Карлик Нос и другие любимые сказки. Уровень 1 / Der Zwerg Nase und andere Lieblingsmärchen. Вильгельм Гауф
rief er:
«Oh – oh, halt, oh!«
Da hielten die Pantoffeln. Muck warf sich auf die Erde nieder.
Die Pantoffeln freuten ihn ungemein. Er schlief trotz seiner Freude vor Erschöpfung ein. Das Körperlein des kleinen Muck trug so schweren Kopf. Im Traum erschien ihm das Hundlein, welches ihm im Hause der Frau Ahavzi half. Das Hundlein sprach zu ihm:
«Lieber Muck! Wenn du dich in Pantoffeln dreimal auf dem Absatz herumdrehst, so kannst du hinfliegen, wohin du nur willst. Mit dem Stöcklein kannst du Schätze finden. Wo Gold vergraben ist, da wird es dreimal auf die Erde schlagen, bei Silber zweimal.«
So träumte der kleine Muck. Als er aber aufwachte, dachte er über den wunderbaren Traum einen Versuch zu machen. Er zog die Pantoffeln an. Er lupfte einen Fuß. Er begann sich auf dem Absatz umzudrehen.
Der arme Kleine fiel einigemal tüchtig auf die Nase. Endlich glückte es. Er fuhr auf seinem Absatz herum, wünschte sich in die nächste große Stadt, und – die Pantoffeln ruderten hinauf in die Lüfte. Sie liefen mit Windeseile durch die Wolken. Und befand sich der kleine Muck auf einem großen Marktplatz. Viele Buden waren hier aufgeschlagen. Unzählige Menschen liefen hin und her.
Der kleine Muck bedachte nun ernstlich, was er wohl anfangen kann, um sich ein Stück Geld zu verdienen. Er hatte zwar ein Stäblein, das ihm Schätze anzeigte. Aber wo soll er gleich einen Platz finden, wo Gold oder Silber vergraben waren? Endlich beschloss er, sich als Schnellläufer zu verdingen[33]. Der König dieser Stadt bezahlt am besten, so erfragte er den Palast.
Unter dem Tor des Palastes stand eine Wache. Die Wache fragte ihn, was er hier sucht. Auf seine Antwort, dass er einen Dienst sucht, wies man ihn zum Aufseher der Sklaven. Der Aufseher maß ihn mit seinen Augen von Kopf bis zu den Füßen und sprach:
«Wie, mit deinen Füßlein, willst du königlicher Schnellläufer werden? Hebe dich weg![34]«
Der kleine Muck versicherte ihm aber, dass er es mit dem Schnellsten auf eine Wette ankommen lassen will. Der Aufseher führte ihn in die Küche. Er selbst aber begab sich zum König und erzählte ihm vom kleinen Muck und seinem Anerbieten. Der König war ein lustiger Herr. Er befahl ihm, auf einer großen Wiese hinter dem Schloss Anstalten zu treffen. Der König erzählte seinen Prinzen und Prinzessinnen über das Schauspiel. Als der Abend herankam, strömten alle auf die Wiese hinaus.
Der König und seine Söhne und Töchter nahmen Platz auf dem Gerüst. Ein allgemeines Freudengeschrei ertönte. Eine solche Figur hat man dort nie gesehen. Das Körperlein mit dem mächtigen Kopf, das Mäntelein und die weiten Beinkleider, der lange Dolch in dem breiten Gürtel, die kleinen Füßlein in den weiten Pantoffeln – nein! Es war sehr drollig. Der kleine Muck stellte sich stolz und erwartete seinen Gegner. Der Aufseher der Sklaven hat den besten Läufer ausgesucht. Beide harrten auf das Zeichen. Da winkte Prinzessin Amarza mit ihrem Schleier, und flogen die beiden Wettläufer über die Wiese hin.
Von Anfang hatte Mucks Gegner einen bedeutenden Vorsprung. Aber Muck jagte ihm auf seinem Pantoffelfuhrwerk nach und holte ihn ein. Dann überfing er ihn und stand längst am Ziele, als jener noch daherlief. Verwunderung und Staunen fesselten einige Augenblicke die Zuschauer. Der König klatschte in die Hände. Die Menge jauchzte. Alle riefen:
«Hoch lebe der kleine Muck[35], der Sieger im Wettlauf!«
Der kleine warf sich vor dem König nieder und sprach:
«Großmächtigster König! Gib mir eine Stelle unter deinen Läufern!«
Der König aber antwortete ihm:
«Nein, du sollst mein Leibläufer und immer um meine Person sein, lieber Muck! Jährlich sollst du hundert Goldstücke erhalten als Lohn. An der Tafel meiner ersten Diener sollst du speisen.«
So fand denn Muck endlich das Glück, das er so lange suchte. Er war fröhlich und wohlgemut in seinem Herzen. Auch erfreute er sich der besonderen Gnade des Königs. Der König gebrauchte ihn zu seinen schnellsten und geheimsten Sendungen.
