitze. Diese ungewöhnliche Frau stieg immer als letzte in den Bus. Beim Einsteigen bewegte sie sich dermaßen langsam und vorsichtig, das die Busfahrerin vermuten musste, die schläft wohl jeden Moment gleich im Stehen oder gehen ein.. Die Busfahrerin drehte sich jedesmal zu der Frau um, um sie beim Einsteigen zu beobachten, um genau im richtigen Moment, wenn die Frau im Bus war, die Türen zu schließen und wenn die Frau ihren Stammplatz erreicht hatte, einen Stehplatz an einer Haltestange genau in der Mitte des Busses, dann ließ sie erst den Bus langsam anfahren. Diese Frau hatte wirklich eine bewundernswerte Fähigkeit, sie schaffte es langsam, aber durchaus sicher, während des Einsteigens ständig weiter zu lesen, ohne auch nur einmal auf den Buseingang und die Stufen zu achten. Sie las und las in einem fort. Was für ein ungewöhnlicher Mensch in unserer morgentlichen Bus Runde!
„Das ist eine Frau mit Übung. Denk doch einmal nach! Die macht das jedes Jahr so etwa
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zweihundertfünfzig Mal, das einsteigen und am Zielort aus oder in eine U-Bahn umsteigen oder vielleicht womöglich noch einmal ein- und umsteigen, um dann irgendwo wieder auszusteigen. Bei so viel Übung könnte man das ein- und aussteigen schon förmlich mit geschlossenen Augen bewerkstelligen. Also doch nicht so ungewöhnlich mein Lieber,“ erklärte ich den Sachverhalt meinem Ich.
„Wenn ich so über deine Rechnung nachdenke, muss ich dir tatsächlich auch zu stimmen,“ bestätigte mein Ich. Bei so viel konnte man schon alles im Schlaf und somit in aller Ruhe in einem Buch weiterlesen ohne eine Unterbrechung.
Es gab ja noch in und wieder mal die noch älteren Busmodelle, da musste man beim Einsteigen drei Stufen hochklettern. Was wäre dann mit der lesenden Frau passiert? Vermutlich wäre sie dann mit ihrer Lektüre in der rechten Hand in voller Länge in den Bus gestolpert und gefallen. Beim Aussteigen dann ein Sturz auf den Gehweg mit schlimmstenfalls einem oder mehreren Knochenbrüchen an Armen und Beinen. Dann könnte sie in aller Ruhe im Krankenwagen uns anschließend in einem Krankenhaus und einem Krankenbett auf einer Station weiterlesen.
„Oh je, ich dachte wieder einmal schlecht und merkwürdig über meine Mitmenschen. Wenn die das wüssten, sie würden mich aus den morgendlichen Bus prügeln und mich die Straße hinunter jagen.. als unmöglicher Mensch, der nichts in ihren Kreises mehr zu suchen hatte und den der Teufel holen sollte,“ murmelte ich leise vor mich hin.
„Du hast wirklich Recht, du bist manchmal ein merkwürdiger Mensch,“ schimpfte das ich.
Der dritte in diesem Quartett an dieser Bushaltestelle, war ein kleinerer, hagerer etwas gebückter Mann so um die sechszig Jahre schätzte ich ihn. Er hatte es immer sehr eilig beim einsteigen und versuchte sich jedes Mal an. dem Mann mit dem Aktenkoffer vorbei zu drängeln und quetschte sich förmlich in den Bus.
„Du da, der da! Der hat doch etwas auf dem Kerbholz. Das sieht doch schon ein Blinder. Wenn der mal nicht irgendwas und irgendwo angestellt hatte. Autos aufbrechen, durch eine aufgeschnittene Fensterscheibe irgendwo eingestiegen, einen Überfall aus dem Hinterhalt zu morgendlichen Stunde usw.
Wie der sich immer aufführte! Die Busfahrerin blickte immer sehr neugierig durch ihren Rückinnenspiegel und beobachtete ihn aufmerksam und misstrauisch. Man oh man, das war mehr als verdächtig! Stellte ich mit Bestimmtheit fest. Nur komisch war, der Mann stieg jeden Morgen immer in unseren Bus, dem Bus der ehrlichen und schaffenden Steuerzahler ein. Hatte er kein Auto und einen Führerschein, um so unbemerkt und ungesehen seine kriminellen Schweinereien nach Hause zu fahren.
Ich hatte jedes Mal ein verdammt ungutes Gefühl. Der hagere und gebückte Mann schlich flink an mir vorbei und verkroch sich hinter mir in den Sitzreihen. Blickte ich in die gegenüberliegende Busfensterscheibe, konnte ich ihn gut beobachten wie er da gebückt und hinter der Rückenlehne kauernd in seinem mitgeführten Rucksack kramte und nach etwas zu suchen schien. Er wühlte die ganze Busfahrt in seinem Rucksack herum, zog etwas hervor, drehte und wendete es und ließ es schnell im Inneren seines Rucksackes wieder verschwinden. Was er da in den Fingern hielt und wendete, konnte ich nie entdecken, es ging alles zu schnell in seinen Fingern. Ich konnte nur entziffern, das es mal größere, dann mal wieder irgendwelche kleinen Teile oder Gegenstände waren.
„Auf den sollte man die Polizei aufmerksam machen. Das ist doch eindeutig, dass er ein ungewöhnliches Hobby hatte. Sollte ich dem Mann mal heimlich folgen und ihn beschatten, wie ein Spitzel? So wüsste ich, wo er heute und an jedem Morgen einen Teil seines Weges mit uns gemeinsam im Bus verbrachte. Vielleicht könnte ich der Menschheit und der Polizei einen guten Dienst erweisen und bekam womöglich eine und schon seit langer Zeit ausgesetzte Belohnung? Das wäre doch eigentlich eine ganz tolle Sache. Es würde mir bestimmt gewissen