Ein Märchenbaum erzählt. Manfred Sacher

Ein Märchenbaum erzählt - Manfred Sacher


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      Manfred Sacher

      Ein Märchenbaum erzählt

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2014

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

       detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

       Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Der Märchenbaum

       Die Wasserfee

       Der goldene Apfel

       Der verzauberte Wald

       Der hölzerne Fingerhut

       Die verschwundene Zeit

       Der verzauberte Weihnachtsmann

       Molly, die kleine Nebelhexe

       Die Teufelsmühle

       Der Märchenbaum

      Wenn du an Märchen, Mythen und Sagen glaubst und dich daran erfreuen kannst, dann wirst du ihnen auch begegnen.

      Dem Märchenbaum.

      Es ist eine uralte Eiche mit einer weitverzweigten Krone.

      Legst du dich in ihren Schatten, schließt die Augen und hörst ganz genau hin, dann kannst du ihn erzählen hören.

      Von Prinzen und Prinzessinnen.

      Von guten und von bösen Feen.

      Aber auch von Teufeln und machtgierigen Zauberern.

      Ja, der Märchenbaum kennt sie alle.

       Die Wasserfee

      Es war vor langer Zeit, als es noch Zauberer und Feen gab, da lebte auf einem Schloss die Prinzessin Rosengold. Sie liebte Blumen und vor allem Rosen über alles. Allen begegnete sie mit freundlichen Worten, war hilfsbereit und immer gut gelaunt. Da ihr Geburtstag bevorstand, überlegten ihre Eltern, sie zu verheiraten. So wurden Boten in alle Königreiche entsannt und die heiratsfähigen Prinzen auf das Schloss eingeladen.

      Die Königsleute wussten nicht, dass sich ihre Tochter schon seit geraumer Zeit mit einem jungen, hübschen Prinzen traf. Ihre Liebe wurde von Mal zu Mal größer. So hatten sie sich geschworen, nie mehr voneinander zu lassen und sich immer treu zu bleiben.

      Eines Tages beim Frühstück sprach der König zu seiner Tochter: „Mein liebes Kind. Du bist jetzt in einem Alter, in dem wir nach einem Gemahl für dich Ausschau halten müssen. Deshalb haben wir die heiratsfähigen Prinzen der Nachbarländer aufs Schloss eingeladen.“

      „Aber lieber Vater, warum habt ihr nicht vorher mit mir darüber gesprochen? Vielleicht hab ich mir ja schon längst einen Gemahl ausgesucht. Alt genug bin ich wohl, um selbst zu entscheiden.“

      Die Königin schaute ihre Tochter erschrocken an. Sie hatte bis jetzt geglaubt, dass ihre Tochter nur mit ihren Zofen Umgang hat, und nun dies. „Prinzessin, was sagst du denn da. Das kann doch nur ein Scherz sein. Nein, nein, wir werden einen für dich aussuchen, der zu dir passt. Schließlich müssen wir auch darauf achten, dass er eine große Brautgabe mitbringt. Du weißt doch, dass unsere Schatzkammer leer ist. Wir müssen unser Schloss instand setzen lassen und dabei kann uns nur ein reicher Prinz helfen. Dein Vater und ich haben es so beschlossen und dabei soll es bleiben.“

      „Ich werde keinen nehmen, nur weil er reich ist. Ich will doch auch glücklich sein. Nein, ich suche mir meinen zukünftigen Gemahl schon selbst aus“, entgegnete die Prinzessin.

      „Das sollst du auch, mein Kind“, versuchte der König seine Tochter zu beruhigen. „Du suchst dir aus denen, die wir eingeladen haben, den aus, der dir am besten gefällt. Nur darf er eben auch reich sein. Er muss sogar reich sein.“

      Die Prinzessin verstand ihre Eltern nicht mehr. So gierig kannte sie die beiden gar nicht. Nur, weil Geld gebraucht wurde, sollte sie ihre Liebe opfern. Sie dachte gar nicht daran. Mit Tränen in den Augen rannte sie, ohne noch ein Wort dazu zu sagen, aus dem Schloss. Ihre beiden Zofen folgten ihr auf dem Fuße. „Bleibt ja, wo ihr seid, und lasst mich gefälligst allein mit meinem Kummer. Wenn ich euch brauche, werde ich nach euch rufen.“

      Die Prinzessin lief zu ihrem Lieblingsplatz unten am See. An dessen Ufer stand eine uralte Trauerweide, deren Äste wie ein Vorhang bis fast aufs Wasser reichten. Hierher hatte sie sich eine Bank stellen lassen. Dies war ihr Platz, wenn sie traurig, aber auch, wenn sie glücklich war. Den Fischen, die sich im glasklaren Wasser tummelten, vertraute sie ihre Sorgen und Gefühle an. Die konnten ihr nicht widersprechen und keine Ratschläge geben, wie sie sich zu verhalten hatte. Dabei hatte sie schon oft bemerkt, dass ein silberglänzender Fisch ihr besonders zuzuhören schien. Was natürlich nicht sein konnte, aber sie glaubte einfach daran.

      Als sie sich mit verweinten Augen auf der Bank niedersetzte und anfing, ihr trauriges Herz auszuschütten, war auch dieses Fischlein wieder da. Es schwamm nicht herum wie die anderen, nein, es schien der Prinzessin zuzuhören.

      „Ach, liebes Fischlein, du hast es gut. Du kannst schwimmen, wohin du willst. Keiner macht dir Vorschriften. Du kannst deinen Liebsten sicher selbst auswählen. Ich soll einen zum Manne nehmen, den ich nicht kenne und nicht liebe, nur weil er reich ist.“ Dicke Tränen rannen ihr über die Wangen. Wie durch einen Schleier nahm sie alles um sich herum wahr und konnte sich gar nicht beruhigen.

      Da vernahm sie eine leise, zarte Stimme: „Liebe Prinzessin Goldhaar, sei nicht traurig, es wird alles gut werden. Glaub einfach fest daran.“

      Erstaunt schaute sich die Prinzessin um, konnte aber niemanden sehen. „Wer hat da gesprochen? Zeige dich, wer du auch bist.“ Ich höre schon Stimmen, die es gar nicht gibt, ging es ihr durch den Kopf. „Siehst du, kleines Fischlein, wie es um mich steht? Ach, könnt ich auch schwimmen, wohin ich möchte!“

      „Prinzessin Goldhaar, Prinzessin Goldhaar“, hörte sie ihre Zofen rufen. „Der König, Euer Vater, möchte Euch sehen. Ein Gast ist eingetroffen, kommt schnell!“

      Ein


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