Die Anwalt-Saga. Michael Feldmann
war egal, was ihr Herrchen da sagte. Das, was sich dort auf dem Teller befand, roch so gut und musste unbedingt entfernt werden. Alles andere war nebensächlich.
Gierig wischte die kleine Hundezunge über die verschmierte Oberfläche des weißen Tellers. Schon kurze Zeit später sah er so aus, als wenn man ihn gerade aus der Spülmaschine gezaubert hätte. Der Anwalt stand auf und sah genauso zufrieden aus wie seine kleine Mopsdame. Als er den Teller unter den warmen Wasserstrahl im Spülbecken hielt, schaute er automatisch erneut auf seine Armbanduhr.
„Jetzt heißt es GAS GEBEN. Kannst du bitte Doris kurz eine Nachricht schicken, dass ich auf dem Weg bin? Du weißt, wie sehr ich es hasse, im Auto zu telefonieren.“
Mit Schwung öffnete er die Klappe der Spülmaschine und stellte den Teller hinein. Im gleichen Moment, als er sich aufrichtete und zu Mark umdrehte, kickte er galant mit seinem glänzenden Lederschuh die Spülmaschinenklappe zu. Ein kleiner Schwung genügte und die Automatik tat den Rest. Er küsste seinem Mann auf die Wange und flüsterte ihm leise ins Ohr.
„Ich mag deinen stacheligen Drei-Tage-Bart. Heute Abend wird dein Körper aber ohne Ausnahme glatt wie ein Kinderpopo sein. Überlasse mir die Wahl deines Outfits. Der Gedanke daran, dich heute Abend in Gummi zu packen und über die Kombinationsmöglichkeiten nachzudenken, wird mich den Nachmittag beflügeln und die Zeit schneller verstreichen lassen. Ich verrate dir nur eins. Du wirst den Gummianwalt erleben. So, wie jetzt, was du ja magst, nur komplett in Gummi. Galant und geil.“
Er wandte sich Maria zu.
„Wir werden uns wohl heute nicht mehr sehen, meine Hausfee. Ist es möglich, dass du Schneewittchen bis morgen mit zu dir nimmst? Mark und ich haben später noch einiges bezüglich unserer Hochzeitsplanung vorzubereiten.“
„Si, Señor.- Vorbereiten -, ich verstehe.“
Maria zwinkerte ihm zu und Ben musste sich leicht räuspern.
„Was sonst, Maria?“
„Kein Problem, Señor. Die Kleine ist uns immer willkommen. Zumal meine beiden Enkelkinder sich sehr darüber freuen werden.“
„Danke, Maria. - So, nun muss ich aber los.“
Ben muss los
Hastig hauchte er Mark noch schnell einen Kuss zu und tätschelte Schneewittchen kurz, die sich mit ihren kleinen Vorderpfoten an seinem Bein hochgestemmt hatte. Als er sich auf den Weg machte, watschelte die kleine Prinzessin erfreut hinter ihm her.
Zwei Hände näherten sich von hinten und griffen die kurzatmige Hündin.
„Schneewittchen, du wirst heute bei Maria, Elena und Paolo bleiben. Señor Ben hat einiges zu erledigen und kann sich nicht um dich kümmern.“
Verdutzt schaute Schneewittchen abwechselnd auf die feurigen Augen und den geöffneten Mund der Haushälterin, der einfach nicht still zu stehen schien. Was erwartete man nun von ihr. Erfreut kläffte sie aufgeregt und leckte Maria übers Gesicht. Die Haustür schlug zu und der Anwalt war verschwunden.
„Es wird wohl auch Zeit für mich, mir mal einen Tritt in den Allerwertesten zu geben.“
Maria schaute Mark fragend an. Verlegen schaute er an ihr hoch. Fast so ein verängstigter, unentschlossener Blick, wie die kleine Mopsdame ihn kurz zuvor draufhatte. Nur durchs Gesicht lecken wollte er der Haushälterin nicht.
„Ich meine, bevor es irgendjemand anderes tut.“
Mark musste grinsen, stand auf und machte sich auf den Weg nach oben. Er hatte die dritte Stufe schon genommen, als ihm einfiel, dass er in der doch schon so vorbildlich gesäuberten Küche wieder einiges in Unordnung gebracht hatte.
„Maria, entschuldige bitte das Durcheinander.“
Seine Stimme war ein wenig lauter, damit sie ihn auch hören würde, aber die Antwort kam prompt fast direkt hinter ihm.
„Señor Mark, Maria ist alt, aber nicht taub. Señor Ben hat mich dafür eingestellt, das Haus in Ordnung zu halten. Er hat schon viel häufiger den kleinen Saustall, den du meinst, hinterlassen zu haben, übertroffen. Ich bin es gewohnt, dass der Glanz meiner Arbeit manchmal von kurzer Dauer ist.“
Sie räusperte sich, wobei Schneewittchen, die es sich in ihren Armen gemütlich gemacht hatte, zusammenzuckte.
„Ich bin nicht Ben, Maria. Es ist nicht meine Art, aber ich war jetzt so darauf fixiert, auch mit meiner Arbeit zu beginnen, dass ich es praktisch übersehen habe.“
„Alles gut, Señor. Mach dich ruhig fertig und stimme die Damen der Kosmetikwelt glücklich.“
Mark drehte sich um und ging den Rest der Stufen hoch. Er musste unbedingt heute noch 3 Kundentermine abwickeln, die er nicht so einfach absagen konnte. Der Schönheitssalon von Camilla Behrend, das Nagelstudio von Özlem Acic und die Kosmetikschule von Petra Rott lagen praktisch auf einer Strecke. Er hatte alle 3 schon eine Weile nicht mehr besucht und laut seiner Alexa-App, die er sich auf seinem Handy und Ipad installiert hatte, waren sie mehr als überfällig.
„Schnell duschen und dann auch mal ein wenig fein machen.“
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