Das Sex-Phantom. Sara Jacob

Das Sex-Phantom - Sara Jacob


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den Beinen. Hauchdünn war die Bewegung, doch sie elektrisierte mich, als hätte ich in einen Weidestromzaun gefasst.

      Die erste Berührung einer anderen Frau seit Jahren.

      Ich hätte am liebsten meinen Mund auf den Rücken der Sanitäterin gepresst, sie geküsst, sie umarmt, ihr meine Hände in die Titten gegraben und ihr von hinten meinen harten Schwanz, der irgendwo an meinen unsichtbaren Oberschenkeln zitterte, zwischen die Beine geschoben.

      Langsam glitt meine Fingerkuppe von vorne nach hinten über die Naht. Die Sanitäterin zuckte zusammen, drehte erschrocken den Kopf und starrte mich an, nein, starrte durch mich hindurch.

      Sie konnte mich nicht sehen, nur spüren.

      Vor Aufregung wurde ich beinahe ohnmächtig. Ich stand vorsichtig mit wippendem Penis auf und ging wieder um sie herum nach vorne.

      Nach einer langen Schrecksekunde drehte sie den Kopf wieder nach vorne und wühlte weiter in ihrer Tasche.

      Mehr konnte ich nicht ertragen. Wieder griff ich zu, doch diesmal ohne Zurückhaltung, Mein Schwanz war warm und fest. Ich stellte mir vor, wie die Vorhaut die Eichel freilegte, wie sich die rotglänzende Spitze meines harten Schwanzes aus der Haut schälte, bereit, das Sperma rauszurotzen, das längst in meinen Hoden kochte.

      Wieder ging ich ganz nah an die Sanitäterin heran, bis ich beim Wichsen beinahe ihre Stirn berührte, ihr gescheiteltes Haar.

      Sieh hoch, dachte ich, damit ich deinen Mund sehen kann, deine Augen. Doch das brauchte ich gar nicht mehr.

      Zu geil war die Tatsache, dass ich mir hier in aller Öffentlichkeit einen runterholte und niemand daran Anstoß nahm.

      Vielleicht keuchte ich zu laut, vielleicht spürte sie die Bewegung. Sie sah auf einmal hoch, erstaunt, überrascht, erschrocken. Ihr Mund vor meinem Schwanz, reglos, eine Handbreit entfernt. Das runde Gesicht, die blassblauen Augen, die vollen Lippen. Und plötzlich kam ich. So schnell, dass ich gar nicht mehr reagieren konnte.

      Der erste unsichtbare Spritzer musste sie genau auf den Mund getroffen haben. Sie zuckte zurück, schloss erschrocken die Augen, die Hand fuhr zu den Lippen. Rasch drehte ich mich zur Seite. Die nächste Ladung spritzte ich auf die heißen Gehwegplatten. Und noch eine. Mir lief unsichtbares Sperma über meine unsichtbare Hand.

      Ich Idiot! Wie konnte ich so leichtsinnig sein? Was, wenn sie jetzt laut aufschrie, auf mich aufmerksam machte, in Panik geriet und meine Tarnung aufflog, weil jemand damit rechnete, dass sich hier ein Unsichtbarer herumtrieb? Vorsichtig, obwohl mir die Beine zitterten, ging ich ein paar Schritte zurück.

      Die Sanitäterin sah überrascht und ein wenig angewidert nach oben, spuckte erneut aus, sah auf ihre Hand, wischte sich noch einmal über den Mund und sah wieder in die Luft. Dort oben kreisten ein paar Möwen.

      »Was war das denn?«, fragte sie verwirrt. Ob sie den Geschmack wiedererkannt hatte, ungläubig. Die Männer von der Feuerwehr neben ihr unterbrachen das Gespräch. Die Sanitäterin stand auf, sah auf ihre Hand.

      »Ist was?«, fragte einer der Männer.

      »Hab ich was im Gesicht?«

      »Ich sehe nichts.«

      »Ich hatte das Gefühl, ein Vogel...«

      Der zweite Mann beugte sich vor. »Außer zwei wunderschönen Augen kann ich nichts Ungewöhnliches erkennen.«

      Er lachte. Sie zögerte, lachte dann auch. Leise entfernte ich mich. Erleichtert, noch immer erschrocken aber noch viel erregter. Ein Vogel. Sie hatte nichts gesehen, keinen Verdacht geäußert. Bevor eine hübsche Frau auf die Idee kam, ein Unsichtbarer hätte ihr sein Sperma ins Gesicht gespritzt, musste die Welt erst einmal von mir hören. Bis dahin waren kackende Vögel, unvorsichtige Biertrinker und überraschende Regenschauer zwar falsch aber viel naheliegender.

