Das Biest in Dir. Felix Hänisch

Das Biest in Dir - Felix Hänisch


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laute Kriegsgebrüll Baaludors die unterirdischen Kerkerräume ein zweites Mal.

      »Was zum ...«, grunzte Drug verärgert, als er mit einer bösen Vorahnung den Kopf nach hinten wandte. Aber kaum hatten seine an die Dunkelheit bestens angepassten Augen das Geschehen erfasst, stockte ihm der Atem. Varinez von dem zuvor stets eine so erhabene Ruhe ausgegangen war, dass es selbst ihm Respekt eingeflößt hatte, rollte quer über den Boden und presste sich dabei den Stumpf seines linken Unterarmes fest gegen den Brustkorb. Grünes Blut schoss einer Fontäne gleich aus der Wunde hervor, während der Vorugnaï-Gosh wie ein verwundetes Schwein um sein Leben quiekte.

      Baaludor ließ indessen seine kurzen Arme windmühlenartig durch die Luft kreisen. Doch all seine Kraft nützte dem Koloss nichts, da es der Gestalt, auf die er immer wieder einschlug und die fast zur Gänze von seinem fetten Wanst verdeckt wurde, scheinbar mit Leichtigkeit gelang, ihm auszuweichen.

      »Ich hab euch gewarnt, was passiert, wenn ihr den Elfen nicht ruhigstellen könnt!«, donnerte Drug, setzte seinen Fuß neben Darius’ Kopf auf den Boden und drehte sich nun gänzlich um.

      Obwohl es ihm im ersten Augenblick widerstrebte, sich aus dem Handgemenge herauszuhalten, wartete er lieber noch kurz ab, anstatt seinen Landsleuten sofort zu Hilfe zu eilen, so wie sie es zuvor bei ihm getan hatten.

      Wie jeder Ork, der etwas auf sich hielt, hatte Drug sich in seinem Leben noch nie der Feigheit schuldig gemacht. Aber im Gegensatz zu den meisten seiner Artverwandten auch noch nie der Dummheit. Klug genug, um nachzudenken, bevor er handelte, rührte er sich nicht von der Stelle, sondern verfolgte interessiert das Geschehen. Irgendetwas sagte ihm, dass sie es hier nicht mit dem elfischen General zu tun hatten, der bis eben noch vor ihnen auf dem Boden gekniet und ihr Gelächter auf sich gezogen hatte.

      »Hilf mir, Drug! Mach ihn nieder, der Elf ist wahnsinnig geworden!«, schnaubte Baaludor schweratmig und schlug noch immer mit seinen massigen Armen um sich, als wolle er eine Fliege verscheuchen. Drug dachte allerdings gar nicht daran, auch nur eine Kralle krumm zu machen, solange er sich nicht selbst in unmittelbarer Gefahr befand.

      Einer weniger, um den ich mich sonst später kümmern müsste, dachte er nur und schaute mit misstrauischem Blick auf Varinez, der sich nach wie vor wild grunzend auf den Steinfliesen wälzte. Verzweifelt versuchte der sich den Armstumpf mit Hilfe seines sackartigen Obergewandes abzubinden, während die Blutlache um ihn herum stetig größer wurde.

      »Aber ich kann weder seine Hand sehen, noch die Waffe, mit der sie ihm abgeschlagen wurde«, murmelte Drug nachdenklich an sich selbst gewandt, während er umsichtig versuchte, einen Blick auf die Gestalt zu werfen, die seinen Mitgefangenen so übel zugerichtet hatte. Die Qualen, welche der Verblutende unterdessen erleiden musste, störten ihn nicht. Im Gegenteil.

      »Drug, du elender Hundesohn, wo bist du? Warum hilfst du mir nicht?«, rief Baaludor erneut und drehte den wulstigen Hals ein Stück weit, um sich nach seinem vermeintlichen Unterstützer umzusehen. Doch diese kleine Ablenkung war es, auf die sein Gegner gewartet zu haben schien. Schneller als Drug oder er selbst es für möglich gehalten hätte, fand das Leben des dickbäuchigen Vorugnaï-Gosh jäh ein gewaltsames Ende.

      Die Gestalt, die bisher nur im Schatten seines gewaltigen Körpers den unkoordinierten Schlägen ausgewichen war, von denen jeder einzelne einen ausgewachsenen Kanima zu Boden geworfen hätte, hatte sich nun kurzerhand zum ersten Gegenangriff entschlossen. Ein einzelner, aufwärtsgeführter Fauststoß auf das Kinn des Kolosses genügte, um ihn gut zwei Manneslängen weit durch die Luft zu schleudern. Mit dem Geräusch eines nassen Sackes schlug er auf dem Boden auf und erhob sich nicht mehr.

