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Hero Leander
In der inneren Welt
In der inneren Welt (2)
Eine neue Heimat im Reich von Agartha
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2017
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.
Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhaltsverzeichnis
Das Leben geht weiter
Als der Winter vorbei war, dachte Wolfgang daran, dass ja sein erlebnisreicher Ausflug nach Posid nun schon ein dreiviertel Jahr her war. Alle Erinnerungen daran verblassten langsam und hatten in ihm schon fast einen unwirklichen Eindruck erreicht. Nur die beiden Rosen in seinem Schlafzimmer erinnerten ihn täglich an seinen Schlafraum im Wohntrichter des Bergkristall-Clans und an Diane.
Seine Waldspaziergänge waren inzwischen zur Gewohnheit geworden. Am Wochenende ging er ständig vormittags in den Wald, zu dem er ja inzwischen nur fünfzehn Minuten zu Fuß hatte. Im Februar war Wolfgang in den Leipziger Stadtteil Leutzsch zurückgezogen, in dem er ja auch großgeworden war. Hier in Waldnähe fühlte er sich wohl und konnte bei seinen Spaziergängen stets frische Kraft für die neue Arbeitswoche tanken. Zusätzlich hatte er sich so auch seinen Traum von Weihnachten zum Teil erfüllt. Wolfgang wohnte jetzt wirklich in der Nähe eines Waldes, welcher fast so dicht war, wie der, den er in Posid kennengelernt hatte.
Bei seinen Wanderungen durch den frühlingshaften Wald begegnete ihm immer öfter eine etwa dreißigjährige Frau, die ihn dabei stets leicht anlächelte, wenn sie ihn erkannte. Manchmal aber, wenn sie ihn nicht bemerkte, strahlte ihre ganze Erscheinung große Traurigkeit aus.
Anfangs wunderte sich Wolfgang nur über diese Frau. Doch mit der Zeit wurde er neugierig, denn er traf sie relativ häufig und immer allein. Es verging kaum ein Wochenende, an dem sie sich nicht begegneten.
Einmal im Mai sah er sie auf einer Bank neben der großen Waldwiese sitzen, auf der auch einige Spielgeräte für Kinder standen. Hier hatte Wolfgang als Kind ebenfalls oft gespielt. Damals gab es hier noch die Gaststätte Der wilde Mann, in der es wunderbare Fassbrause für zehn Pfennige gab. Daran erinnerte sich Wolfgang oft, wenn er hier vorbeikam. Doch an diesem Maivormittag traf er hier diese unbekannte Frau. Da niemand weiter in der Nähe war, ging Wolfgang davon aus, dass die Frau auch diesmal wieder ganz allein hier war. Nun grüßte er sie freundlich und fragte, ob er sich mit auf die Bank setzen dürfe.
Sie nickte und meinte: „Die Bank gehört mir nicht. Sie ist für alle da.“
„Das stimmt schon, aber … na ja, ich wollte Sie nicht stören.“
„Sie stören mich nicht.“
Nun suchte er krampfhaft einen Gesprächsstoff, um ein sinnvolles Gespräch mit ihr in Gang zu bringen. „Sie sind oft hier im Wald.“
„Ja, es gibt nichts Schöneres als die Ruhe des Waldes.“
„Da haben Sie recht. Mir gefällt es hier auch sehr. Vor allem die angenehme Ruhe tut mir gut.“
Da sah sie ihn verwundert mit ihren traurigen Augen an und meinte: „Es ist ungewöhnlich, dass sich Männer nach der Ruhe des Waldes sehnen.“
„Diese Ruhe im Wald hat so etwas Besinnliches in sich. Deshalb gehe ich lieber vormittags hierher, wenn es nur wenige Spaziergänger gibt. Geht das Ihnen auch so?“
Sie nickte und ihr Gesicht zeigte wieder diese Traurigkeit, die er schon öfter bei ihr gesehen hatte. Um sie aufzumuntern, sagte er: „Ist es nicht seltsam, dass wir uns so oft hier im Wald begegnen. Und jetzt sitzen wir hier, als würden wir uns schon lange kennen. Übrigens, ich heiße Wolfgang.“
Sie lächelte jetzt etwas und erwiderte: „Ich weiß.“
Ruckartig dreht er sich jetzt ganz zu ihr und starrte sie an. In ihrem Gesicht war aber nichts zu erkennen, was ihn an irgendeine Begebenheit erinnerte. „Sie kennen mich?“, fragte er unsicher.
Sie nickte. „Sie sind hier in Leipzig-Leutzsch in die Schule gegangen?“
„Ja! Sie etwa auch?“
Wieder nickte sie. „Ich war genau wie Sie im Schulchor.“
Völlig überrascht antwortete Wolfgang: „Was denn, Sie waren … Du warst … im Schulchor?“ Wieder suchte er in ihrem Gesicht und auch in seinem Gedächtnis nach Erinnerungen, aber er fand nichts.
„Sie werden sich nicht an mich erinnern. Sie waren damals sechzehn und ich erst zehn Jahre alt.“
Erleichtert sagte Wolfgang: „Oh! Dann wundert es mich nicht. Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Können wir trotzdem beim Du bleiben?“
Wieder nickte sie.
„Darf ich fragen, wie du heißt?“
„Marina.“
„Wohnst du immer noch in Leutzsch?“
„Ja, wieder. Ich wohne in der Nähe des Diakonissenhauses. Und du?“
„Ich wohne in der Phillip-Reis-Straße. Kennst du sie?“
Jetzt lachte sie kurz auf. „Ich habe als Kind in der Gaußstraße gewohnt. Das ist gleich bei deiner Straße. Das Haus gibt es jetzt aber nicht mehr. Inzwischen ist dort eine große Wiese.“
„Jetzt verstehe ich