      Langsam schrumpfte mein Schwanz, aber nicht vollständig. Eine andauernde Erregung blieb. Vorsichtig lief ich an der Absperrung entlang, bis die Menschen dahinter weniger wurden. Schließlich endete das Plastikband an einem hohen Metallzaun. Dahinter stand niemand. Ich bückte mich und glitt unter dem Plastikband hindurch. Dann war ich frei.

      Berlin war jetzt mein Spielplatz.

      Voyeur im Glück

       1.

      Ich war unsichtbar und Berlin jetzt mein Spielplatz. Nur bei welchem Spielgerät fing ich an? Erst einmal musste ich weg vom Institut. Weg aus dieser Gegend.

      Das Institut lag am Ende einer exklusiven Wohnsiedlung. Deshalb hatten sich auch nur einige wenige Schaulustige eingefunden. Hinter einer zweiten Absperrung standen Männer mit Bierbäuchen, alte Frauen in hässlichen Kleidern, kleine Kinder und dann auch ein paar vom Wohlstand verwöhnte Teenager und Twens, mit knappen Tops und engen Hosen.

      Ich überlegte, zurückzugehen und ein wenig an der Rettungssanitäterin zu fummeln, doch dann wurde mein Wunsch zu groß, so schnell wie möglich diese Gefahrenzone hinter mir zu lassen.

      Die Hitze umschmeichelte mich wie ein warmes Tuch. Ich kam mir vor, als sei ich in der Sauna. Nackt und schamlos, mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich auf offener Straße befand.

      Winzige Steinchen bohrten sich in meine Fußsohlen, an manchen Stellen war der Asphalt so heiß, dass ich Angst hatte, mich zu verbrennen. Auf dem Weg zur S-Bahn kam ich an den ersten Wohnhäusern vorbei. Hohe Hecken vor großen Gärten, dahinter alte Villen und schicke Einfamilienhäuser mit teuren Autos auf der Auffahrt.

      Ich hatte Durst. War neugierig. Und der Weg war mein Ziel.

      Je länger ich unterwegs war, umso deutlicher wurde mir, dass ich mit diesem Schicksal den Hauptgewinn gezogen hatte. Niemand wusste, dass ich noch lebte. Meine Brieftasche auf dem Boden, meine Kleidung – all das waren deutliche Indizien, dass ich nicht mehr am Leben war, offiziell. Dabei war ich einfach nur unsichtbar und konnte alles machen, was ich wollte, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

      Ich konnte gratis im Zug fahren, in fremde Häuser sehen.

      Mit jedem Schritt fielen mir neue Dinge ein.

      Ich hatte alles verloren, meine Freundin, mein altes Leben, meinen Job, mein Aussehen. Ich war endlich frei.

      Ich konnte ins Bundeskanzleramt, in die Zentralstellen der Macht, ich konnte in die Hotels eindringen und Prominente, Schauspieler, Musiker beobachten und sehen, wie die Stars aussahen, wenn sie die Tür hinter sich zumachten.

      Was wirst du machen, wenn du weißt, dass du nicht mit der Konsequenz leben musst? Gilt der kategorische Imperativ?

      Die Vielfalt der Möglichkeiten machte mich schwindelig. All die verschütteten Wünsche kamen in mir hoch. Doch was würde ich machen, wenn ich sie sah. Nur zusehen? Oder anfassen? Wie konnte ich anfassen, ohne entdeckt zu werden?

      Ratlos blieb ich stehen. Es war Sommer, wir hatten bestimmt 33° Celsius – wenn von diesen Villen nicht mindestens jede zweite mit einem Pool ausgestattet war, würde ich meinen Namen in Chevy Chase ändern.

      Ich betrat über die erste Auffahrt, die nicht mit einem Tor gesichert war, ein großzügiges Anwesen. Das Problem, vor das ich mich dann gestellt sah, war ein ganz banales: Auch als Unsichtbarer konnte ich nicht durch geschlossene Türen gehen. Und hinter das Haus, so stellte ich schnell fest, führte der Weg nur über einen spitzen Zaun.

      Diese Mühe wollte ich mir nicht machen, also versuchte ich es beim nächsten Haus nebenan. Dort gelangte ich zwar hinter das Haus auf die Terrasse, doch niemand war zuhause und alle Türen waren verschlossen.

      Es war nicht so einfach wie gedacht, anderer Leute Privatsphäre zu missachten.

      Beim nächsten Haus öffnete mir der Zufall die Tür. In dem Moment, in dem ich über das niedrige Tor klettern wollte, fuhr ein Teenager mit dem Rad vor. Sie schloss das Tor zur Auffahrt mit einem Schlüssel auf, und ich schlüpfte hinter ihr ebenfalls auf das Grundstück, bevor das Tor krachend ins Schloss fiel.

      Das


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