Der kleine Muck in kurzer Zeit wurde Oberleibläufer[36]. Aber die übrigen Diener des Königs waren nicht zufrieden. Sie veranstalteten daher manche Verschwörung gegen ihn, um ihn zu stürzen.
Aber hatte Muck zu gutes Herz. Da nahm er sein Stäblein. Er hat gehört, dass der Vater des jetzigen Königs viele seiner Schätze vergraben hat. Und wo? Wo ist das Geld des alten Königs vergraben? Eines Abends führte ihn der Zufall in einen entlegenen Teil des Schlossgartens. Plötzlich schlug das Stöcklein in seiner Hand dreimal gegen den Boden.
Der kleine Muck zog daher seinen Dolch heraus. Er machte Zeichen in die Bäume und schlich sich wieder in das Schloss. Dann nahm er einen Spaten.
Seine Arme waren gar zu schwach, sein Spaten aber groß und schwer. Endlich stieß er auf etwas Hartes. Das klang wie Eisen. Muck grub jetzt emsiger, und bald sah er einen großen eisernen Deckel. Er fand einen großen Topf, mit Goldstücken angefüllt. Aber seine schwachen Kräfte reichten nicht hin, den Topf zu heben. Steckte er in seine Beinkleider und seinen Gürtel, so viel er zu tragen vermochte. Auch füllte er sein Mäntelein damit. Dann kam er auf sein Zimmer und verwahrte dort sein Gold unter den Polstern seines Sofas.
Jetzt wird das Blatt wenden! Er wird viele Gönner und warme Anhänger erwerben. Aber nein. Das Gold, das der kleine Muck austeilte, erweckte den Neid der übrigen Hofbediensteten. Der Küchenmeister sagte:
«Er ist ein Falschmünzer.«
Der Sklavenaufseher Achmet sagte:
«Er hat das dem König abgeschwatzt.«
Archaz, der Schatzmeister, sein ärgster Feind, sagte geradezu:
«Er hat das gestohlen.«
Eines Tages stellte der Obermundschenk[37] Korchuz sich traurig vor die Augen des Königs. Der König fragte, was ihm fehle.
«Ah«, antwortete Korchuz,»ich bin traurig, dass ich die Gnade meines Herrn verlor.«
«Quatsch, Korchuz!«entgegnete ihm der König.»Warum sagst du so?«
«Der König beladet den geheimen Oberleibläufer mit Gold, und seinen armen, treuen Dienern gibt nichts«, antwortete ihm der Obermundschenk.
Der König war sehr erstaunt. Hat Muck das Geld aus der Schatzkammer gestohlen? Sehr lieb war diese Wendung der Sache dem Schatzmeister. Der König gab daher den Befehl, des kleinen Muck achtzugeben. Als nun in der Nacht, nahm der kleine Muck den Spaten und schlich in den Schlossgarten, folgten ihm von weitem die Wachen. Da er das Gold aus dem Topf in sein Mäntelein legen wollte, fielen sie über ihn her. Sie banden ihn und führten ihn sogleich vor den König. Der König war mürrisch und stellte sogleich das Verhör über ihn an. Man hat den Topf aus der Erde gegraben und mit dem Spaten und mit dem Mäntelein voll Gold vor die Füße des Königs gesetzt. Der Schatzmeister sagte aus, dass Muck diesen Topf mit Gold gerade in die Erde gegraben hat.
Der kleine Muck sagte aus, dass er diesen Topf im Garten entdeckt hat.
Alle Anwesenden lachten laut über diese Entschuldigung. Der König rief aus:
«Wie, Elender! Du willst deinen König so dumm und schändlich belügen!«
Da befahl der König, den kleinen Muck in enge Ketten zu legen und in den Turm zu führen. Der Schatzmeister übergab das Gold und trug es in den Schatz. Aber unten in dem Topf lag ein Zettel, der sagte:
«Der Feind hat mein Land überschwemmt. Daher verberge ich hier einen Teil meiner Schätze. Wer es findet, den treffe der Fluch seines Königs, wenn er es nicht meinem Sohne ausliefert! König Sadi.«
Der kleine Muck stellte in seinem Kerker traurige Betrachtungen an. Er mochte das Geheimnis mit dem Stäbchen dem König nicht verraten. Seine Pantoffeln konnten ihm leider auch keine Hilfe bringen. Da war er in engen Ketten an die Mauer geschlossen. Er konnte sich nicht
33
sich als Schnellläufer zu verdingen – устроиться на службу скороходом
34
Hebe dich weg! – Убирайся!
35
Hoch lebe der kleine Muck! – Да здравствует маленький Мук!
36
Oberleibläufer – старший личный гонец
37
Obermundschenk – старший виночерпий