Harry in love. Christina Masch
Daraufhin sah Isabel ganz automatisch aus dem Fenster. Unter sich erblickte sie türkisblaues Wasser und eine tropische Insel. Ein Paradies auf Erden!
Harry ergriff sogleich ihre Hand und nickte auf die stumm gestellte Frage. „Bist Du verrückt?!“, kam es umgehend von Isabel. Harry seufzte.
„Isa, statt Harry Vorhaltungen zu machen, solltest Du Dich lieber glücklich schätzen, überhaupt einmal hierhergekommen zu sein!“, kam Anabel Harry zur Rettung.
Isabel wurde unweigerlich knallrot. „Bitte verzeih!“
„Hey Glöckchen, schon wieder vergessen? Ich weiß von Deiner Mutter, dass ihr Canninghams nur schwer Geschenke dieser Größenordnung annehmen könnt. Aber wie bereits vor noch nicht allzu langer Zeit erwähnt: Gewöhne Dich jetzt schon einmal daran, denn ich verspreche Dir, dass dies nicht unser letzter Urlaub dieser Art gewesen sein wird! Also, entspann Dich und genieße stattdessen unseren ersten, gemeinsamen, richtigen Urlaub! Und wenn es Dich beruhigt: Die Reise war gar nicht so teuer wie Du es Dir wahrscheinlich gerade vorstellst …“
Isabel schloss daraufhin kurz die Augen und atmete tief durch, bevor sie sagte: „Danke.“
„Ach Bell, ich liebe Dich!“, flüsterte Harry an ihr Ohr und hauchte ihr anschließend zärtlich einen Kuss auf ihre Schläfe.
„Ich liebe Dich auch“, kam es kaum hörbar von Isabel, während sie vor Verlegenheit erneut errötete.
Kapitel 4
Der Privatjet landete am späten Nachmittag in der Nähe von Grand Baie auf der Insel Mauritius, die vor Madagaskar im Indischen Ozean lag. Es waren herrlich angenehme 28 °C, die Sonne schien und das Rauschen des Meeres war leicht zu hören, so dass Isabel ganz automatisch in Urlaubsstimmung kam. Sogleich machten die neun Freunde einen kleinen Abstecher in die Stadt, wo ein riesiges Getümmel auf den Märkten und Straßen vorherrschte. Den verschiedensten Nationalitäten konnten sie dort begegnen, auch wenn die meisten Einwohner Mauritius’ indischer Abstammung waren. Es herrschte ein farbenfrohes Treiben und die unterschiedlichsten Gerüche, angefangen von Zimt über Curry bis hin zu Chili und Pfeffer, stiegen ihnen in die Nasen. Während Harrys Clique vollkommen begeistert von dem vielen Durcheinander war und sich sogleich ins Getümmel stürzte, schüchterte Isabel das rege Treiben auf engstem Raum eher ein wenig ein. Doch Harry, Anabel und sogar Simon wichen nicht einen Zentimeter von ihrer Seite und so ließ auch Isabels Anspannung mit der Weile nach.
Nachdem das erste Sightseeing abgeschlossen war, machte sich die kleine Gruppe mit einem Kleinbus auf den Weg nach Péreybère, einem kleinen unscheinbaren Ort direkt an der Küste, wo sie im gleichnamigen Restaurant zu Abend aßen. Das Restaurant lag direkt an einem wunderschönen weißen Sandstrand unter Palmen und sie hatten einen wunderbaren Blick auf das Meer. Es gab mehrere Salatvariationen, eine riesige Schüssel voll Reis, verschiedenes Gemüse und dazu wurden Hähnchenfleisch und Fisch gereicht. Sie waren angekommen.
Nach dem Essen machten alle einen kleinen Spaziergang am Strand, wo sie zu späterer Stunde von einem kleinen Motorboot abgeholt wurden, welches sie zu einer großen Yacht brachte, die etwas weiter abgelegen im Meer vor Anker lag. Auf der Yacht fehlte es an nichts: Jeglicher Schnickschnack an Komfort, den sich Isabel nur vorstellen konnte, war vorhanden. Es gab einen riesigen Wohnsalon, in dem neben zwei Billardtischen ein großer Kartenspieltisch und gemütliche Couchen sowie eine kleine Kinoleinwand Platz fanden. Nebendran war eine separate Bar, die gleichfalls als zweites Wohnzimmer und als Esszimmer diente und natürlich waren ausreichend großzügig geschnittene Kabinen vorhanden, in denen nicht nur die neun Freunde und das royale Sicherheitspersonal untergebracht werden konnten, sondern auch die Mannschaft des Schiffes.
