Engelszwillinge. Laura Wille

Engelszwillinge - Laura Wille


Скачать книгу
blickte zum Himmel empor.

      Den richtigen Zeitpunkt abwarten?

      Ciel dachte daran, wie sie Lucien das erste Mal begegnet war. Er war in ihr Leben getreten, als sie ihrer Doppelgängerin zum ersten Mal begegnet war. In ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Und wenn das kein Zufall gewesen war? Wenn es irgendeine Verbindung zwischen Heaven, Lucien, Oscuro und ihr gab? Ja, so musste es sein. Anders konnte Ciel sich die schrecklichen Ereignisse, die so plötzlich und unerwartet auf sie eingestürmt waren, nicht erklären. Sie traute sich fast nicht zu fragen, doch sie musste es einfach wissen. »Lucien hat mir merkwürdige Dinge erzählt, die ich nicht glauben kann und ehrlich gesagt auch nicht glauben möchte. Er sagte mir, dass das Mädchen, dem ich begegnet bin, meine Zwillingsschwester ist. Aber sie soll gefährlich sein. Ihr Name ist Heaven. Wenn du so viel über mich weißt, na ja, weißt du dann vielleicht auch etwas über sie?« Sie schaute ihn fragend von der Seite an.

      Er wandte sich ihr zu. »Ich weiß, dass du eine Zwillingsschwester namens Heaven hast«, sagte er zu ihrer Verwunderung. »Lucien und ich fürchten uns vor ihr. Sie trägt so viel«, er schien nach den richtigen Worten zu suchen, »Finsternis in sich. Das macht sie so gefährlich – mehr als nur gefährlich.«

      »Aber warum sollte sie …« Ciel brach den Satz ab. Das war doch verrückt. Was für eine Finsternis meinte Oscuro? Etwa, dass Heaven genauso litt wie Ciel, denn genau das hatte Lucien gesagt.

      »Lucien hat mir auch etwas von einer Königin erzählt«, fuhr sie fort, während sie versuchte, sich an das Gespräch zu erinnern. Sie war so in Panik gewesen, dass sie Lucien nicht richtig zugehört hatte, aber ein paar Dinge hatte sie sich gemerkt.

      »Ich weiß nix von einer Königin«, antwortete Oscuro kurz angebunden und wirkte plötzlich sichtlich genervt.

      »Aber Lucien …«

      »Hör nicht auf diesen Typen. Er ist ein elender Lügner.«

      Er funkelte sie an. Es war offensichtlich, dass er keine Lust mehr hatte, weiter auf ihre Fragen einzugehen.

      »Er wollte dir nur Angst einjagen. Ist deine Frage damit beantwortet? Ja? Dann sei bitte still und sprich kein Wort mehr über ihn.«

      Ciel seufzte. Sie bemerkte, dass Oscuros Körper vor Zorn angespannt war, als er erneut auf das weite Meer hinausschaute. Sie ließ den Kopf hängen und ein peinliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Sie nahm sich ein Stück Baguette, und begann nervös daran herumzuknabbern.

      Ihr fiel auf, dass Oscuro das Essen bisher nicht angerührt hatte. Hatte er das alles etwa nur für sie besorgt? Es schien ihm unheimlich viel zu bedeuten, dass es ihr gut ging. Deshalb verstand sie auch nicht, weshalb er nicht mehr über das reden wollte, was sie so beschäftigte.

      Sie seufzte. »Ach, Heaven …« Sie fragte sich, wie es ihr wohl ging und ob sie wusste, dass sie und Ciel wahrscheinlich Geschwister waren?

      »Wenn du ihr unbedingt begegnen willst, sollte ich dabei sein«, meinte Oscuro plötzlich und lächelte sie an. »Nur für den Fall der Fälle.«

      Wie er das sagte, klang es, als würde er sich große Sorgen machen. Aber nicht nur um Ciel, sondern auch um ihre Zwillingsschwester.