      In diesem Augenblick wurde Drug eines klar: Bei dem tobenden Elfen, der ihm plötzlich auf so unverhoffte Art und Weise seine beiden unliebsamen Artgenossen vom Hals geschafft hatte, handelte es sich nicht um den General. Obwohl es ihm schon immer schwergefallen war, Elfen voneinander zu unterscheiden und er sie bisweilen sogar schon mit Menschen verwechselt hatte, konnte er ganz deutlich das lange, blonde Fell auf dem Kopf von diesem erkennen. Das des Generals hingegen war kurz und schwarz.

      »Du?«, knurrte Drug nur, als er den bisher stets in sich zusammengekauerten Waldbewohner als das erkannte, was er war. Einen Killer. »Wie hast du das fertiggebracht?« Die Stimme des Vorugnaï-Gosh klang zittrig und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er so etwas wie Angst. Doch indem er das Maul aufriss und somit seine mächtigen Hauer noch deutlicher zur Geltung brachte, versuchte er über dieses unangenehme und ihm bis zum heutigen Tage völlig fremdartige Gefühl hinwegzutäuschen.

      Der Elf antwortete nicht, sondern schritt nur langsam auf ihn zu. Seine Kleidung, die aus einem ohnehin schon giftgrünen Umhang bestand, war über und über mit Orkblut bedeckt. Und für Drug stellte sich nun nicht mehr die Frage, wie die Hand von Varinez, dessen Schreie inzwischen zu einem leisen Wimmern verkommen waren, abgetrennt worden war oder wo sie sich befand.

      Mit dem unverkennbaren Knacken, das Knochen von sich gaben, die dem mahlenden Prozess eines mächtigen Kiefers ausgesetzt waren, biss sein Gegenüber auf die orkische Klaue, die quer in seinem Mund steckte. Es war dem Grüngeschuppten ein Rätsel, wie der Elf es geschafft hatte, doch irgendwie musste er seinem Zellengenossen die Pranke in einem Stück vom Arm abgerissen haben.

      Genüsslich kaute er auf dem Gliedmaß herum, wobei das erstaunlich laute Splittern der Knöchel, sowie das mehrere Schritte weit herausspritzende Blut, selbst Drug einen kalten Schauer über den Rücken jagten. Ein kleiner Teil von ihm bereute inzwischen, dass er Baaludor nicht geholfen hatte, den berserkerhaften Elfen niederzumachen. Doch der weitaus größere Teil fasste sich ein Herz, senkte angriffslustig den Kopf und stellte sich dem Unvermeidbaren entgegen.

      »Wer bist du?«, knurrte Drug bedrohlich und machte sich bereit, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne irgendeine Art von überflüssiger, wenn auch sonst so berauschender Gewalt gegen seinen Feind vorzugehen. Mit einer einzigen schnellen Attacke würde er den unverhofft aufgetauchten Gegner zu Fall bringen und dann sogleich seine Zähne in dessen süßem Fleisch versenken.

      »Mit den beiden anderen magst du leichtes Spiel gehabt haben, Blumenfresser. Doch jetzt hast du es mit einem echten Krieger zu tun.« Kraftvoll schlug Drug sich mit der Faust auf die mächtige Brust. Obwohl er wusste, dass seine beiden Artgenossen, von denen einer noch immer am Boden zappelte, ihm durchaus ebenbürtig waren, ließ seine Ehre den Gedanken nicht zu, einem einzelnen, unbewaffneten Elfen zu unterliegen.

      »Du wirst mir endlich mal ein würdiger Gegner sein, im Gegensatz zu deinem Landsmann – dem Stolz der Waldelfenarmee. Oder diesem halb toten Menschen.« Drug grunzte verächtlich und zog die Nase hoch. Die Angst, welche er zuvor noch empfunden hatte, wandelte sich nun zusehends in blutrünstige Kampfeslust. »Bringen wir es zu Ende, Elflein. Zeig was du kannst!«

      Ohne den Blick seiner stechend blauen Augen von ihm abzuwenden, drehte der Sohn Sylfones den Kopf ein wenig zur Seite und ließ beiläufig seine Beute zu Boden fallen. Mit einem schmatzenden Geräusch schlug die Hand auf dem Kerkerboden auf. Dünne, klebrige Fäden aus Spucke und Blut verbanden sie noch für einen Moment mit dem Mund des Elfen und rissen erst ab, als er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Für Drug ein eindeutiges Zeichen, dass der Sieger ihrer Auseinandersetzung – egal wer es sein mochte – sich am Fleisch des Verlierers laben würde.

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