Und diese Luxusyacht sollte für die nächsten vierzehn Tage ihr Zuhause werden?! Wenn nicht das leichte Plätschern des Wassers zu hören gewesen wäre, hätte Isabel gänzlich vergessen können, dass sie sich auf einem Boot befand. Vielmehr hatte sie das Gefühl, in einem Clubhotel untergebracht worden zu sein, wie sie es schon oft im Fernsehen gesehen hatte. Sie saß gerade auf einer Couch in ihrer und Harrys riesiger Kajüte und blätterte durch einen Reiseführer über Mauritius, als es an der Tür klopfte. „Ja, bitte.“
„Stör ich?“, fragte Anabel.
„Nein, komm rein.“
„Bist Du allein?“
„Ja, Harry bespricht gerade den morgigen Tagesablauf mit der Security. Er hat vorgeschlagen, dass wir alles ganz langsam angehen und uns erst einmal an das veränderte Klima gewöhnen; er will mit uns einen ganztätigen Segelausflug auf der Isla Mauritia, einem Segelschiff aus dem Jahre 1852, unternehmen. Ist das nicht toll?!“, gab Isabel euphorisch von sich.
Anabel schmunzelte über die leicht kindliche Vorfreude ihrer Freundin. „Untergehen können wir aber nicht mit dem alten Kahn, oder?“
Isabel lachte auf. „Nein, das sicher nicht. Denn das Schiff wurde 1961 restauriert und ist seither eine sehr beliebte Touristenattraktion.“
„1961? Ganz taufrisch ist der Kutter dann ja trotzdem nicht mehr …“
„Annie!!!“, schimpfte Isabel. Doch Anabel schmunzelte nur.
„Du sagtest eben, dass wir mit dem Boot ganz sicher nicht untergehen werden; aber was passiert stattdessen?“, hakte Anabel nach.
Isabel grinste breit: „Das Schiff wird von einer ‚Piraten-Crew‘ geführt …“
Anabel rollte daraufhin mit den Augen, denn auf so eine Idee konnte auch nur Harry kommen! „Na, dann bin ich ja mal gespannt, was uns da zu erwarten hat. Weshalb ich aber eigentlich gekommen bin, war: Die anderen fragen, ob Du und Harry Lust habt, uns im sogenannten Spielzimmer Gesellschaft zu leisten oder ob ihr lieber für Euch allein sein wollt.“ Anabel errötete dabei leicht.
Isabel kicherte prompt. „Wir haben noch die ganze Nacht für uns allein. Klar kommen wir gerne zu Euch; schließlich will ich Harrys Freunde auch etwas besser kennenlernen. Du scheinst Dich ja schon ganz gut eingelebt zu haben und Dich prima mit ihnen zu verstehen?!“
Anabel nickte. „Ja, die sechs sind total nett und für jeden Spaß zu haben.“
„Harry meinte, mit ihnen wird es nie langweilig. Wir werden also bestimmt noch eine Menge zu lachen haben“, prophezeite Isabel. „Sag mal, was war das eigentlich heute im Flieger mit Dir und Simon? Irgendwie konnte ich dem nicht ganz folgen.“
„Ach, das war gar nichts. Wir haben uns einfach nur gut verstanden; nachdem wir das kleine Missverständnis von der Begrüßung aus dem Weg geräumt hatten.“
„Als Du ihm eine verpasst hast, dachte ich wirklich, ich sehe nicht richtig“, gestand Isabel.
Anabel wurde rot. „Woher sollte ich denn wissen, dass es sich bei Blondi nur um einen Freund von Harry handelt? Vor allem habe ich bislang noch nie erlebt, dass sich jemand die Frechheit herausnimmt, die Freundin seines besten Freundes so abzuknutschen und dabei hat er Dich dann auch noch mit mir verwechselt!“
Isabel grinste breit. „Ja, das ist Simon! Du hättest ihn mal bei seinem Geburtstag erleben sollen: Harry war kurz drauf und dran, ihm höchstpersönlich eine zu verpassen, weil er einfach nicht die Finger von mir lassen konnte. Aber Simon meint das nicht so, im Grunde ist er ein ganz Lieber; hat Dir denn Alex nie etwas von seinem Arbeitskollegen erzählt?!“
„Doch, schon, eben dass er ein sehr lebensfroher Mensch sei, bei dem man nie so genau weiß, was als Nächstes passiert. Der aber im Grunde ein hochanständiger Typ ist. Irgendwie ein bisschen widersprüchlich, findest Du nicht?!“, stellte Anabel fest.
Isabel lachte laut auf, während es erneut an der Tür klopfte. „Ja, bitte!“
Die Tür öffnete sich und kein geringerer als Simon steckte den Kopf durch die Tür. „Ah, hier sind die Damen! Es wurde schon eine Vermisstenanzeige aufgegeben …“
„Von Dir oder den anderen?“, fragte Anabel spitz. Simon errötete prompt. Just in dem Moment wurde die Tür ein weiteres Mal geöffnet und Harry