Umsatzsteuerrecht. Christian Möller
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III. Rechtsfolgen der Organschaft
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Liegt eine Organschaft vor, sind die im Inland gelegenen Unternehmensteile „als ein Unternehmen zu behandeln“ (§ 2 Abs. 2 Nr 2 S. 3 UStG). Im Ergebnis wird die Organgesellschaft damit für Zwecke der Umsatzsteuer (weitgehend) behandelt wie ein rechtlich unselbstständiger Betriebsteil des Organträgers. Dies hat vor allem zwei Konsequenzen:
• | Umsatzsteuerrechtlicher Unternehmer ist nur der Organträger. Dieser hat neben seinen eigenen Umsätzen auch die Umsätze der Organgesellschaft(en) zu versteuern; der Organträger macht auch den Vorsteuerabzug aus Leistungen geltend, die seine Organgesellschaften bezogen haben. Nur der Organträger gibt USt-Voranmeldungen und USt-Jahreserklärungen ab (verfahrensmäßige Vereinfachung). |
• | Umsätze zwischen Gesellschaften eines Organkreises sind nicht steuerbar (nicht steuerbare Innenumsätze). Darin kann ein wesentlicher Anreiz liegen, gezielt die Voraussetzungen einer Organschaft herbeizuführen. |
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Beispiel: [98]
Die P-AG ist die Konzernspitze eines „Pflege-Konzerns“. Sie hat zahlreiche Tochter-GmbHs („Pflege-GmbHs“). Die Pflege-GmbHs betreiben jeweils ein Pflegeheim für Senioren und erbringen dabei jeweils umsatzsteuerfreie Leistungen (§ 4 Nr 16 UStG). Weitere Tochter-GmbHs der P-AG erbringen konzernintern Catering- und Reinigungsleistungen an die Pflege-GmbHs. Wenn eine Organschaft nicht vorliegt, sind die Catering- und Reinigungsleistungen steuerbar und steuerpflichtig; die Pflege-GmbHs können die gezahlte USt aber nicht als Vorsteuer abziehen, weil sie die bezogenen Leistungen einsetzen, um steuerfreie Ausgangsumsätze zu erbringen (§ 15 Abs. 2 S. 1 Nr 1 UStG; s. noch Rn 753 ff). Die Umsatzsteuer führt daher zu einer definitiven Steuerbelastung des Konzerns. Sind die leistenden Gesellschaften und die Pflege-GmbHs dagegen durch eine Umsatzsteuer-Organschaft verbunden, sind die Catering- und Reinigungsleistungen nicht steuerbare Innenumsätze; die (definitive) Belastung mit Umsatzsteuer wird vermieden.[99]
Anmerkungen
UStAE Abschn. 2.1 Abs. 1 S. 1.
BFH, Urt. v. 18.12.1980 – V R 142/73, BeckRS 1980, 22005604; UStAE Abschn. 2.1 Abs. 2 S. 1.
UStAE Abschn. 2.1 Abs. 2 S. 2.
UStAE Abschn. 2 S. 3 unter Verweis auf BFH, Urt. v. 25.3.1993 – V R 42/89, DStR 1993, 1365, und BFH, Urt. v. 29.4.1993 – V R 38/89, DStR 1993, 1364 f.
UStAE Abschn. 2.1 Abs. 5 S. 1.
Klenk, in: Sölch/Ringleb, UStG, 77. EL Juni 2016, § 2 Rn 29.
Stadie, in: Rau/Dürrwächter, UStG, 168. Lief. 07.2016, § 2 Rn 497.
UStAE Abschn. 2.2 Abs. 1 S. 1.
S. etwa BFH, Urt. v. 25.6.2009 – V R 37/08, DStR 2009, 1848 (1849).
UStAE Abschn. 2.2 Abs. 2 S. 1 unter Verweis auf BFH, Urt. v. 2.12.1998 – X R 83/96, DStR 1999, 711 (713); BFH, Urt. v. 11.10.2007 – V R 77/05, DStR 2008, 351 (353).
BFH, Urt. v. 14.4.2010 – XI R 14/09, BeckRS 2010, 24004137; BFH, Urt. v. 25.6.2009 – V R 37/08, BeckRS 2009, 24003758; UStAE Abschn. 2.2 Abs. 1 S. 8.
UStAE Abschn. 2.3 Abs. 5 S. 1.
UStAE Abschn. 2.3 Abs. 5, 6.
S. für den Nießbrauch BFH, Urt. v. 16.12.1971 – V R 41/68, BeckRS 1971 22001362.
BFH, Urt. v. 13.11.2003 – V R 59/02, BeckRS 2003, 24001578.
S. zuletzt BFH, Urt. v. 12.8.2015 – XI R 43/13 (Unternehmereigenschaft bejaht bei Verkauf von 140 Pelzmänteln auf eBay), BeckRS 2015, 95594 = Möller, SteuK 2015, 473. S. auch BFH, Urt. v. 26.4.2012 – V R 2/11, DStR 2012, 965 ff (die Unternehmereigenschaft wurde hier bejaht für Eheleute, die in weniger als vier Jahren in über 1200 einzelnen Verkaufsvorgängen diverse Gebrauchsgegenstände für über € 100 000 veräußert hatten).
BFH, Urt. v. 4.6.1987 – V R 9/79, NJW 1988, 935 ff.
BFH, Urt. v. 7.9.1995 – V R 25/94, DStR 1996, 18 f.
Einzelheiten dazu bei Möller, ZfIR 2014, 280 ff; zum „Erlöspooling“ der Eigentümer von PV-Modulen auf einem größeren Solarfeld mittels einer KG s. auch BFH, Beschl. v. 11.6.2015 – V B 140/14 (NV), BeckRS 2015, 95373 = Möller, SteuK 2015, 449 (Unternehmereigenschaft abgelehnt, s. u. Fn 134).
S. zum Folgenden auch Reiß, Umsatzsteuerrecht, 13. Aufl. 2015, Rn 204 ff.
Dazu gibt es eine Parallele in der ESt/GewSt: Auch hier soll ausnahmsweise einmaliges Handeln „nachhaltig“ i. S. d. § 15 Abs. 2 EStG sein, also zu gewerblichen Einkünfte und Gewerbesteuer führen, s. etwa BFH, Urt. v. 22.4.2015 – X R 25/13, BeckRS 2015, 95592 m. w. N. = Möller, GWR 2015, 439.
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