      Als sie ihn danach fragte, meinte er: »Die Finsternis in ihr sorgt dafür, dass Menschen sterben und ihnen Unglück passiert. Heaven ist ein kleiner Unglücksrabe. Das wird auch an ihrer Seele nicht spurlos vorbeigehen und sie belasten.«

      »Wieso sollte sie Unglück bringen? Das ist verrückt.«

      »Ja, du hast recht.« Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein merkwürdiges Lächeln ab, das Ciel nicht zu deuten wusste.

      »Klar kann es bloß Zufall sein, dass sie, egal wohin sie auch geht, Unglück bringt und Menschen sterben. Aber wenn du mich fragst, es gibt keine Zufälle im Leben.«

      Das bestätigte, was sie gedacht hatte. Doch bevor sie etwas dazu sagen konnte, entdeckte sie etwas am Strand. Weit unten in der Nähe des Ufers, von oben kaum zu erkennen, sah sie plötzlich die Überreste von etwas Schwarzem, Verkohltem.

      »Aber das ist doch …«, flüsterte sie. Konnte das da unten etwa Luciens Hütte gewesen sein, die sie niedergebrannt hatte?

      »Da unten wohnte er. Lucien«, durchbrach Oscuro die Stille, als würde er ihre Gedanken lesen können.

      Sie blickte ihn erschrocken an.

      »Aber er ist tot. Ist am ganzen Leibe verbrannt. Nun ist nur noch Asche von ihm übrig. Ich habe keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.«

      »Aber Lucien lebt!« Ciel spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich und ihr leicht schwindelig wurde. Lucien konnte nicht tot sein! Er lebte! Oder war sie nun etwa komplett verrückt geworden und hatte sich nur eingebildet, dass er bei ihr gewesen war?

      Oscuro lachte plötzlich laut auf. »Ich mach nur Spaß. Wollte dein Gesicht sehen, wenn ich dir diese Lüge erzähle. Klar lebt der Spinner. So schnell sterben wir nicht. Wer den Himmel berühren kann, hat keine Feinde zu fürchten.«

      Ciel schaute ihn unsicher an. Warum sagte er so etwas Eigenartiges und wieso machte er so böse Scherze über Lucien?

      Doch Oscuro beachtete sie nicht weiter, sondern sah wieder aufs Meer hinaus.

      »Ich würde meine Zwillingsschwester wirklich gerne sehen«, nahm sie nach einer Weile wieder das Thema auf. »und ihr helfen.«

      »Ich würde es auch toll finden, wenn ihr euch begegnet, aber«, er sah sie an, und in seinen Augen funkelte Besorgnis, »hoffentlich passiert dir dann nicht auch etwas Schlimmes. Ich würde es nicht ertragen, wenn du stirbst.«

      »Aber was redest du denn da? Sie würde mich niemals töten. Sie ist doch meine Schwester!« Ciel lachte und spürte eine Freude in ihrem Herzen, die sie noch nie zuvor in sich gespürt hatte. Das Wort Schwester auszusprechen, ließ ihr Herz höherschlagen.

      »Oh, klar. Natürlich. Tut mir leid, dass ich das gesagt habe.« Oscuro lachte ebenfalls, doch sein Lachen hörte sich irgendwie gezwungen an.

      Ciel streckte sich auf der Decke aus und blickte zum strahlend blauen Himmel empor. Zwei Möwen glitten über ihre Köpfe hinweg. Das Rauschen der Wellen war beruhigend. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so gut gegessen und sich so wohl gefühlt. Eine bleierne Müdigkeit überfiel sie und so schloss sie die Augen. Sie spürte, wie Oscuro ihr über den Kopf strich, wie seine Finger über ihr Haar glitten und auf ihrer Wange ruhten.

      Sie würde alles dafür geben, ihn und Lucien wiederzusehen und mehr mit ihnen zu unternehmen. Dinge, die Freunde halt so taten, ins Kino gehen oder zum Strand. Beide waren unglaublich nett. Sie könnten tatsächlich Freunde werden. Ciel wünschte sich so sehr Freunde. Solange Lucien und Oscuro bei ihr wären, wäre ihr dunkles Leben von Licht erhellt. Und wenn dann noch ihre Schwester bei ihr war …

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUV
Скачать книгу